Artensterben: Es besteht Handlungsbedarf!

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BIO AUSTRIA startete mit BirdLife ein Projekt, um dem zunehmenden Artenschwund entgegenzuwirken. Wir wollen damit unsere Mitglieder motivieren, sich mehr mit Biodiversität am Betrieb zu beschäftigen.
Betrifft das Artensterben auch die Bio-Landwirtschaft? Oder können sich Biobauern zurücklehnen, weil sie durch den Verzicht von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln der Natur ausreichend Gutes tun? Wie Studien zeigen erbringen Biobauern und Biobäuerinnen im Vergleich zu ihren konventionellen Kollegen eine deutliche Mehrleistung zugunsten der Biodiversität. Gleichzeitig ist es offensichtlich, dass auch auf Bio-Betrieben Handlungsbedarf gegeben ist, um dem Artenverlust entgegenzuwirken.

Bio und Vielfalt

Besonders im Ackerbau, wo mechanische Unkrautregulierung und dichte Getreidebestände zu Verlusten der Biodiversität führen können. Viele seltene Arten sind Spezialisten für „magere“ Standorte. Düngung und dicht stehende Kulturpflanzen gefährden diesen Bestand. Häufige flächendeckende maschinelle Bewirtschaftungsvorgänge erschweren bodenbrütenden Vogelarten zunehmend ein erfolgreiches Reproduzieren.
Zu Verlusten kann es auch im Grünland kommen. Besonders artenreich sind trockene und nährstoffarme Wiesen. Durch frühes, häufiges Mähen und übermäßige Düngung der Wiesen kommt es zu einer starken Artenverarmung.
Sowohl der Verlust von Hecken, Feldrainen und Einzelbäumen als auch der Rückgang von Ackerbrachen ist auch in der Bio-Landwirtschaft aufgrund von Intensivierungsmaßnahmen erkennbar.

Praxistaugliche Maßnahmen

Mit dem Projekt möchten wir unsere Mitglieder motivieren, sich mit Biodiversität am Betrieb zu beschäftigen und durch ihre Arbeit die Vielfalt der wildlebenden Tier- und Pflanzenarten in landwirtschaftlich geprägten Lebensräumen zu erhöhen beziehungsweise zu erhalten.
Der Schwerpunkt liegt dabei auf Arten, die ihren Verbreitungsschwerpunkt in landwirtschaftlich genutzten Lebensräumen haben oder diese als Nahrungs- oder Teillebensräume benötigen.

Herzstück des Projektes ist die Erarbeitung von praxistauglichen und effektiven Biodiversitätsmaßnahmen im landwirtschaftlichen Betrieb. Dafür wird ein umfassender Katalog für alle Nutzungsbereiche wie Grünland, Acker-, Gemüse- und Kräuterbau, Obst- und Weinbau, Hofstellen etc. erstellt. Zu den Maßnahmen zählen beispielsweise der Verzicht auf Mähaufbereiter im Grünland, eine späte Stoppelbearbeitung im Ackerland oder auch die Erhaltung von Trockenmauern und das Aufstellen von Nisthilfen.
Für jede Maßnahme wird es einen „Steckbrief“ geben, in dem ausführlich beschrieben wird, wie die Maßnahme durchzuführen ist und welche Arten dadurch gefördert und geschützt werden.

Die nächsten Schritte

Damit die am BIO AUSTRIA-Betrieb umgesetzten Maßnahmen vom Betriebsleiter selbstständig erfasst und ausgewertet werden können, wird nächstes Jahr eine Online-Datenbank erstellt. Die Erhebung ist deshalb sehr wichtig, weil so die Biodiversitätsleistungen am Betrieb über die Jahre beobachtet werden können.

Um Biodiversität auf den BIO AUSTRIA-Betrieben gezielt zu fördern, werden Biodiversitätsziele auch in den BIO AUSTRIA-Richtlinien aufgenommen, um damit einen Mindeststandard für jeden Betrieb festzulegen. Im Gegensatz zu den sonstigen Richtlinien enthält diese Richtlinie keine Ge- und Verbote. Aus dem Katalog von Maßnahmen können sich BIO AUSTRIA-Mitglieder diejenigen aussuchen, die am besten zu ihrem Betrieb passen.

Autorin:
DI Eva Marthe, BIO AUSTRIA