Bio-Schweine sind beschäftigt

© BIO AUSTRIA

Die 21. FREILAND-Tagung in Wien stand unter dem Motto „Beschäftigung bei Tieren“. Ein Beitrag aus Österreich zeigte: In Bio-Haltungen sind – und zwar egal ob in der Freiland- oder in Stallhaltung – die Schweine hauptsächlich „gut“ beschäftigt.

Die FREILAND-Tagung ist die wichtigste österreichische Wissenschaftstagung zum Thema Nutztierhaltung. Der inhaltliche Schwerpunkt lag heuer auf intensiven (konventionellen) Haltungssystemen und deren Auswirkungen auf die dort lebenden Tiere und ihr Verhalten.

Stroheinstreu ist bestes Material

Roland Weber vom Zentrum für tiergerechte Haltung des Agroscpe (Schweiz) erläuterte, welche (Natur-)Materialien sich als Beschäftigungsmaterial für (konventionelle) Mastschweine eignen. Er zeigte, dass Stroheinstreu die beste Wahl ist: Die Tiere sind damit am längsten pro Tag und über den längsten Zeitraum beschäftigt. Wer eine Strohraufe verwendet, soll nicht mehr als fünf Tiere pro Platz rechnen.

Haltungsform nicht entscheidend

Gwendolyn Rudolph von der Universität für Bodenkultur Wien stellte Teilergebnisse einer Europäischen Studie vor. Dabei wurden Bio-Schweine in verschiedenen EU-Ländern und in unterschiedlichen Haltungssystemen (Freiland- und Stallhaltung) beobachtet und miteinander verglichen.

Im Durchschnitt waren ein Drittel aller jeweils am Nachmittag beobachteten Bio-Schweine in irgendeiner Form mit dem Maul („oral“) beschäftigt. Zu diesen Verhaltensweisen zählten die ForscherInnen Knabbern, Kauen, Wühlen, Beißen und Ähnliches – also solche, die mit Nahrungssuche in Verbindung stehen. Sie unterschieden in „gute“ Beschäftigungen mit Stroh, Raufutter, Gras oder Erde und in „schlechte“ mit Stalleinrichtungen, Kot oder verschiedenen Körperteilen anderer Schweine.

Über 80 % aller Bio-Schweine – vom Aufzuchtferkel bis zur tragenden Sau – beschäftigten sich zum Zeitpunkt der Beobachtung in „guter“ Art und Weise. Dabei war es unwesentlich, ob sich die Tiere im Freiland oder in einem Stall mit Auslauf befanden. Viel größer war da der Unterschied zwischen den einzelnen Bio-Betrieben: „Gutes“ Verhalten wurde in einzelnen Betrieben gar nicht beobachtet und in anderen zu 100 Prozent.

Kurz gefasst

Ein Beitrag der 21. FREILAND-Tagung zeigt, dass nicht die Haltungsform (Freiland oder Stall), sondern der einzelne Betrieb(sleiter) darüber entscheidet, womit sich Bio-Schweine beschäftigen. Stroheinstreu ist nach einer Schweizer Studie das beste Material, um Schweine lang anhaltend zu beschäftigen.
Weitere Beiträge der Tagung – wie jener über Schwanzbeißen bei konventionellen Aufzuchtferkeln oder jener über Schwanzverletzungen bei konventionellen Schlachtkörpern – zeigten, dass der Beschäftigung der Schweine in reizarmen Haltungsformen ein besonderes Augenmerk geschenkt werden muss.

Dr. Sonja Wlcek

Webtipp: Der Tagungsband kann bestellt werden unter www.freiland.or.at