Bietet die Sorte „Topaz“ auch nach Durchbruch der Resistenz noch Vorteile bei der Regulierung des Apfelschorfs?

© Buchleitner

Spätestens seit dem Jahr 2013 trat in der Region Bodensee regelmäßig Schorfbefall an bis dato als schorfresistent bezeichneten Apfelsorten auf. Unterschiede in der Befallsstärke zeigten sich dabei sowohl bedingt durch die Intensität der durchgeführten Pflanzenschutz-Maßnahmen als auch sortenabhängig.

Leider fiel in Jahren mit verbreitetem Schorfbefall auch die Sorte „Topaz” oftmals negativ auf. Mit einem Anteil von über 30 Prozent stellt die Schowi-Sorte „Topaz“ mittlerweile die Hauptsorte auf ökologisch wirtschaftenden Obstbaubetrieben in der Region Bodensee dar. Aufgrund der Bedeutung der Sorte für den ökologischen Anbau traten mit der veränderten Situation eine Reihe neuer Fragen auf: „Wie verhält sich die Sorte “Topaz” nach erfolgtem Resistenzdurchbruch?”, „Hat die Sorte „Topaz” im Hinblick auf die Schorfregulierung noch Vorteile gegenüber schorfempfindlichen Sorten?” und „welche Behandlungsintensität ist an der Sorte „Topaz” zukünftig für eine erfolgreiche Schorfregulierung erforderlich?”.

Um Antworten auf diese Fragen geben zu können, haben wir im Fachbereich Ökologischer Obstbau am KOB seit dem Jahr 2014 mehrere Versuche durchgeführt. In diesem Artikel wurden die wichtigsten Ergebnisse und Erkenntnisse aus dieser Versuchstätigkeit in kompakter Form zusammenfasst. 

Schorfwiderstandfähigkeit von Schowi-Sorten

Um möglichst frühzeitig Aussagen über die Schorfwiderstandsfähigkeit neuer Apfelsorten treffen zu können, wurden ab 2017 initiiert und betreut durch die FÖKO e.V. an drei Standorten in Süddeutschland Sorten-Versuchsgärten angelegt. Die hier über die Jahre fortlaufend aufgepflanzten, schorfwiderstandsfähigen Apfelsorten verbleiben in diesen Sortengärten von Beginn an vollständig ohne fungiziden Pflanzenschutz-Input. Unter diesen extremen Bedingungen kann innerhalb kurzer Zeit eine erste Einschätzung zur sorteneigenen Widerstandsfähigkeit neuer Apfelsorten getroffen und diese in Relation zu etablierten Schowi-Sorten wie „Topaz”, robusten Alten Apfelsorten sowie zu schorfanfälligen Sorten wie „Elstar” und „Jonagold” gesetzt werden. Einer dieser Sortengärten wurde auf einem ökologisch wirtschaftenden Praxisbetrieb in der Bodenseeregion etabliert. In dieser Anlage wurden bislang etwa 70 Apfelsorten dreifach randomisiert verteilt aufgepflanzt.

Seit 2017 wurde gemeinsam mit der FÖKO e.V. der jährliche Befall durch Apfelschorf dokumentiert. Die Befallsintensität wurde dabei mit Hilfe der Boniturskala nach Lateur und Populer (1994) evaluiert. In dieser Skala steht 1 für „keine sichtbaren Symptome“ und 9 für „nahezu alle Blätter und Früchte befallen“.

In Abbildung Nr.1 sind diejenigen Sorten aufgeführt, für die Ergebnisse aus mindestens fünf Versuchsjahren (2017 bis 2021) vorliegen. Dabei stellen die roten Balken die Mittelwerte der Jahre 2017 bis 2021 dar. Die schwarzen Balken repräsentieren den jeweiligen Schorfbefall im Jahr 2021, welches aufgrund seiner überdurchschnittlich hohen Anzahl an Niederschlags- und Infektionsereignissen als extremes Schorfjahr bezeichnet werden kann. Die im Vergleich zum Mittelwert der Versuchsjahre 2017 bis 2021 deutlich höheren Befallsintensitäten an den anfälligen Sorten „Elstar“ und „Jonagold“ verdeutlichen den hohen Infektionsdruck des Jahres 2021.

