Insekten füttern

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Wissenschaftler beschäftigen sich seit einiger Zeit intensiv mit den Möglichkeiten, Insekten als Proteinquelle für Futtermittel zu nützen. Über den aktuellen Stand der Forschung lesen Sie nachfolgend.

Die Nutzung von Insekten ermöglicht völlig neue Perspektiven für eine effiziente und nachhaltige Lebensmittelproduktion. Vor allem die Erzeugung innovativer Futtermittel mit Hilfe von Insekten birgt Potenzial. Fische, Hühner und Schweine ernähren sich in freier Wildbahn zu einem beträchtlichen Anteil von Fliegen, Käfern und Würmern. Warum sollten wir unseren Nutz- und Haustieren also ihre natürliche Nahrungsquelle vorenthalten?

Erst der Mensch hat Schwein und Geflügel zu Vegetariern gemacht. Dies brachte eine Reihe von Problemen mit sich, die meist zu einer Belastung des Organismus führte. Zum Beispiel muss durch eine niedrigere Proteinqualität zu viel Eiweiß in der Ration gefüttert werden. Die Abbauprodukte werden über Leber und Nieren ausgeschieden und können zu einer Überlastung dieser Organe führen. In Eiweißpflanzen befinden sich oft phytoaktive Substanzen, mit denen die Pflanze versucht, sich vor Fraß zu schützen. Diese wurden durch Züchtungsfortschritte zwar bereits stark reduziert, sind aber in untergeordneten Maßen immer noch vorhanden.

Was sie können

Insekten haben die Fähigkeit, Ausgangsrohstoffe mit niedriger Nährstoffkonzentration sehr schnell umzusetzen und anzureichern. Das macht sie zu einer idealen Ergänzung in der Nährstoffversorgung von Nutz- und Heimtieren. Interessant daran sind sowohl die hohen Eiweißkonzentrationen von etwa 65 Prozent als auch deren Zusammensetzung. Die ausgewogene Verteilung der Aminosäuren und die sich daraus ergebende hohe biologische Wertigkeit übersteigt die von pflanzlichen Eiweißquellen deutlich. Als nicht zu vernachlässigen gelten auch die gute Phosphat-Verfügbarkeit und die hohen Vitamin B-Gehalte. Da Insekten in ihrer biologischen Umgebung oft mit Bakterien oder Pilzen konkurrieren, nutzen sie Mechanismen, um diese zu bekämpfen. Die dafür verwendeten Substanzen werden zum Teil im Körper gelagert  und können somit an das Nutztier weitergegeben werden. Außerdem wird vermutet, dass Bestandteile aus der Haut von Insekten das Wachstum der Darmzotten anregen und somit positiv zur Darmgesundheit beitragen können.

Das Nebenprodukt der Insektenmast, Insektenhumus stellt einen hervorragenden Dünger dar, der von den Nährstoffmengen Hühnermist ähnelt, sich allerdings in der Wirkung unterscheidet, da die Insektenfütterung eine Art Vorkompostierung darstellt und die Nährstoffe anders gebunden werden. Besonders im Gemüse und Zierpflanzenbereich wurden damit bereits ausgezeichnete Erfolge erzielt. In ihrem Wachstumszyklus häuten sich Insekten mehrmals und dem dadurch freiwerdenden Chitin werden pflanzenstärkende Eigenschaften zugesprochen.

Wie geht es weiter

Seit 2017 gibt es eine Zulassung von verarbeitetem Insektenprotein in der Aquakultur, die Zulassung für die Verfütterung an Schwein und Geflügel steht noch aus. Der österreichische Beirat für die biologische Produktion hat eine Richtlinie zur Produktion von Insekten als Bio-Futtermittel erarbeitet. Geplant ist auch, eine dementsprechende Richtlinie in die neue EU-Bio-Verordnung aufzunehmen. Die genaue Auslegung wird derzeit noch diskutiert.

Zu berücksichtigen ist, dass Insektenmehl aktuell noch ein teurer Rohstoff ist, da die Zucht mit erheblichem Aufwand verbunden ist. Die Ausgangsrohstoffe für die Insektenmast müssen als Futtermittel zugelassen sein, damit die Endprodukte in den Nahrungskreislauf gelangen dürfen. Derzeit werden als Futtermittel hauptsächlich Nebenprodukte aus der Lebensmittelverarbeitung genützt, aber auch diese sind mit Produkt- und Logistikkosten verbunden. Durch die Vergrößerung und Automatisierung der Insektenställe können aber bald Preise erreicht werden, die denen von anderen hochwertigen Eiweißkomponenten wie zum Beispiel Milcheiweiß entsprechen.

Es ist davon auszugehen, dass nach einer entsprechenden Genehmigung Insekten – neben dem bereits erlaubten Fischfutter – zunächst in Spezialprodukten wie Ferkelstarter und Kükenfutter beziehungsweise in geringen Rationsanteilen zur Verbesserung der Tiergesundheit Verwendung finden.

Autor:

Michael Forster Ecofly GMBH