Maststall für Bio-Mastgeflügel: einfach und zweckmäßig

© Sima
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Peter Perchtaler ist vor sechs Jahren auf die Bio-Geflügelmast umgestiegen. Beim Stall waren ihm einfache, zweckmäßige Lösungen und eine hohe Eigenleistung wichtig.

Im Jahr 2013 bist du in die Bio-Geflügelmast eingestiegen. Damit warst du einer der ersten Betriebe, der auf diesen Zug aufgesprungen ist. Was waren deine Beweggründe?
Perchtaler Genau genommen war ich der erste Betrieb in Kärnten, der zu Beginn des Booms in die Bio-Hühnermast eingestiegen ist. Meine Eltern beschäftigten sich seit 1995 erfolgreich mit der Lämmermast mit 450 Mutterschafen und bewirtschafteten in Spitzenzeiten bis zu 70 ha Wiesen und Weiden. Für mich war aber von Anfang an klar, dass ich mich anderweitig entwickeln möchte, da die Schafhaltung für mich nicht in Frage kam. So war ich, da die Betriebsübernahme bevor stand, auf der Suche nach Alternativen und Hannes Zarfl, ein guter Freund meines Vaters und selbst langjähriger Geflügelmäster, weckte mein Interesse an der Hühnermast und ich habe mir einige Betriebe angesehen. Meine Eltern unterstützen mich bei meiner Entscheidung, da sie selbst 1995 von der Milchviehhaltung auf Schafhaltung umgesattelt hatten.

Wie ist der Prozess von der Planung bis zur Umsetzung abgelaufen?
Problemlos, die Baubewilligung wurde schnell ausgestellt und es gab auch keine Einsprüche seitens der Nachbarn, wobei dies ohnedies sehr unwahrscheinlich war, da Untereberndorf als viehintensivste Ortschaft in Österreich gilt. Im Radius von wenigen hundert Metern werden 3000 Mastschweine, 40.000 Masthühner und 10.000 Legehennen gehalten.
Im März 2013 habe ich zunächst den Bio-Kontrollvertrag abgeschlossen. Baubeginn war im Juni, im Oktober erfolgte die erste Einstallung. Damit war die erste Ausbaustufe, 4800 Mastplätze mit Vormast, fertiggestellt. Die Vormast mit Boden- und Pelletsheizung wurde im alten Rinderstall errichtet. Der Endmaststall entstand auf der grünen Wiese rund 100 300 m vom Hof entfernt, da die Gegebenheiten es nicht anders zuließen. Obwohl für das Umstallen rund 40 Minuten je Einheit benötigt werden, bin Im Nachhinein bin ich dadamit mit aber zufrieden, denn eine räumliche Trennung von Vor- und Endmaststall bringt deutliche Vorteile hinsichtlich Hygiene und Krankheitsübertragung. Im Jahr 2015 wurde eine weitere Einheit mit 4800 Mastplätzen errichtet. Beide Vormastställe befinden sich seither im Schafstall mit Hackschnitzel-Bodenheizung. Der Schafbestand wurde sukzessive abgebaut und beträgt derzeit 35 Mutterschafe.

Auf welche Kriterien hast du bei der Planung und Gestaltung des Hühnerstalles besonders geachtet?
Zum einen müssen die Bio-Richtlinien eingehalten werden, das ist klar. Dann war mir eine kostengünstige Bauweise besonders wichtig, es sollte keinesfalls ein Prestigebau werden. So verfügt mein Stall über keine Entlüftungsschächte. Die Luftführung erfolgt über beidseitig angeordnete Fenster und Stirnventilatoren. Des Weiteren werden die Futter- und Tränkebahnen mit der Hand hinauf und hinunter gekurbelt. Auch bei den Baumaterialien wurde auf günstige Komponenten geachtet und so viel wie möglich in Eigenleistung verwirklicht. Darauf bin ich auch besonders stolz. Etliche Einsteiger in die Geflügelmast haben sich meinen Stall angesehen, aber nur wenige haben bei der Errichtung auf die Kosten geachtet, sondern sich zu teuren Bauten hinreißen lassen. Ich selbst bin mit meinen Stallungen eigentlich sehr zufrieden. Das einzige, was ich heute anders machen würde, ist, dass ich die Stallfläche im Endmaststall um 30 oder 40 m² vergrößern würde. Auch eine Bodenheizung im Endmaststall wäre kein Fehler.

Welche baulichen Aspekte tragen deiner Meinung besonders zum Tierwohl bei?
Besonders gut fürs Tierwohl sind die großen Fenster. Diese können sowohl elektrisch als auch mit der Hand geöffnet werden und sorgen für einen hohen Luftaustausch über die Stirnventilatoren. Eine gute Luftqualität ist das A und O in der Geflügelmast. Um dies zu gewährleisten, sind zudem die Auslauföffnungen in den Außenscharrraum ab dem 248. Masttag immer geöffnet, Tag und Nacht, 365 Tage im Jahr. Im Winter hat es teilweise 7°C im Stall bei einer Außentemperatur von -15°C. Die niedrigeren Temperaturen stellen für die Tiere kein Problem dar. Sie fühlen sich sehr wohl und ich habe auch keine Probleme mit Krankheiten. Nur der Futterverbrauch ist marginal höher. Geheizt wird nur beim Umstallen vom Vormast- in den Endmaststall, danach nicht mehr.

Du hast schon öfters die kostengünstige Bauweise angesprochen. Wie bewertest du deine Baukosten in Relation mit vergleichbaren Stallungen?
Wie gesagt, habe ich auf eine einfache und zweckmäßige Baulösung geachtet. Zusätzlich war die Eigenleistung sehr hoch. Beim zweiten Maststall haben mein Vater und ich die gesamte Stalleinrichtung selber montiert. Trotzdem bin ich keine Kompromisse eingegangen, was die Technik betrifft, ist alles drinnen was benötigt wird. So haben wir die Futtersilos auch mit Wiegestäben versehen. Man muss sich gut überlegen, wo man sparen kann. Die Stallplatzkosten ohne Bewertung der Eigenleistung liegen unter 50 Euro. Ich gehe davon aus, dass manch einer für eine 4800er-Einheit mehr ausgegeben hat als ich für 9600 Plätze. Das ist auch mein Rat an andere Betriebe, die vor einer großen Investition stehen. Geringe Investitionskosten führen zu einer schnelleren Abschreibung und verringern das Betriebsrisiko, sollte es zu Preisrückgängen kommen. Geld, das zuerst nicht ausgegeben wird, muss auch nicht verdient werden. Und man schläft auch besser.

Autor:
DI Nikco Sima, BIO AUSTRIA Kärnten

Betriebsdaten:

Peter Perchtaler, Maria Rojach, Kärnten
9600 Masthühner mit Vormaststall, 35 Mutterschafe
23 ha landwirtschaftliche Nutzfläche (8 ha Eigenfläche), davon 10 ha Acker und 13 ha Grünland