Erfreulicherweise wiesen unter den extremen Bedingungen dieses Standortes mehrere der geprüften Apfelsorten über den gesamten Versuchszeitraum hinweg nahezu keine Schorfsymptome auf. Als besonders schorfwiderstandsfähig erwiesen sich neben einzelnen Neuzüchtungen u.a. die polygen resistente Sorte „Admiral“, die alte Apfelsorte „Seestermüher Zitronenapfel“ und die Frühsorte „Discovery“. Aber auch in den vergangenen Jahren bereits vermehrt auf Praxisbetrieben aufgepflanzte Sorten mit vf-Resistenz wie „Deljonca“, „Freya“ und „Natyra“ fielen durch ihre besondere Robustheit gegenüber Apfelschorf positiv auf, und das auch im Extremjahr 2021. Weniger positiv zeigte sich in diesem Versuch die in Deutschland am meisten angebaute vf-resistente Sorte „Topaz“. Verglichen mit anderen schorfwiderstandsfähigen Tafelapfelsorten wies die Sorte „Topaz” in den drei Versuchsjahren regelmäßig eine erhöhte Befallsintensität auf. Eine höhere Befallsintensität konnte lediglich an den schorfanfälligen Apfelsorten „Elstar” und „Jonagold” festgestellt werden. Auch wenn aufgrund der mehrjährigen Ergebnisse in diesem Versuch bei der Sorte „Topaz“ nicht mehr von einer Schorfresistenz gesprochen werden kann, so zeigte die Sorte im Vergleich zu den schorfanfälligen Sorten „Elstar” und „Jonagold” insbesondere im starken Befallsjahr 2021 eine deutlich geringere Befallsintensität und damit noch eine gewisse Robustheit.

Hat „Topaz“ nach Resistenzdurchbruch noch Vorteile?

Zur genaueren Einordnung der Robustheit der Sorte „Topaz“ nach erfolgtem Resistenzdurchbruch wurde in einer ökologisch bewirtschafteten Versuchsanlage des KOB die Sorte „Topaz” mit der anfälligen Sorte „Jonagored” über mehrere Jahre verglichen. In diesem Quartier trat in den vergangenen Jahren verbreitet Schorf an der Sorte „Topaz“ auf, so dass von einem Durchbruch der Resistenz in diesem Versuchsquartier auszugehen ist. In einem randomisiert angelegten Versuch mit 4 x 25 Bäumen auf der Unterlage M9 wurden beide Sorten zunächst ohne fungizide Behandlungen während der Primärschorfphase miteinander verglichen. Nach Ende der Primärschorfphase erfolgte in beiden Versuchsvarianten ein einheitlicher, betriebsüblicher Pflanzenschutz unter Berücksichtigung der Vorgaben für die ökologische Produktion. Die Erhebung des Schorfbefalls an den Blättern der Langtriebe erfolgte jährlich Mitte Juni, nach Ende der Primärschorfphase.

In Abbildung 2 ist der Anteil mit Schorf befallener Blätter an beiden Sorten aufgeführt. Über den sechsjährigen Versuchszeitraum hindurch lag der Anteil befallener Blätter bei der Sorte „Topaz” mit Werten zwischen 18 % bis 29 % auf einem einheitlich niedrigen Niveau. An der Sorte „Jonagored” lag der Anteil befallener Blätter in der unbehandelten Kontrolle mit Werten zwischen 39 % bis 85% erwartungsgemäß deutlich höher. Dabei zeigte sich an der Sorte „Jonagored” auch zwischen den Versuchsjahren eine größere Schwankungsbreite beim resultierenden Schorfbefall. In Jahren mit erhöhtem Befallsdruck lag der Anteil befallener Blätter dabei mit Werten um die 80 % jeweils auf einem sehr hohen und nicht tolerierbaren Niveau. Ohne fungizide Behandlungen während der Primärschorfphase zeigten sich damit deutliche Unterschiede im resultierenden Schorfbefall an den Blättern der beiden Sorten.

