An vielen Schrauben drehen

© Vierbauch

 

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Stephan Vierbauch aus Obervellach hat für die Milchproduktion auf seinem Betrieb ein System mit höheren Leistungen, Betriebsmittel- und Arbeitseinsatz gewählt und dieses in den letzten Jahren ständig weiterentwickelt.
„Jeder Betrieb muss das passende System für die Milchproduktion innerhalb seiner individuellen Rahmenbedingungen finden“, ist Stephan Vierbauch aus Obervellach überzeugt. Ursprünglich wurde auf dem Kärntner Fleckviehbetrieb mit kleinerer Kuhherde eine saisonale Vollweidehaltung umgesetzt. Die Aufstockung des Kuhbestandes auf 70 Milchkühe inklusive Stallneubau, der begrenzte Anteil an arrondierten Weideflächen (8,5 ha) und die zunehmende Problematik der Sommertrockenheit auf den leichten Böden führten zu einer Anpassung der Strategie.

Kurzrasenweide optimiert

Die Kurzrasenweide und die saisonale Abkalbung spielen auch weiterhin eine zentrale Rolle. Die Abkalbesaison wurde vom Spätwinter in den Herbst beziehungsweise Winteranfang verlegt. Dabei können die frischlaktierenden Kühe im Winter im Stall gut ausgefüttert werden. Wenn die Weidesaison im März beginnt, haben die Kühe die ersten 100 Laktationstage bereits hinter sich und sind wieder trächtig. Wie auch Untersuchungen aus Bayern zeigen, können mit dieser Strategie höhere Einzeltierleistungen erreicht werden. In den Sommermonaten gibt es weder Besamung noch Abkalbung, was die Arbeitsspitzen deutlich entzerrt, denn die Milchproduktion ist sehr arbeitsintensiv, aktuell sind zwei Arbeitskräfte am Betrieb beschäftigt.

Futter braucht Qualität

Zur Weide wird je nach Aufwuchshöhe zugefüttert, bei weniger als 7 cm wird die Zufütterung im Stall erhöht, bei mehr als 7 cm wieder reduziert. Im Mittel wird über die Sommermonate cirka 50 % des Futterbedarfs über die Weide gedeckt. Ab Mitte August werden die ersten Kühe trocken gestellt und auf extensiveren Weiden gehalten. Dadurch sinkt die Besatzdichte auf der Kurzrasenweide und die Zufütterung kann weiter reduziert werden.
Die Kühe werden mit einem Futtermischwagen gefüttert. Bedingt durch die saisonale Abkalbung kann die Mischration einfach an die Laktationskurve angepasst werden. Die Ergänzungsfütterung im Sommer besteht aus cirka 70 % Grassilage, 20 % Grünroggen- und Grünhafersilage und 10 % Heu. Durch die abfallende Laktationskurve über die Sommermonate wird ab Mitte Juli bis zu Beginn der Abkalbeperiode Mitte Oktober kein Kraftfutter zur Ration beigemischt. In den Wintermonaten werden zwei verschiedene Futterrationen gemischt:
Die trockenstehenden Kühe werden separat gehalten und bekommen eine eigene Trockensteherration (60 % Grassilage, 15 % Maissilage und 25 % Stroh). Mineralstoffmischungen mit Vitamin D und Selen haben das Nachgeburtsverhalten deutlich verbessert.
Die Ration der frischmelkenden Kühe besteht aus cirka 55 % Grassilage, 35 % Silomais und 10 %Heu, zusätzlich werden zwei Kraftfutterkomponenten (Energie: Mais, Gerste, Weizen und Ackerbohne; Eiweiß: Soja-, Raps- und Sonnenblumenkuchen) beigemischt. Um die maximale Menge von 6 kg Kraftfutter in der Hochlaktation aufzunehmen, muss die Kuh insgesamt 24 kg Trockenmasse fressen.
Am Betrieb werden etwa 25 t Getreide selbst produziert, der Rest wird zugekauft. „Der springende Punkt für gesunde Kühe ist eine möglichst hohe Futteraufnahme. Dabei ist die Qualität des Grundfutters entscheidend. Die am Betrieb produzierte Silage muss natürlich eine Topqualität und keine Fehlgärungen haben“, betont Stephan Vierbauch.
Mit dem Futtermischwagen wird das Futter vom Altstallbereich in den vor zehn Jahren errichteten modernen Laufstall gebracht. Es wird einmal am Tag frisches Futter vorgelegt und stündlich von einem Roboter nachgeschoben.

Die durchschnittlich produzierte Milchleistung pro Kuh liegt laut „Arbeitskreis Milch“ bei 8904 l energiekorrigierte Milch (ECM), davon werden 6218 kg aus dem Grundfutter erzeugt. Der tatsächliche Verbrauch an Kraftfutter beträgt pro Kuh im Durchschnitt 1500 kg.
Die durchschnittliche Lebensleistung der Kühe im Bestand liegt zwischen 27.300 kg und 30.600 kg, die der abgegangenen Kühe zwischen 37.921 kg und 65.785 kg.
Die Zwischenkalbezeit liegt zwischen 364 und 380 Tagen. Im Durchschnitt der letzten drei Jahre haben 23 % der Kühe mindestens fünfmal abgekalbt, das Durchschnittsalter schwankte zwischen 5,4 und 6 Jahren. Die Zellzahl war 2018 mit 106.000 auf einem niedrigen Niveau. Die Tierarztkosten betragen 54 Euro pro Kuh und Jahr.

Eigenen Weg finden

Bei einer doch relativ intensiven Milchproduktion geht es dem Betriebsleiter vor allem darum, Problemfelder zu analysieren, Ursachen zu erkennen und dann an mehreren Schrauben zu drehen. Die Teilnahme am „Arbeitskreis Milch“ ist hier von Vorteil. „Denn diese verlangt, die Vor- und Nachteile zwischen Tiergesundheit, Leistung und wirtschaftlichem Erfolg abzuwägen und immer wieder zu beurteilen. Eine extensivere Vollweidehaltung“, rät er seinen Berufskollegen, „ist sicher, so sie zu den betrieblichen Rahmenbedingungen passt, weniger sensibel und mit weniger Arbeitsaufwand verbunden. Gesunde Kühe, und eine an den Standort und die innerbetrieblichen Voraussetzungen angepasste Milchleistung sind das Ziel der biologischen Wirtschaftsweise.“

Wissen:

Stephan und Christiane Vierbauch, Obervellach, Kärnten
40 ha Grünland
30 ha Acker (Winterweizen, Silomais, Feldfutter, Luzerne)
70 Milchkühe
ø Milchmenge pro Kuh und Jahr: 8904 kg
2 Arbeitskräfte