Begrünungen im Wein- und Obstbau

© Bio Forschung Austria
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Begrünungen in Wein- und Obstgärten erfüllen wichtige Funktionen. In Trockenperioden konkurrieren sie jedoch um Wasser. Ein flexibles Begrünungsmanagement soll hier einen Ausgleich schaffen.

Zu starker Trockenstress, aber auch Wasserüberschüsse führen zu Qualitätseinbußen. Mit einem flexiblen Begrünungsmanagement können die unterschiedlichen Wasserverhältnisse so ausgeglichen werden, dass der Bedarf von Obst und Wein gedeckt bleibt, aber Überschüsse an Wasser abgeschöpft werden.

Da der Obst- und Weinbau meist ohne organische Düngemittel auskommt und einen ganz spezifischen Nährstoffbedarf zu ganz bestimmten Zeiten hat, muss das Begrünungsmanagement möglichst den Bedürfnissen der Kulturpflanzen angepasst sein. Betreffend Nährstoffdynamik sind die Erkenntnisse aus dem Ackerbau sehr gut übertragbar. Damit sind die Begrünungen so anzubauen und zu behandeln, dass die Nährstofffreisetzung erst kurz vor der Blüte der Rebe erfolgt, während zum Beispiel im Apfelbau eine frühere Nährstofffreisetzung erwünscht ist.
Ob das im Boden vorhandene Nährstoffangebot von den Pflanzen abgeholt werden kann, hängt ganz wesentlich von der Ausbildung des Wurzelsystems und von der Tiefe der Durchwurzelung des Bodens durch die Kulturpflanzen ab. Ihre Ernährung kann nur dann erfolgreich sein, wenn Bodenbearbeitung und Begrünungsmanagement auf die jeweiligen Bodenverhältnisse abgestimmt sind. Meist ist unter praktischen Bedingungen in Österreich der Wasserhaushalt für die Ernährung von Obst und Rebe relevanter als die Düngung.

Verschiedene Begrünungen

Wir können in jeder Fahrgasse vier verschiedene Bereiche unterscheiden:

Baum- oder Rebreihe In ihrem Unterstockbereich befinden sich viele Feinwurzeln relativ seicht im Boden. In diesem Bereich reagieren die Nutzpflanzen auf Konkurrenz sehr empfindlich. Daher dürfen hier nur in gut wüchsigen Anlagen auf tiefgründigen Standorten seicht wurzelnde oder konkurrenzschwache Begrünungspflanzen zum Einsatz kommen. Konkurrenzschwache Naturverunkrautungsarten wie Efeublättriger Ehrenpreis sind in diesem Bereich ideal, weil sie im Mai beginnen, von Natur aus abzusterben und in der trockenen Sommerperiode die Bodenoberfläche als Mulch mit ihrer abgestorbenen Biomasse bedecken.

Traufen- oder Randbereich Hier steht eine wesentlich höhere Niederschlagsmenge und durch abgewaschenen Staub und Nährstoffe auch die höchste Nährstoffmenge für Begrünungs- aber auch Unkrautarten zur Verfügung. Daher ist es ganz besonders wichtig, dass die Bodenoberfläche immer bewachsen bleibt, damit konkurrenzstarke Unkräuter wie Amaranth und Gänsefuß keine Keimmöglichkeit vorfinden.

Fahrspur Ein permanenter Bewuchs mit kurzwüchsigen Grasarten ist notwendig, um eine gute und sichere Befahrbarkeit auch bei feuchten Witterungsbedingungen und in steilen Anlagen zu ermöglichen. Ein Lockern der Fahrspur verursacht nur Unebenheiten und ein umso stärkeres Verdichten des Bodens bei der nächsten Überfahrt.

Zwischenreifenbereich Es ist möglich, schwach, mittel oder stark ausgleichende Maßnahmen in Hinblick auf Wasserhaushalt und Nährstoffdynamik durchzuführen. Es können üppig wachsende Begrünungen bei nassen Bedingungen große Wassermengen verbrauchen und somit die Kulturpflanzen vor zu großer Nässe und damit Luftmangel im Boden schützen.
Leidet eine Anlage unter Stickstoffmangel, können in diesem Zwischenreifenbereich durch Anbau von Körnerleguminosen große Mengen an Luftstickstoff fixiert und in den Boden eingebracht werden. Bei mittleren Feuchtigkeitsverhältnissen können im Spätsommer und Herbst Winterwicken oder Wintererbsen in Mischkultur mit Wintergetreide angebaut werden oder im Frühjahr nach einem trockenem Winter Platterbse, bei feuchten Bodenverhältnissen eine Mischung aus Sommerwicke, Ackerbohne und Peluschke. Das bringt viel Stickstoff, der dann nach Absterben der Begrünung den Kulturpflanzen zur Verfügung steht.