In zwei weiteren Versuchsgliedern wurden beide Sorten mit einem einheitlichen, betriebsüblichen Pflanzenschutz-Management auf dem Niveau einer schorfanfälligen Apfelsorte miteinander verglichen. Wie aus Abbildung 3 ersichtlich wird, konnte mit diesem Pflanzenschutz-Management der Anteil befallener Blätter an der Sorte „Topaz” in fünf von sechs Versuchsjahren auf unter 5 % reduziert werden. Im Gegensatz dazu konnte an der Sorte „Jonagored” eine vergleichbare Regulierung des Befalls nur in den Jahren 2014 und 2015 erzielt werden. In den Jahren 2016 bis 2019 belegen die hohen Befallswerte zwischen 18 % bis 53 % hingegen eine unzureichende Wirkung der durchgeführten Maßnahmen. Damit resultierte die einheitlich durchgeführte Behandlungsintensität in allen Versuchsjahren bei der Sorte „Topaz” in einem deutlich geringeren Befallsniveau als bei der schorfempfindlichen Sorte „Jonagored”.

Notwendige Behandlungsintensität zur Regulierung des Apfelschorfs an der Sorte „Topaz“

Nachdem die Sorte „Topaz” im direkten Vergleich mit der Sorte „Jonagored” nach wie vor deutliche Vorteile aufwies, sollte die Frage nach der erforderlichen Behandlungsintensität für eine erfolgreiche Regulierung des Apfelschorfs an der Sorte „Topaz” in einem weiteren Versuch geklärt werden. Dieser Versuch wurde im Jahr 2014 in einer ökologisch bewirtschafteten Versuchsanlage des KOB etabliert, nachdem im Vorjahr ein hoher Befall an der Sorte „Topaz” aufgetreten war. Vier unterschiedliche Behandlungsstrategien wurden dabei während der Primärschorfphase im Vergleich zu einer unbehandelten Kontrolle geprüft. Die Versuchsvarianten unterschieden sich dabei sowohl im Zeitpunkt als auch in der Anzahl der jeweils durchgeführten fungiziden Behandlungen. Eine Übersicht über die durchgeführten Behandlungen ist in Tabelle 1 dargestellt. In den Jahren 2017 und 2018 erfolgte nach Ende der Primärschorfphase in allen Varianten ein einheitlicher, betriebsüblicher Pflanzenschutz unter Berücksichtigung der Vorgaben für die Ökologische Produktion. In 2019 verblieben alle Varianten nach Ende der Primärsaison bis zur Ernte unbehandelt. Die Erhebung des Schorfbefalls erfolgte nach Ende der Primärschorfphase an den Blättern von 100 Langtrieben je Variante. Zudem wurde der Fruchtschorfbefall im August an insgesamt 600 Früchten je Variante erfasst.

Tabelle 1: Übersicht über die durchgeführten fungiziden Maßnahmen je Variante.

Der Anteil befallener Blätter in den einzelnen Versuchsgliedern ist in Abbildung 4 dargestellt. Unabhängig von der jeweiligen Behandlungsintensität konnte in den behandelten Varianten der Befall im Vergleich zur unbehandelten Kontrolle in allen Versuchsjahren deutlich reduziert werden. Dabei zeigte sich tendenziell ein Zusammenhang zwischen der Behandlungsintensität und dem resultierenden Befall. Die am intensivsten behandelte Variante Nr. 2 wies in allen Versuchsjahren erwartungsgemäß die höchsten Wirkungsgrade auf. Nichtsdestotrotz konnte auch in der am extensivsten behandelten Variante Nr. 5 verglichen mit der Kontrollvariante eine deutliche Reduktion des Blattschorfbefalls erzielt werden. In der ebenfalls reduziert behandelten Variante Nr. 4 konnten in zwei von drei Versuchsjahren vielversprechende Wirkungsgrade vergleichbar mit denen der am intensivsten behandelten Variante Nr. 2 erzielt werden.

