Gelebte Vielfalt

© Johannes Hloch
©Johannes Hloch

Julia und Alexander Elpons bewirtschaften ihren Bio-Betrieb nahe der ungarischen Grenze im Vollerwerb. Sie entwickelten ihn Schritt für Schritt, immer mit Bedacht auf Flora und Fauna.
Der Bio-Hof Elpons hat sich innerhalb von nur zwölf Jahren seit seiner Gründung zu einem äußerst erfolgreichen Direktvermarktungsbetrieb entwickelt. Einer der wesentlichen Aspekte, der zum erfolgreichen Wirtschaften beiträgt ist, laut Julia Elpons „das langsame und angepasste Wachstum. Schritt für Schritt wurde professionalisiert und investiert.“
Zu Beginn ihres Wirtschaftens war es Julia und Alexander meist nur möglich, kleinere, maschinell wenig bearbeitbare Flächen zu pachten. Dadurch konnten aber genau diese unwegsamen Flächen durch Weidebewirtschaftung einer landwirtschaftlichen Nutzung zugeführt werden. Etliche alte Streuobstwiesen zählen mittlerweile zum Weidegebiet ihrer Krainer Steinschafe. Jedoch achten die Elpons darauf, dass sie möglichst mehrere solcher kleinen Flächen in derselben Gegend haben.

Vielfalt in der Produktion

Beim Hofrundgang fallen vor allem die vielen Landschaftselemente auf, die sich rund um das Hofgelände befinden. Hecken, Sträucher, Bäume wurden und werden gepflanzt, Nistplätze unter anderem für den Wiedehopf gebaut und ein Teich gegraben, um eine möglichst artenreiche Umgebung zu schaffen. Landschaftselemente empfinden die Elpons nicht als Einschränkung beim Wirtschaften. Natürlich überlegen sie sich ziemlich genau, wo sie sie hinsetzen. Auf den Schafweiden gibts zusätzlich noch viele alte Obstbäume, die auch dort belassen werden. Diese alten Bäume dienen auch als Schattenspender für die Tiere.

„Einer der Vorteile von vielfältigem Wirtschaften ist die Anpassungsfähigkeit, welche Sicherheit und Stabilität mit sich bringt. Ökologische Diversität bedingt ökologische und auch wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit“, betont Alexander Elpons.
Das Ziel ist eine optimale, ökologisch-vielfältige Bewirtschaftung mit hohem futterbaulichem Wert. Die Diskrepanz zwischen Futterwert und ökologischer Vielfalt muss immer wieder vernünftig ausbalanciert werden. Das lösen die Elpons zum Beispiel, indem sie jede Wiese individuell beurteilen und eine abgestufte Beweidung stattfindet, an den jeweiligen Standort angepasst.

Auf alte Rasse gesetzt

Eine zentrale Rolle beim vielfältigen Wirtschaften spielt die alte hoch gefährdete Schafrasse Krainer Steinschaf. Waren am Anfang noch Schwarzkopfmischlinge und Coburger Fuchsschafe am Betrieb anzutreffen, haben letztendlich die Krainer Steinschafe das Rennen gewonnen. Das Besondere an dieser alten Schafrasse ist ihre Fähigkeit der guten Futterverwertung. Sie erwirtschaften noch Gewinn aus Flächen, auf denen Hochleistungsrassen nicht mehr ausreichend ernährt werden können. Das ist für den Betrieb Elpons besonders wichtig, da sie einige sehr extensive WF-Flächen bewirtschaften. Die Schafe sind von März bis zum Beginn des Winters auf den Weiden unterwegs. Deshalb ist auch der ausgeprägte Mutterinstinkt der Tiere von großer Bedeutung. Bei Ablammungen auf den Weiden kann man sich darauf verlassen, dass ein Krainer Steinschaf-Mutterschaf, auch wenn sie das erste Mal ablammt, sich mit Geburt und Lämmerversorgung gut auskennt. Ihre gute verlässliche Milchleistung garantiert ein intensives Lämmerwachstum.
Aktuell werden rund 350 Krainer Steinschafe auf 60 ha landwirtschaftlicher Fläche betreut und gehütet. Durch eine abgestufte Grünlandbewirtschaftung und ein angepasstes Weidemanagement –Umtrieb jeder der fünf Herden nach etwa fünf Tagen – ist es nicht nur möglich, auf Kraftfutter zu verzichten, sondern die Tiere den Großteil des Jahres zur Gänze auf der Weide zu versorgen: wiegen, behandeln, Ablammungen, Klauenschnitt, das erfolgt alles auf der Weide. Im hofeigenen Schlachtraum werden die Tiere stressfrei geschlachtet und sofort weiterverarbeitet. Für diese wertschätzende Art der Tierhaltung wurde dem Biohof Elpons bereits zweimal der burgenländische Tierschutzpreis verliehen.

Vielfalt in der Vermarktung

Das gesamte Lammfleisch wird an Privatkunden und ausgewählte Gastronomen vermarktet. Durch die asaisonale Rasse fallen rund ums Jahr schlachtreife Lämmer an, die ein- bis zweimal monatlich geschlachtet werden.
Erstmals auf sich aufmerksam machte Familie Elpons mit der Präsentation der „Schaf-Aktie“. Interessierte Kunden konnten Anteilsscheine erwerben. Diese Investition erhalten sie in drei aufeinanderfolgenden Jahren in Form von Bio-Lammfleischpaketen mit guter Verzinsung zurück. Dieses Projekt geht auch 2020 in die Verlängerung, es können bereits Aktien für das nächste Jahr erworben werden. Alle zwei Jahre findet am Biohof das gut eingeführte Weidelammfest statt, das neben Bio-Kulinarik auch Wissen und Aktivitäten rund ums Schaf und seine Produkte bietet. Das Hoffest mit Schau-Scheren, Hütehundevorführungen, Filzen, Gerben und Weben sowie ein vielfältiger Marktplatz ist weit über die Region hinaus beliebt. Zusätzlich betreibt Familie Elpons einen kleinen Hofladen, der neben Lammfleischprodukten auch Streuobstsäfte und Hühnereier anbietet.

Vielfalt an Ideen

Am wohl auffälligsten ist neben der klugen Bewirtschaftung und der innovativen Vermarktung jedoch die Vielfalt an Ideen, welche die beiden Biobauern regelmäßig entwickeln. Es gibt Platz, um Neues zu entwickeln und zu versuchen.
So werden zum Beispiel Praktikumsplätze angeboten, gemeinsam mit Studierenden wird geforscht und aktuell werden im Rahmen einer Diplomarbeit „Batrecorder“ installiert, um die Auswirkung von Beweidung und Mahd auf die Fledermauspopulation zu verstehen. An Ideen mangelt es den beiden jedenfalls nicht, einiges wartet noch auf Umsetzung. Es ist inspirierend zu sehen, mit wieviel Freude und Enthusiasmus Julia und Alexander Elpons ihren Hof bewirtschaften.

Autorin:
Mag. Andrea Klampfer, BIO AUSTRIA Burgenland