Große Herde auf der Weide

© Übertsberger

Im Salzburger Flachgau bewirtschaften Isabella und Lukas Übertsberger gemeinsam mit den Eltern Karl und Theresia Neuhofer in einer Betriebsgemeinschaft einen Bio-Heumilchbetrieb. Die 95 Milchkühe dürfen schon seit vielen Jahren auf die saftigen Weiden.

Zu Weidebeginn Mitte März bis spätestens Anfang April gibt es am Daxerhof ein Familientreffen der besonderen Art: Zunächst wird auf der, dem Stall angrenzenden Wiese ein Weidezaun gespannt. Eltern, Geschwister, Neffen und Onkel stellen sich rundherum auf, um den Milchkühen für circa eine Stunde zusätzlich eine „visuelle“ Grenze zu geben. Das ist vor allem für jene Kalbinnen, die zum ersten Mal geweidet werden, sehr hilfreich. Darüberhinaus werden die Kalbinnen vor ihrem ersten Austrieb im Auslauf an den Elektrozaun gewöhnt. „Das ist für einen erfolgreichen Saisonstart sehr wichtig“, betont Isabella, „danach gibts direkt neben der Weide eine Jause für alle. So können wir die Tiere noch länger beobachten.“

Früh beginnen

An den darauffolgenden Tagen gehts auf die umliegenden Flächen, eine davon ist rund 500 m vom Betrieb entfernt. Dabei muss die Herde über die Gemeindestraße getrieben werden. Auch da erleichtern einfache Mittel den Start: Beim Übergang vom Stall auf den Triebweg wird der Hoftrac so aufgestellt, dass es sowohl für die Tiere als auch Autofahrer eine gut sichtbare Grenze gibt. Nur einmal musste eine Kuh verkauft werden, sie war nicht an die enge Straße zu gewöhnen. „Natürlich haben wir den Vorteil, dass wir im Vollerwerb und zu zweit zu Hause sind“, betont die Biobäuerin, „beim täglichen Treiben oder wenn ein Wetter aufzieht, die Hitze zu groß wird, können wir die Tiere noch schnell hereinholen.“
Die Weidefläche ist sehr flexibel, je nach Vegetationsentwicklung in fünf bis sieben Koppeln unterteilt. Die Koppeln sind zwischen 2 ha und 7 ha groß. Im Frühjahr und Herbst werden die großen Koppeln genutzt, welche im Sommer auch verkleinert werden können, um den Vertritt möglichst zu vermeiden. „Wir versuchen, unseren Kühen eher junges Gras auf der Weide anzubieten, um das kostbare Futtereiweiß zu nutzen. Das heißt, die Aufwuchshöhe liegt zwischen 5 cm und maximal 15 cm. Ein bis drei Wochen sind die Kühe auf derselben Fläche. „Eine Rotation der Weideflächen ist aus meiner Sicht auch wichtig, damit man mit den Lungenwürmern keine Probleme bekommt“, erklärt Isabella.
Auf den Koppeln wird während der Vegetationsperiode circa zweimal ein Reinigungsschnitt durchgeführt. Falls vorhanden, wird die Gemeine Rispe herausgestriegelt, nachgesät wird mit einer ÖAG-Weidemischung. Wichtig sei der frühe Weideaustrieb, denn in der Gunstlage des Salzburger Flachgaues müsse man eher schauen, dass einem das Gras nicht davonwächst, so die Biobäuerin.

Worauf noch zu achten ist

Die Futterumstellung im Frühjahr sowie im Herbst bereitet den Kühen keine Probleme, da im Stall ganzjährig gutes Belüftungsheu zugefüttert wird. „Trotzdem halten wir einen zweiwöchigen fließenden Übergang für sehr wichtig“, sagt Isabella. Die Weidesaison endet meist zwischen Mitte und Ende Oktober. Normalerweise sind die Kühe tagsüber auf der Weide. Nur an sehr heißen Sommertagen sind die Tiere nach dem Melken für etwa zwei, drei Stunden und zusätzlich in der Nacht auf der Weide. In dieser Zeit wird der Stall, wenn keine Tiere darin sind, wieder gut klimatisiert.
Die Wasserversorgung gewährleisten zwei alte Güllefässer mit Tränkebecken, die jeden bis jeden zweiten Tag neu aufgefüllt werden. Wichtig ist, dass die Kühe in kurzer Zeit viel Flüssigkeit aufnehmen können. Dass die Fläche rund um die Tränken mehr Trittschäden aufweise, müsse man in Kauf nehmen, so Isabella Übertsberger. Beim Übergang aus dem Stall hilft man sich mit Rindenmulch ab. „Das ist für die Klauen ganz wichtig, auch dass da nirgendwo Steine herumliegen, das würde den sonst positiven Effekt der Weide auf die Klauengesundheit schmälern“, erklärt sie.

Mehrwert Weide

Das tägliche Austreiben bringt zwar einen zusätzlichen Arbeitsaufwand mit sich, der aber wieder ausgeglichen wird, weil nicht mehr eingegrast werden muss. Dadurch gibt es auch weniger Futterschwankungen. An den Kraftfutterstationen werden pro Kuh und Jahr 1000 kg Gerste, Mais und etwas Ackerbohne gefüttert, dazu das ganze Jahr bestes Belüftungsheu und im Winter als Ausgleich bedarfsgerecht etwas Luzernepellets. Die durchschnittliche Milchleistung liegt zwischen 7800 und 8000 Litern.
Für die gesamte Familie ist es eine große Freude, die Tiere draußen in ihrer natürlichsten Umgebung zu sehen und auch an den Rückmeldungen der Spaziergänger merken sie, dass es sehr wohl positiv aufgenommen wird, wenn Bauern ihre Tiere weiden.

Autorin: DI Regina Daghofer, BIO AUSTRIA

Betriebsdaten
Betriebsgemeinschaft Übertsberger & Neuhofer, Straßwalchen, Salzburg

80 ha Grünland, davon xxxxxxx Weide
95 Milchkühe, 125 GVE
ø Milchleistung: 7800 – 8000 l
ø Niederschlag: 1300 mm
Koppelweide