Wie den Boden bearbeiten?

Die Bewirtschaftung dieser vier Bereiche soll entsprechend der unterschiedlichen Zielsetzungen auch unterschiedlich erfolgen. Während auf dem Unterstockbereich Schwarzbrache oder konkurrenzschwache Arten einer Situation im Ackerbau ähnlich sind, sollten der Randbereich und die Fahrspur dem Dauergrünland ähnlich sein und mit entsprechenden Geräten bearbeitet werden. Beim Zwischenreifenbereich handelt es sich um eine gemischte Wechselwiese-Ackerbau-Situation. Hier kann Bodenbearbeitung bei Bedarf auch etwas tiefer, etwa 5 bis 15 cm tief vorgenommen werden, um dadurch auch Nährstoffe zu mobilisieren.

Im Unterstockbereich soll aufgrund der seichten Wurzeln nur eine seichte Bodenbearbeitung erfolgen (Stockräumen, Fingerhacke, Bürsten, Rollhacke). Für den Randbereich, die Fahrspur und den Zwischenreifenbereich bewährt sich in der Praxis der Grünlandstriegel. Dieser ist mit 11 mm starken Zinken ausgestattet, sodass ein Saatbeet durch Vertikutieren hergestellt, aber auch im Frühjahr durch das Brechen der Kapillaren der Wasserhaushalt positiv beeinflusst werden kann. Zapfwellengetriebene Geräte verursachen im Gegensatz dazu meist eine zu starke Zerkleinerung und Einmischung der Biomasse und damit hohes Erosionsrisiko.

Wenn es trocken ist

Die Reduktion des Wasserverbrauches der Begrünungen bei Trockenheit erfolgt im flexiblen Begrünungsmanagement dosiert, je nach Notwendigkeit, durch Ausdünnen der Begrünung mit dem Striegel, Knicken der Begrünungspflanzen durch Niederwalzen mit Messer- und Prismenwalzen. Bei hohem Trockenstress kann durch flaches Unterschneiden der Begrünung einige Zentimeter unter der Bodenoberfläche der Wasserverbrauch der Begrünung entweder nur im Zwischenreifenbereich oder in der ganzen Fahrgassenbreite gestoppt werden.
Wurde eine mehrjährige Begrünung angebaut, kann bei trockenen Bedingungen dieser Pflanzenbestand auch im Herbst nach der Ernte oder Lese unterfahren werden, sodass der Wasserverbrauch der Begrünung verringert wird, aber die Begrünung über den Winter wieder anwächst und überlebt. Für dieses flache Unterschneiden, ohne dass die Bodenoberfläche uneben wird, wurden Geräte wie der „Greenmanager“ entwickelt, mit dem das flexible Begrünungsmanagement in die Praxis umgesetzt werden kann. Inzwischen gibt es auch einige Nachbauten. Diese Geräte funktionieren nach einem Baukastensystem, bei dem unterschiedliche Module wie Grubber, Striegel und Prismenwalze mit Säeinheit einzeln oder kombiniert eingesetzt werden können.

Bei allen diesen Maßnahmen des flexiblen Begrünungsmanagements bleibt die Bedeckung des Bodens mit lebender oder abgestorbener Pflanzenmasse erhalten, sodass das Erosionsrisiko weitestgehend minimiert wird.

Autoren:

Dr. Wilfried Hartl, Dr. Eva Erhart, Bio Forschung Austria
Es werden regelmäßig Seminare zum „Flexiblen Begrünungsmanagement“ angeboten, Informationen dazu auf www.bioforschung.at

 

Flexibles Begrünungsmanagement

Dr. Wilfried Hartl (Bio Forschung Austria) hat ein Konzept zum flexiblen Begrünungsmanagement im Wein- und Obstbau entwickelt, welches grundsätzlich dem Prinzip folgt, dass Begrünungen sich bei ausreichender Wasserversorgung üppig entwickeln dürfen, sie bei Wassermangel aber entsprechend reduziert werden müssen. Der Boden soll dabei ständig von lebenden Begrünungspflanzen oder Mulch bedeckt sein.
Die Reduktion des Wasserverbrauchs der Begrünungen bei Trockenheit erfolgt dosiert, je nach Notwendigkeit, durch Ausdünnen der Begrünung mit dem Striegel, Knicken der Begrünungspflanzen durch Niederwalzen oder bei hohem Wasserstress durch völliges Stoppen des Wasserverbrauchs durch Unterschneiden der Begrünung einige Zentimeter unter der Bodenoberfläche. In feuchtkalten Phasen hingegen darf die Begrünung üppig wachsen, hier wirkt sich der zusätzliche Wasserverbrauch positiv auf die Reben aus.