Frostschäden bei Bio-Betrieben in NÖ

Bio Austria Bundesobfrau Gertraud Grabmann und Bio Austria NÖ und Wien-Obmann Otto Gasselich machten sich bei vom Spätfrost betroffenen Betrieben ein Bild von den individuellen Schäden – und trafen dennoch auf optimistisch in die Zukunft blickende Bäuerinnen und Bauern.
„Wir machen weiter, auch wenn es manchmal richtig schwierig ist. Unsere Kunden geben uns den notwendigen Rückhalt, indem sie uns treu bleiben – auch in schweren Zeiten“, sagt Karin Führer-Jehle, die mit ihrer Familie in der Nähe von Wieselburg auf mehreren Hektar Bio-Erdbeeren anbaut. Jetzt, kurz vor der ersten Ernte zeigt sich am Selbsterntefeld der Jehles auch für Laien deutlich, wo der Frost den Pflanzen besonders übel mitgespielt hat. Welke und beschädigte Blätter zeugen von den massiven Wetterkapriolen. Die ersten zarten Beeren-Früchte wurden vernichtet, zum Teil vom Frost Ende April, zum Teil aber auch vom Hagel, der zu allem Überfluss wenige Tage später dazu gekommen ist. Dennoch stellt sich die Lage heute besser dar, als direkt nach dem Eintritt von Spätfrost und Hagel befürchtet. Etwa 30 Prozent Ernte-Einbußen, so schätzt der Betriebsgründer Jakob Jehle, werden sie letztendlich davontragen. Angesichts der Tatsache, dass man zwischenzeitlich einen Totalverlust fürchten musste, zeigt sich Jakob Jehle erleichtert. Mit ein Grund dafür, dass das Schlimmste ausgeblieben ist, liege an der Robustheit der biologischen Pflanzensorten, ist sich Karin Jehle sicher. Diese hätten sich als widerstandsfähiger und weniger empfindlich gegenüber Frost und Hagel erwiesen.
Einen wesentlich höheren Ausfall in seinen Kulturen hat Rudi Maierhofer aus Karlstetten bei St. Pölten zu verzeichnen. Der Obstbauer hat auf 15,61 Hektar Äpfel und Birnen gepflanzt. Vor allem bei den Birnen sieht es schlecht aus. Hagel ist den Bauern in dieser Gegend zwar erspart geblieben, aber der Spätfrost alleine hat ausgereicht, um weit über 90 Prozent der Birnen-Bestände zu vernichten. „Die Lage, die es besonders schlimm erwischt hat werden wir roden müssen. Der Boden hier ist nicht optimal für den Obstbau, das haben wir schon in den letzten Jahren gemerkt. Dennoch wollten wir es noch einmal probieren. Heuer hatten wir zum ersten Mal eine schöne, regelmäßige Blüte – alles sah diesmal vielversprechend aus. Bis zum Frost“, erzählt Rudi Maierhofer bei der Besichtigung der Baumreihen.
Die Äpfel sind, so scheint es, im Gegensatz zu den Birnen vergleichsweise glimpflich davongekommen. Einbußen wird es aber auch hier geben.
Hart getroffen wurde vom Frost auch der Weinbau – nicht nur in der Steiermark und im Burgenland, sondern zum Teil auch in Niederösterreich. Beim Lokalaugenschein im Weinviertel am Bioweingut Zillinger in Velm-Götzendorf wird deutlich, wie nah oft Glück und Unglück, Freud und Leid in der Landwirtschaft beieinander liegen. Während nämlich die geographisch südlicher gelegenen Lagen kaum Frostschäden verzeichnen, sind Lagen im Norden bzw. Osten der Ortschaft stark betroffen. „Die zweijährigen Rebstöcke müssen wir roden. Nächstes Jahr wäre mit Vollertrag zu rechnen gewesen. Für uns bedeutet das bei diesen Rebstöcken wieder von Null anzufangen. Leider gibt es hier nicht die Möglichkeit einer Frostversicherung, erst bei Vollertrag wird dies möglich“, erläutert Senior-Winzer Hans Zillinger. Insgesamt, sagt Zillinger, sind von den gesamt 20 Hektar Anbaufläche des Familienbetriebs etwa acht Hektar sehr stark betroffen. Zehn Hektar sind ohne maßgebliche Schäden davongekommen. Beim Rest der Fläche werde sich erst weisen, ob gröbere Schäden eingetreten sind.
„Die Schäden auf den Betrieben – so unterschiedlich sie letztendlich ausgeprägt sind – zeigen einmal mehr, wie schnell ganze Existenzen bäuerlicher Familienbetriebe durch Launen der Natur gefährdet werden können. Als Verband können wir die Folgen solcher Naturkatastrophen zwar nicht auffangen, aber wir stehen mit all unseren Möglichkeiten bereit, um unseren Mitgliedern konkrete Unterstützung, etwa durch die Vertretung ihrer Interessen bei politischen Entscheidern zukommen zu lassen“, betont Bundes-Obfrau Gertraud Grabmann. Konkret hat Bio Austria etwa bereits die Berücksichtigung der Preisdifferenz zwischen Bio- und konventionellen Produkten in Bezug auf die Berechnung der Schadenshöhe bei den zuständigen Behörden eingefordert.





