Bewährte Technik im Schweinestall

© Striegl

Auch moderne und neue Bio-Schweineställe sind sehr zweckmäßig, aber oft ohne viel Technik ausgestattet. Dennoch gibt es technische Hilfestellungen, die Praktiker nicht missen wollen.

Bio-Ställe funktionieren grundlegend anders als konventionelle Stallbauten. Neben den Haltungsanforderungen für Bio-Schweine wie größeres Platzangebot, Auslauf oder Einstreu sind es oft die Betriebs- und Bestandsgrößen, die meist weit unter der Größe eines vergleichbaren konventionellen Betriebes liegen. Damit rechnen sich Investitionen in die technische Ausstattung nicht so leicht, umso wichtiger ist es, genau zu überlegen, worauf man nicht verzichten möchte.

Bei Lüftungstechnik sparen

In Bio-Ställen ist richtlinien- und tierwohlbedingt der Tierbesatz je Fläche geringer und damit, verbunden mit der meist großzügigeren Bauhülle, auch das Luftvolumen je Tier ein größeres. Das erleichtert die Luftführung und spart im Normalfall eine entsprechend umfangreiche Lüftungstechnik. Gepaart mit der vorhandenen Einstreu, die ebenfalls Ammoniak und andere Gerüche bindet, reichen meist Fenster-Querlüftungen oder auch ein Abluftkamin mit Schwerkraftlüftung. Andere Lüftungstechniken funktionieren in Bio-Schweineställen kaum, weil die Luftführung – ob mit Über- oder Unterdruck – an den Auslauföffnungen scheitert. Die Staubbelastung in größeren Stallgebäuden lässt sich durch eine Absaugung der Stallluft mindern.

Hoflader erleichtert Handgriffe

Eine Technik, die sich hauptsächlich durch das Stroh-Festmist-System in der Bio-Schweinehaltung ergibt, ist die Innenmechanisierung mit einem Hoflader. Mit ihm lassen sich die Auslaufflächen effizient ausmisten und die vielen Handarbeitsstunden werden entscheidend verringert. Nicht umsonst ist von vielen Hoftrac-Besitzern zu hören, dass sie eher den Traktor hergeben würden als auf den Hoftrac zu verzichten.
Er ist oft mehrere Stunden täglich im Einsatz und bringt damit auch bei weitem mehr Betriebsstunden als jeder Traktor am Hof. Kleinere Modelle sind sehr wendig, um auch in engen Auslaufflächen arbeiten zu können oder verwinkelte Stallbereiche zu erreichen. Sind die Gebäude großzügig und Flächen als auch Mistmengen entsprechend groß, kommen sie jedoch an ihre Grenzen. Dann sind oft kleine Radlader oder Teleskoplader im Einsatz. Die Innenmechanisierung sollte schon wegen des gesundheitlichen Aspekts, die körperliche Arbeit reduzieren zu können, auf einem modernen Hof jedenfalls ein Thema sein.

Wasser frostsicher

Da viele Bio-Schweineställe als Außenklimaställe konzipiert sind und das Tränkewasser vorzugsweise im Auslauf angeboten wird, stellt sich die Frage nach der Frostsicherheit. Dabei haben sich einerseits elektrische Heizsysteme in Form von Begleitheizungen für Leitungen und Durchlauferhitzer bewährt. Auch die reine Kreislauf-Pump-Variante ist dazu einsetzbar. Dabei wird mittels einfacher Umlaufpumpen das Tränkewasser in Bewegung gehalten und vor dem Gefrieren bewahrt.

Aus der Praxis

Automatisch füttern und regelmäßig wiegen Am Betrieb von Familie Russinger in Neukirchen an der Enknach werden in zwei Stallgebäuden mit insgesamt 480 Plätzen Bio-Schweine gemästet. Die Ferkel kommen aktuell aus einem Betrieb, was einen hervorragenden Gesundheitsstatus des Bestandes bewirkt. Vor 16 Jahren hat Biobauer Reinhard Russinger seine Fütterungstechnik getauscht und auf das computergesteuerte Multiphasen-Trockenfuttersystem von IBO umgestellt. Vor fünf Jahren hat er zusätzlich in die Erweiterung der Futtergetreide-Lagersilos mit Reinigungstechnik und einfacher Trocknungsmöglichkeit auf einem Fließboden investiert. Denn er weiß, nur die beste Futterqualität bringt auch eine gute Futteraufnahme und damit gute Mastleistungen. Die Möglichkeit der individuellen Futterrationsgestaltung bringt auf Grund der hohen Preise für Eiweißfuttermittel eine entsprechende Einsparung in der Endmast. Dadurch rechnet sich eine Investition in diese Technik für Bio-Schweinemäster meist sehr schnell.
Gabriele und Reinhard Russinger überprüfen die Mastleistungen regelmäßig mittels einer Durchtriebswaage, damit die Schlachtgewichte der verkauften Tiere im Optimalbereich liegen. Möglichst schwere Schweine zu mästen, rechnet sich, weil die Tiere mit der eigenen Futtergrundlage und entsprechend eiweißreduzierten Rationen durch die oben beschriebene Fütterungstechnik auch kostengünstig gefüttert werden können. Bei den Schlachtgewichten der Tiere ist jedoch Gewichtsobergrenze zu beachten, da Mastschweine sonst zum Zuchtsauenpreis mit einem Preisabschlag von etwa 50 Prozent verrechnet werden. Die eigens für ihn angefertigte Waage ist so im Bediengang situiert, dass jeweils die Tiere einer Bucht im Durchtriebsverfahren gewogen werden. Dazu hat Biobauer Russinger sich eine ausgefeilte Markiermethode mittels Viehzeichen-Stift überlegt, anhand der er über- und unterdurchschnittliche Tiere der Gruppe auch Tage später noch erkennt.

