Bio-Bilanz Steiermark 2021

(c) Johannes Pelleter

Pressekonferenz Bio Ernte Steiermark, LK Steiermark und Landesrat Hans Seitinger, 15. Oktober 2021, Presseclub Graz

Bio-Lebensmittel erfreuen sich weiterhin größter Beliebtheit. Das Lebensressort Steiermark, die Landwirtschaftskammer Steiermark und Bio Ernte Steiermark arbeiten Hand in Hand für eine positive Weiterentwicklung im Land, um die steigende Nachfrage zu decken. Drei Produktionssparten sind besonders gefragt. Im Bio-Ackerbau werden vorwiegend Flächen für Speise- und Futterleguminosen gesucht, in der Bio-Schweinehaltung ist die Nachfrage so hoch, dass österreichweit jährlich 30 – 40 neue Bio-Betriebe benötigt werden und in der steirischen Direktvermarktung gibt es derzeit circa 650 Betriebe, der Markt würde jedoch ein Wachstum von 20% gut vertragen.

Hans Seitinger – Agrarlandesrat Steiermark

„Bio-Produkte waren noch vor wenigen Jahren ein Nischenprodukt, jetzt sind sie in den Herzen der Menschen angekommen“, zeigt sich Agrarlandesrat Hans Seitinger über den Bio-Boom erfreut und, so der Landesrat weiter: „Durch die stetig steigende Nachfrage ist der biologische Landbau in den letzten Jahren zu einem bedeutenden Bestandteil unserer heimischen Landwirtschaft geworden. Auch in Zukunft gilt: Wer Bio will, muss auch Bio kaufen. Mit der Errichtung des Bio-Kompetenzzentrums am Grottenhof und den vielfältigen unterstützenden Maßnahmen für unsere Biobauern wollen wir in der Steiermark weiterhin den Weg für eine erfolgreiche, nachhaltige und biologische Landwirtschaft bereiten.“

Maria Pein – Vizepräsidentin LK Steiermark

Vizepräsidentin Maria Pein: Corona beflügelt Bio. Corona hat der Nachfrage nach Bio einen weiteren Turbo verliehen. „Im ersten Halbjahr 2021 hat ein Haushalt durchschnittlich 113 Euro für Bio-Produkte im Lebensmittelhandel ausgegeben, im ersten Halbjahr 2020 waren es rund 98 Euro“, freut sich Landwirtschaftskammer-Vizepräsidentin Maria Pein. Besonders bio-affin sind ältere Familien und junge Familien mit Kindern. Sie kauften deutlich mehr Bio-Lebensmittel ein als der Durchschnitt: ältere Familien gaben im 1. Halbjahr 195 Euro aus, junge Familien mit einem Kind 160 Euro.

Vizepräsidentin Maria Pein. Bio-Sparten wachsen marktkonform. Besonders Potenzial für Bio-Gemüse und Bio-Schweine.  „Die Bio-Produktion wächst in der Steiermark marktkonform. Das Angebot an Bio-Milch, Bio-Geflügel, Bio-Eiern und Bio-Rindfleisch ist leicht gewachsen. Besonderes Potenzial haben aber Bio-Gemüse (Direktvermarkter!) und Bio-Schweine. „Daher wird die Schweinevermarktungsgemeinschaft Styriabrid die Vermarktung von Bio-Schweinen weiter ausbauen. Wöchentlich könnten derzeit 250 Bio-Schweine mit steigender Tendenz zusätzlich vermarktet werden“, betont Vizepräsidentin Maria Pein. In Österreich könnten jährlich 30 bis 40 Betriebe in die Bio-Schweinehaltung einsteigen. „Bremsend für den Ausbau der Bio-Schweinehaltung und beim Bau von Tierwohlställen wirkt derzeit das Bau- und Raumordnungsgesetz, weil sie in der Regel einen Auslauf haben. Dies führt leider meist von vornherein zu Standortkonflikten“, sagt die Vizepräsidentin. Einen Ausweg sieht die Vizepräsidentin, vereinfachte Bauverfahren zu ermöglichen. „Bio-Schweinehaltung bedeutet für die Bauern stabile Jahrespreise, teurere Futtermittel, ein deutlicher Mehraufwand und erheblich höhere Investitionskosten. Das ist auch im Endverbraucherpreis spürbar, der je nach Teilstück zwischen 12 und 25 Euro liegt.“

Die Landwirtschaftskammer unterstützt mit dem Bio Zentrum Steiermark die gute Weiterentwicklung des steirischen Bio-Landbaus maßgeblich durch eine fundierte Fachberatung in allen Bio-Sparten.

