Fliegenplage: Nützlinge helfen

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Stallfliegen beinträchtigen das Wohlbefinden der Nutztiere, reduzieren deren Leistung und übertragen Keime. Vorbeugende Maßnahmen bekämpfen sie bereits im Larvenstadium.
Vor allem in tiergerechten Einstreusystemen finden Fliegen viele Stellen, die ihnen Nahrung und günstige Entwicklungsmöglichkeiten bieten. Zudem ist der Einsatz von Fliegenmitteln für Bio-Betriebe stark eingeschränkt. Eine allgemeine, gute Stallhygiene ist daher die beste vorbeugende Maßnahme.

Rechtzeitig vorbeugen

Es ist wichtig zu wissen, dass etwa 80 Prozent der Fliegenpopulation im Stall aus Eiern, Larven und Puppen besteht. Der Rest sind erwachseneTiere. Die Weibchen legen alle acht bis 34 Tage neue Eier. Indem man mögliche Brutplätze für Fliegen verringert, verhindert man die Eiablage. Daher sollte man bereits im Frühjahr vorbeugende Maßnahmen ergreifen, die einer Vermehrung der Fliegen entgegenwirken. Hierzu zählen zum Beispiel:
• saubere Liegeflächen mit trockener Einstreu
• Futterreste beseitigen und Tränkebecken sauber halten
• Milchverschütten beim Kälbertränken vermeiden und Tränkeeimer spülen
• den Melkstand und Transponder sehr sauber halten
• Stallwände und Geräte regelmäßig reinigen
• Schwimmschicht in der Gülle durch regelmäßiges Aufrühren verhindern
• Kanten, zum Beispiel die Schwelle zur Liegebox, per Hand von Mist befreien, gerade dort, wo der Schieber nicht hinkommt
• Fliegengitter und Fliegenfallen (zum Beispiel Leimbänder) anbringen

Fliegen mögen keine hohen Luftgeschwindigkeiten. So ist der Fliegendruck in gut belüfteten Ställen geringer. Im Melkstand können Fliegen durch Ventilatoren ferngehalten werden. Klebefallen, vor allem an Fenstern und in hellen Bereichen, leisten zum Beispiel im Kälberbereich gute Dienste, wenn sie regelmäßig ausgetauscht werden. Auch Kuhduschen haben sich bewährt.

Natürliche Feinde

Natürliche Feinde wie Schwalben, Insekten und einige Milbenarten sollen gefördert und gleichzeitig geschont werden, da sie auch von verschiedenen Fliegenbekämpfungsmaßnahmen betroffen sind. Fliegenschnüre mit einem parallel gespannten Vogelschreckband haben sich beispielsweise bewährt.
Es stehen aber auch Nützlinge wie die Güllefliege und Schlupfwespe zur Verfügung. Als Notbremse bei massenhaftem Auftreten ausgewachsener Fliegen können Pyrethrumpräparate eingesetzt werden.

Nützlinge gezielt einsetzen

Die Güllefliege lässt sich in Ställen mit Flüssigmist und fester Schwimmschicht ansiedeln. Sie ist lichtscheu und hält sich vorwiegend im Unterflurbereich auf. Das räuberische dritte Larvenstadium einer Güllefliege kann bis zu 20 Stallfliegenlarven bereits an der Brutstätte abtöten.
Im klimatisierten Stall ist die Ansiedelung der Güllefliege grundsätzlich ganzjährig möglich; optimal sind jedoch Temperaturen um 20°C, im Unterflurbereich sind zur dauerhaften Ansiedelung Temperaturen über 10°C notwendig. Sobald die ersten Stallfliegen auftreten, sollte idealerweise der Einsatz beginnen, wobei ein geringer Ausgangsdruck der Stallfliegen für den Bekämpfungserfolg förderlich ist. Im Allgemeinen dauert die Ansiedelung der Güllefliege 10 bis 12 Wochen, bis sich ein Gleichgewicht zwischen Stall- und Güllefliege einstellt. Es werden daher bis zu fünf Freilassungen in definierten Abständen (ein- bis zweiwöchige Zeitintervalle abhängig von der Jahreszeit) empfohlen.

Schlupfwespen sind für den Einsatz in Ställen mit trockenem Festmist und Stroh geeignet. Sie legen ihre Eier in den Stallfliegenpuppen ab und die dort heranwachsenden Wespen töten im Laufe ihrer Entwicklung die parasitierte Wirtspuppe ab. Anstatt einer Fliege schlüpfen dann nach etwa drei bis vier Wochen mehrere Schlupfwespen, welche ihre Eier dann wieder in Stallfliegenpuppen ablegen. Der Nützlingseinsatz muss jährlich wiederholt werden; eine dauerhafte Ansiedelung ist nicht möglich. Schlupfwespen brauchen einen relativ warmen Lebensraum. Da sich Schlupfwespen langsamer als Stallfliegen vermehren, hat es sich bewährt, sie während der ganzen Saison in zweiwöchigen Abständen wiederholt auszusetzen. Neben dem Öffnen der Versanddosen in der Nähe der Fliegenbrutstätten, hat sich auch das direkte Ausstreuen des puppenhaltigen Substrats an den Brutstätten – an Stellen, welche vor der Tritt- und Wühltätigkeit der Nutztiere geschützt sind – bewährt.
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Der Artikel ist eine Zusammenfassung.
Quellen:
+ FiBL-Merkblatt „Regulierung der Stallfliegen“ von Veronika Maurer, Zum Download auf: https://shop.fibl.org
+ DI Daniel Fuchs, www.biohelp.at
+ Bioland, www.bioland.de

Wissen
Bei der Bekämpfung von Insekten und anderen Schädlingen in Gebäuden und sonstigen Anlagen, in denen Tiere gehalten werden, dürfen laut EU-Bio-Verordnung (VO) nur Wirkstoffe eingesetzt werden, die auch als Wirkstoffe in Pflanzenschutzmitteln erlaubt sind.
Erlaubt sind auch mechanische Fallen ohne Verwendung insektizider Wirkung. Dazu zählen zum Beispiel Leimrollen.
Die Anwendung direkt am Tier ist in der EU-Bio-VO nicht geregelt. Im Betriebsmittelkatalog sind hierfür einige Mittel mit Wirkstoffen gelistet, die im Bio-Landbau erlaubt sind. Es sind jedoch auch andere, nicht gelistete Produkte erlaubt.

Die Listen finden Sie im aktuellen Betriebsmittelkatalog. Bei Unsicherheiten kontaktieren Sie bitte Ihren Bio-Berater.