Schäden an der Knolle ernst nehmen

© Rolf Peters

Knollenbeschädigungen sind in der abgelaufenen Vermarktungssaison durch die trockenen Rodebedingungen vermehrt als qualitätsmindernder Mangel aufgetreten. Darauf sollte bei der bevorstehenden Ernte reagiert werden.

Mechanische Belastungen der Kartoffeln, wie zum Beispiel Stöße an harten Maschinenteilen oder der Fall auf eine nicht gepolsterte Unterlage, lassen hohe Kräfte in den Knollen auftreten, die das Gewebe abpuffern muss. Welche Auswirkungen es dabei gibt, hängt von der Stärke und Häufigkeit der Stöße sowie der Empfindlichkeit des Knollengewebes ab. Bei der Ernte sind die meisten Kartoffeln noch sehr prall und reagieren auf kritische Belastungen mit einem Zerplatzen der Zellen. Das geschädigte Gewebe trocknet an diesen Stellen aus und die Stärke bleibt als weiße Masse in den Nekrosen zurück.

Im Laufe der Zeit schleichen sich bei der Ernte gewisse Routinen ein, die häufig erst eines externen Anstoßes bedürfen, um gegenzusteuern. Im Rahmen meiner langjährigen Roderschulungen haben sich einige Risikopunkte herauskristallisiert, die immer wieder auffallen:

Dammaufnahme

Die Rodetiefe ist von Sorte zu Sorte so anzupassen, dass keine angehackten Knollen auf dem Verleseband zu finden sind. Gleichzeitig sollten die Schare aber möglichst flach unter dem Knollennest bleiben, damit unter kritischen Rodebedingungen zum Beispiel nur wenige harte Kluten oder zu feuchte Erde aufgenommen werden, die dann im weiteren Verlauf des Gutstromes eine intensivere Maschineneinstellung nach sich ziehen. Bei dieser flachen Rodetiefe ist es jedoch wichtig, dass die Kartoffeln ohne Absatz von den Scharen auf die Siebkette gleiten können, um eine Beschädigung der unten liegenden Knollen durch die umlaufenden Siebstäbe zu verhindern. Die Schare lassen sich heute problemlos auf einen stufenlosen Übergang einstellen. Dennoch kann es im praktischen Betrieb notwendig sein, davon abzuweichen, wenn die Schare sich zu langsam in den Boden ziehen. Ein steilerer Scharanstieg löst zwar dieses Problem, aber damit wächst auch wieder der beschädigungsfördernde Abstand zwischen Schar- und Siebkettenoberfläche. Mit einer größeren Rodetiefe lässt sich dann das Erdpolster zwischen Schar und Knollennest erhöhen und so das Beschädigungsrisiko wieder mindern.

Erdpolster im Siebkanal

Über den Einsatz von Traktoren mit einem stufenlosen Getriebe lassen sich Fahr- und Siebkettengeschwindigkeit so aufeinander abstimmen, dass das schützende Erdpolster einen möglichst großen Teil des Siebkanals abdeckt. Dies verhindert ein Zurückrollen der Knollen und puffert Siebkettenübergänge wirkungsvoll ab. Schließt sich an die Siebketten ein Gummifingerband als weiteres Transportelement an, ist diese Fallstufe bereits deutlich entschärft und ermöglicht einen teilweisen Verzicht auf die Schutzfunktion des Erdpolsters.

Richtungsänderungen

Der heute in vielen Rodern vorherrschende u-förmige Verlauf des Gutstroms bedingt eine oder mehrere rechtwinklige Richtungsänderungen. Dafür werden zumeist Kombinationen aus Gummifingerbändern und schräg stehenden Ableitwalzen genutzt. Der Durchsatz wird hier durch den Anstellwinkel der Walzen und die Umlaufgeschwindigkeit des Gummifingerbandes bestimmt. Letztere lässt sich über einen hydraulischen Antrieb leicht an die Rodeleistung anpassen und so ein möglicher Engpass vermeiden. Der zügige Gutfluss suggeriert eine „gute“ Maschineneinstellung, aber mit zunehmender Umlaufgeschwindigkeit steigen auch die Belastungen der auf die Walzen auftreffenden Kartoffeln und so deren Beschädigungsrisiko an.

Schonendes Überladen

Die Sensibilität gegenüber Fallstufen endet immer noch viel zu oft am Ende des Bunkerauslaufs des Roders. Durch die Höhe der Aufbauten heutiger Transportfahrzeuge sind Fallhöhen von über zwei Meter für die ersten Kartoffeln keine Seltenheit und entsprechend stark sind die Beschädigungen beim Auftreffen auf den Stahlboden. Mit Hilfe eines abknickbaren Bunkerkopfes und der Nutzung eines Kistenbefülltrichters lässt sich die Fallhöhe schon deutlich reduzieren. Richtig schonend wird es für die Knollen aber erst, wenn der Anhänger gleichzeitig noch mit einem Fallsegel, tiefhängenden Fallbrechern oder einer Bodenpolsterung ausgerüstet ist. Aber auch bei der Kistenbefüllung auf dem Feld sind die jeweiligen Fallhöhen kritisch zu hinterfragen. So sollte der Abstand zwischen dem Auslauf des Befülltrichters und dem Kistenboden ebenfalls möglichst gering sein, ohne jedoch die Kistenwände zu berühren.

Aufgrund dieser Erfahrungen gilt es vor jeder Erntesaison neben einer Durchsicht der Technik auch alle Mitarbeiter auf eine beschädigungsarme Behandlung der Kartoffeln zu schulen. Eine regelmäßige Bonitur des Erntegutes auf Beschädigungen kann diesen Prozess ebenso unterstützen wie die Bereitschaft, die kalkulierte Flächenleistung an die Qualitätsansprüche der Abnehmer anzupassen.

Autor: Rolf Peters, Geschäftsführer der PotatoConsult, Visselhövede