Aufgrund hoher Ausfälle durch die starken Blütenfrostschäden im Jahr 2017 liegt für dieses Jahr keine Auswertung für den Schorfbefall an Früchten vor. Im Jahr 2018, in dem alle Varianten einen einheitlichen Pflanzenschutz nach Ende der Primärsaison erhielten, resultierte der Fruchtschorfbefall in allen Varianten in sehr geringen Werten < 1% (Abb. 5). Unabhängig von der jeweiligen Behandlungsintensität während der Primärsaison konnte der Fruchtschorfbefall durch die nach Versuchsende in den Sommermonaten betriebsüblich durchgeführten Behandlungen erfolgreich reguliert werden. Im Vergleich dazu verblieben im Jahr 2019 alle Versuchsvarianten nach Ende der Primärsaison ohne weiteren Pflanzenschutz-Input. Dies resultierte in der Kontrollvariante in einem Anteil von 25 % befallener Früchte. Analog zum Blattschorfbefall resultierten in 2019 erneut alle Versuchsvarianten mit fungiziden Behandlungen unabhängig von der jeweiligen Behandlungsintensität in einem im Vergleich zur Kontrollvariante deutlich reduzierten Anteil befallener Früchte. In der mit lediglich vier fungiziden Behandlungen am extensivsten behandelten Variante Nr. 5 konnte dabei erwartungsgemäß der geringste Wirkungsgrad aller Varianten festgestellt werden. Dennoch ist der mit einem Input von lediglich vier fungiziden Behandlungen in der gesamten Saison erzielte Wirkungsgrad von 73 % durchaus beachtlich und bestätigt zumindest für unseren Standort erneut eine nach wie vor gegebene Robustheit der Sorte „Topaz” gegenüber Apfelschorf.

Fazit

Im direkten Vergleich mit der schorfanfälligen Sorte „Jonagored“ zeigte die Sorte „Topaz“ in einer Versuchsanlage mit nachgewiesenem Resistenzdurchbruch hinsichtlich der Schorfregulierung nach wie vor deutliche Vorteile. Sowohl ohne fungizide Behandlungen als auch mit einem praxisüblichen Pflanzenschutz-Input konnte an der Sorte „Topaz“ jeweils ein deutlich geringerer Schorfbefall als an der Sorte „Jonagored“ festgestellt werden. In einem weiteren Versuch führten reduzierte Behandlungsintensitäten während der Primärsaison zu vielversprechenden Ergebnissen. Daraus lässt sich folgern, dass die Schorfregulierung an der Sorte „Topaz” mit einem im Vergleich zu schorfempfindlichen Sorten reduzierten Input an fungiziden Maßnahmen noch erfolgreich durchgeführt werden kann. Aufgrund der vorliegenden Ergebnisse scheint dafür die Fokussierung der Behandlungen auf einzelne Hauptinfektionsphasen ausreichend, wenn dabei zusätzlich zu den präventiven Belagsbehandlungen auch gezielt im Keimungsfenster ausgebrachte Behandlungen durchgeführt werden. In unserem Versuch konnten mit dieser Strategie in Abhängigkeit der jährlichen Witterungs- und Infektionsbedingungen zwischen drei und sieben fungizide Behandlungen zur Regulierung des Apfelschorfs während der Primärschorfphase eingespart werden.

Dank

Ein herzlicher Dank gilt meinen Kollegen im Fachbereich Ökologischer Obstbau für ihre tatkräftige Unterstützung bei der Durchführung und Auswertung der Versuche. Versuch Nr.1 wurde in Rahmen eines Netzwerk-Projektes in Kooperation mit der Fördergemeinschaft Ökologischer Obstbau e.V. durchgeführt. Ich danke Philipp Haug von der FÖKO e.V. für die gute Zusammenarbeit in diesem Versuch und dem Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz des Landes Baden-Württemberg für die Förderung des Projektes. Die am KOB durchgeführten Exaktversuche an Topaz wurden im Rahmen eines Verbundprojektes zur Kupferminimierung durchgeführt (FKZ 2815OE114). Dieses Projekt wurde gefördert durch das Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen Nachhaltiger Landwirtschaft. Auch hierfür möchte ich mich herzlich bedanken.

Autor:

Sascha Buchleither, Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee
Fachbereich Ökologischer Obstbau
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