NR-Wahl: So stehen die SpitzenkandidatInnen zum Ausbau von Klimaschutz-Förderungen in der Landwirtschaft

@Arche Noah

24.9.2019

Rendi-Wagner, Hofer, Meinl-Reisinger, Pilz und Kogler wollen mehr Klimaschutz bei Agrarförderungen und 35 Prozent als Ziel für Bio-Flächen in Österreich – Kurz dagegen

Die Mehrheit der SpitzenkandidatInnen der österreichischen Parteien will einen massiven Ausbau von Klimaschutz-Förderungen in der Landwirtschaft. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Parteien-Befragung der Initiative “Klimafreundliche Landwirtschaft“, die VertreterInnen aus Landwirtschaft, Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft vereint. So sprechen sich Pamela Rendi-Wagner (SPÖ), Norbert Hofer (FPÖ), Beate Meinl-Reisinger (NEOS), Peter Pilz (JETZT) und Werner Kogler (Grüne) für eine Verdoppelung des Anteils der Agrar-Fördermittel für Umwelt-, Klima- und Tierschutz aus. Diese fünf SpitzenkandidatInnen wollen das Ziel verankert wissen, dass 35 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen Österreichs bis 2027 biologisch bewirtschaftet werden und ein entsprechendes Maßnahmenpaket schnüren. Sebastian Kurz (ÖVP) lehnt hingegen eine stärkere Priorisierung von Umwelt-, Klima- und Tierschutz in den Agrarförderungen sowie eine konkrete Zielsetzung für den Ausbau der biologischen Landwirtschaft in Österreich ab. Gleichzeitig spricht sich der ÖVP-Spitzenkandidat jedoch für eine „Forcierung“ der Bio-Landwirtschaft aus.

„Wir Bäuerinnen und Bauern sind von den Folgen der Klimakrise immer öfter betroffen. Doch der Bereich der Landwirtschaft insgesamt trägt auch in einem nicht unwesentlichen Ausmaß zur Emission von Treibhausgasen bei. Die gute Nachricht ist: Durch eine umweltfreundliche und tiergerechte Bewirtschaftung kann die Landwirtschaft einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Die Politik ist jetzt gefordert, uns Bäuerinnen und Bauern dabei zu unterstützen, indem sie entsprechende agrarpolitische Prioritäten setzt”, sagt BIO AUSTRIAObfrau Gertraud Grabmann.

Erfreulich sei, dass die Mehrheit der SpitzenkandidatInnen die Dringlichkeit für Klimaschutz in der Landwirtschaft erkannt habe, so Greenpeace und BIO AUSTRIA. Entsprechend wollen Rendi-Wagner (SPÖ), Hofer (FPÖ), Pilz (JETZT) und Kogler (Grüne) auch den österreichischen Bio-Markt stärken, indem eine Quote von 60 Prozent Bio-Lebensmitteln in der öffentlichen Beschaffung festgelegt wird. Lediglich Kurz (ÖVP) und Meinl-Reisinger (NEOS) sprechen sich dagegen aus. Zustimmung von allen SpitzenkandidatInnen gibt es für die Forderungen, in Zukunft biodiversitätsfördernde Maßnahmen, wie etwa Blühstreifen, auf allen Bauernhöfen zu finanzieren sowie gezielt eine klimafreundlichere Tierhaltung zu fördern.

„Die nächste Bundesregierung muss Klimaschutz in der Landwirtschaft endlich konsequent fördern. Sie wird die Agrarförderungen für die nächsten sieben Jahre beschließen. Das wird die wichtigste agrarpolitische Weichenstellung der nächsten Jahre. Hier wird schwarz auf weiß festgelegt, ob Klima- und Umweltschutz in der österreichischen Landwirtschaft künftig endlich stärker gefördert werden – oder nicht“, sagt Sebastian Theissing-Matei von Greenpeace in Österreich.

Laut einer aktuellen Analyse der BOKU entfallen bis zu 18 Prozent der österreichischen Treibhausgas-Emissionen auf die Landwirtschaft, wenn auch jene Emissionen mit berücksichtigt werden, die beispielsweise aufgrund von Futtermittel-Importen oder bei der Produktion von Stickstoff-Mineraldünger entstehen. Die nächste Bundesregierung wird die weitere Entwicklung der Landwirtschaft in den kommenden Jahren maßgeblich prägen: Sie entscheidet über die Verteilung der Agrar-Fördermittel in Österreich für die Jahre 2021 bis 2027. Die Initiative „Klimafreundliche Landwirtschaft“ appelliert daher an die SpitzenkandidatInnen, die im Wahlkampf gemachten Zusagen nach der Wahl umzusetzen und Klimaschutz auch in der Landwirtschaftspolitik endlich auf allen Ebenen zu priorisieren.

Ein Factsheet zum Thema finden Sie hier: Factsheet BOKU, Lindenthal

Die Initiative “Klimafreundliche Landwirtschaft” wurde im August 2019 gegründet. Mitglieder sind Greenpeace, BIO AUSTRIA, Sonnentor, die Klimawissenschaftlerin Helga Kromp-Kolb, der Umweltmediziner Hans-Peter Hutter, Fridays For Future sowie die ARGE Schöpfungsverantwortung, das Tierschutzvolksbegehren sowie ARCHE NOAH.

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