Thomas Gschier – Bio Ernte Steiermark

Bio ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Für viele KonsumentInnen sind Bio-Lebensmittel nicht mehr wegzudenken. Im Einzelhandel floriert der Verkauf von Bio-Produkten. Im Ackerbau benötigen wir 50 bis 70 neue Bio-Betriebe die den wachsenden Bedarf an Futter- und Speiseleguminosen decken. In der Direktvermarktung von biologischen Lebensmitteln brauchen wir einen Zuwachs an Betrieben von 20%, um den Bedarf weiterhin zu decken. Bio Ernte Steiermark setzt sich als Ziel regionales Bio weiter auszubauen und die Produktion bzw. die Verarbeitung in den Regionen zu sichern. Die Direktvermarktung soll attraktiv sein und sich lohnen. „Die Agrarpolitik geht in die richtige Richtung, wir ruhen uns aber nicht darauf aus und werden uns weiterhin für die bestmöglichsten Rahmenbedingungen für über 4.200 Biobauern und Biobäuerinnen, welche 24,9 % der Gesamtfläche bewirtschaften, einsetzen“, so Thomas Gschier, Obmann von Bio Ernte Steiermark.

Anton Donnerer (pur Naturhof) – Biobauer (Schweine)

20 Minuten von Graz entfernt liegt der „pur Naturhof“ der Familie Donnerer. Auf dem ehemals reinen Obstbaubetrieb leben mittlerweile zwischen den Obstgärten rund 100 Bio-Freilandschweine, die dank speziellen Erdställen das ganze Jahr im Freien verbringen können. Gefüttert werden die eigenen Bio-Schweine nur mit Erbsen, Ackerbohnen und Getreide. Auf die Verfütterung von Mais wird bewusst verzichtet. Bei der Verarbeitung des eigenen Bio-Fleischs kommt kein Pökelsalz zum Einsatz. Die Bio-Gewürzmischungen für die Wurstherstellung werden selber zubereitet.

Fritz Prem – Biobauer (Obst, Geflügel)

Bei Obstbauer Fritz Prem aus dem oststeirischen Kaindorf hält Legehennen, die das ganze Jahr auf einem Teil der 15 ha großen Apfelplantage leben. „Mir geht es auch darum, die Tierhaltung wieder zurück auf den Hof zu bringen und so die Biodiversität zu erhöhen“, erzählt der Landwirt. Ausschlaggebend war für ihn eine Studie, die belegt, dass Hühner Schädlinge wie Apfelwickler, Sägewespe oder Kirschfruchtfliege reduzieren können. Diese überwintern im Falllaub unter den Bäumen und werden von den Hennen vertilgt. „Nutztiere haben aber auch einen Einfluss auf das gesamte Biom in der Obstplantage“, ist Fritz Prem überzeugt. Derzeit stehen zwei kleine Mobilställe als Prototypen in der Apfelanlage. Die beiden Stallungen hat der Landwirt aus Altmaterial selbst gebaut, sie bieten jeweils 40 Hennen Platz. Da die Legeleistung nicht im Vordergrund steht, verwendet Fritz Prem Nachnutzungshühner und bezieht zur Fütterung Bio-Ausputzgetreide von einer Mühle. In einem Forschungsprojekt wird aktuell am Betrieb der Einfluss der Hühnerhaltung auf Schädlingspopulationen in Obstanlagen untersucht. Wenn das System funktioniert, möchte Prem das Projekt auf den gesamten Betrieb ausweiten.

Service:

Wo es in der Steiermark überall Bio-Lebensmittel aus bäuerlicher Direktvermarktung zu kaufen gibt, ist in der brandaktuellen Neuauflage des Bio-Einkaufsführers von Bio Ernte Steiermark sowie online unter www.biomaps.at zu finden.

Kontakt

  • Bianca Westenacher, BA

    Bio Ernte Steiermark, Marketing, Öffentlichkeitsarbeit, Presse
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