Automatische Fütterung für Bio-Zuchtsauen Der Bio-Hof von Familie Prillinger in Nußbach im Kremstal in Oberösterreich stand immer schon für fortschrittliche Weiterentwicklung und zukunftsweisende Technik. So haben Maria und Franz Prillinger bereits 2005 in einen der ersten Ställe mit FAT 2-Buchten zur freien Abferkelung investiert. Auch ein Hoftrac ist seither zum unentbehrlichen Helfer geworden. Sohn Josef übernahm den Betrieb vor zwei Jahren. Um sich die Arbeit zu erleichtern, investierte der Jungbauer, der selbst vor der Hofübernahme außerlandwirtschaftlich in der Betriebselektrik tätig war, in eine automatische Spotmix-Fütterung. Damit konnte er die Futterzubereitung und -zuteilung für die 65 Bio-Zuchtsauen vollautomatisieren. Beinahe 200 Tonnen Futter pro Jahr müssen seither nicht mehr selbst gemahlen und gemischt werden. Außerdem fällt die tägliche Zuteilung mit Schiebetruhe und Schaufel weg – dies ist ebenfalls eine große körperliche Entlastung. Die freigewordene Zeit investiert der innovative Jungbauer in andere Arbeiten am Hof und in seine Freizeit.
Josef Prillinger tüftelt auch gerne, so hat er gemeinsam mit der Firma Schauer einen Prototypen für die Strohmatic-Anlage am Hof weiterentwickelt. Da die technische Stroheinbringung ins System noch nicht fertig ist, läuft dieser Teil der Anlage aktuell noch nicht. Das feine Stroh ist aus der Sicht von Prillinger jedoch optimal für den Liegebereich der Abferkelbuchten geeignet.

Ein All-inclusive Bio-Schweine Gregor Striegl hat in Sipbachzell einen Neubau eines 450 Plätze umfassenden Bio-Mastschweinestalls in Außenklimabaueise mit Liegekisten realisiert. Dabei lag sein Fokus darauf, möglichst viele Arbeitsabläufe zu automatisieren und möglichst wenig regelmäßige und laufende Handarbeit zu haben. Ein angenehmer Nebeneffekt ist, dass die Abläufe auch gut per Handy und Computer überwachbar sind und fernbedient werden können. Neben der klassischen Spotmix-Fütterung wird im Stall auch gehäckseltes Stroh über eine Strohmatic-Anlage automatisch zugeteilt. Auch die Entmistung ist mit einer Kombination aus Spalten und Unterflur-Schrapper so gestaltet, dass diese Arbeit nicht regelmäßig zu bewerkstelligen ist. Dieser ist im Winter beheizt, um die Funktionssicherheit auch bei Frost zu garantieren. Der in diesem Bereich anfallende Harn wird über eine Rinne mit Gefälle vom Kot getrennt und beides über Geruchsschleusen in die jeweilige Vorgrube und anschließend in den Hauptbehälter eingebracht. Der Aktivitätsbereich wird mit dem Traktor alle zwei Wochen entmistet.
Auch die Belüftung der Liegekisten und des Stalles ist nicht dem Zufall und Wind überlassen. Sie wird über automatische Liegekistendeckel, Seitenwände mit Windschutzklappen und eine damit verbundene Wetterstation vollautomatisch gesteuert.
Für die Temperatursteuerung sind die Liegekisten der Vormastbuchten mit Bodenheizung und der Stall im Kotbereich auf den Spaltenböden mit einer Sprühanlage zur Kühlung im Sommer ausgestattet.
Die Tränken im gesamten Stall sind mit einem Ringlaufsystem mit Heizung ausgestattet, um die Frostfreiheit zu gewährleisten.
Alle technischen Einrichtungen wie Klimasteuerung, Entmistung, Einstreuen, Fütterung und Lichtsteuerung sind im „Loxone Smarthome System“ integriert und können von überall mit dem Handy gesteuert und kontrolliert werden.

Autor:

Manuel Böhm ist selbstständiger Bio-Berater, www.bioweg.at