Stallbau für Bio-Geflügel: gut planen und kurz bauen

© Hager
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Rinder und Geflügel – eine bewährte Kombination! Zwei Bio-Betriebe aus Oberösterreich haben sich mit der Bio-Geflügelhaltung ein zweites Standbein aufgebaut.
Viele Bio-Geflügelhalter in Österreich sind vor der Umstellung Rinderhalter gewesen oder haben sich wie die Familien Muss und Röbl damit ein weiteres Standbein aufgebaut.

Arbeitsplatz sichern

Josef und Viktoria Muss führen in Neukirchen an der Vöckla im Bezirk Vöcklabruck einen Bio-Betrieb mit Qualitätsmastrindern und Masthühnern. Bewirtschaftet werden 23 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche und 4 Hektar Wald.
Sie haben den Bio-Betrieb, der bereits von den Großeltern biologisch bewirtschaftet wurde, im Jahr 2015 übernommen und inzwischen an ihre Ziele und Neigungen angepasst. Vom klassischen Milchviehbetrieb mit Jungviehaufzucht wurde vor einigen Jahren zuerst auf Kalbinnenaufzucht mit der Vermarktung über Zuchtrinderversteigerungen umgestellt. Seit dem Jahr 2012 grasen im Sommer etwa 40 Bio-Qualitätsmastrinder rund um den Hof. Mit dem Bau des Bio-Masthühnerstalles im Jahr 2018 wurde ein zusätzliches Standbein geschaffen. So hat Viktoria ihren Arbeitsplatz am Hof, Josef ist bei seinen Eltern im Baggerunternehmen beschäftigt. Die Jungübernehmer nahmen an zahlreichen Betriebsexkursionen, Veranstaltungen und Seminaren teil, denn sie wollten wirklich sicher gehen, ob Bio-Hühner was für sie sind. Auch beim Fangen hat Viktoria bei einer guten Freundin geholfen und sich viele Ratschläge geholt.

Erschwerte Ausgangslage

Über ein Jahr dauerte die Planungsphase für den 4800er Stall. Umgesetzt wurde der Betonbau mit einer regionalen Baufirma, die Technik kam von der Firma Sterrer aus Oberösterreich. Die große Herausforderung war die kupierte Hangneigung und die Geschichte des Kohleabbaus in der Region, weil unterirdisch zahlreiche Stollengänge vorhanden sind. Es mussten daher Probebohrungen durchgeführt werden. Weiters ist der Hang rutschgefährdet. Daher wurden eine entwässerte Steinmauer und Tiefdrainagen gebaut. Seitens des Naturschutzes musste ein Entwässerungs- beziehungsweise Versickerungsbecken errichtet und eine Holzschalung als Stallfassade angebracht werden.

Zahlreiche Baudetails wie zum Beispiel eine Raumhöhe von 4,2 Metern oder ein durchgehender und nicht angeschleppter Außenklimabereich oder ein großzügiger Hygiene- und Technikbereich wurden umgesetzt. Verbesserungswürdig wäre in diesem Bereich eine zweite Tür, das heißt eine Tür in einen kleinen Vorraum, um sich umkleiden und eigene Schuhe anziehen zu können beziehungsweise um Zugluft und damit Staub im eigentlichen Technikraum zu vermeiden.
Eine Kühlanlage mit Vernebelungsfunktion wurde im Stall integriert. Diese Anlage wird nicht nur an heißen Tagen, sondern auch in der Kükenaufzucht eingesetzt, um die Luftfeuchtigkeit zu regeln. Das Wasser kommt aus einem eigenen Gemeinschaftsbrunnen aus dem Ort.

Empfindliche Küken

Einige Tage vor Ankunft der Küken wird der Stall aufgeheizt und eingestreut. Am Vortag wird das Futter bereitgestellt. „Da die Küken faul sind, muss ihnen alles zu Füssen getragen werden“, meint Viktoria. „Nichtstarter“, das sind jene Küken, die nicht fressen oder trinken gehen, müssen vermieden werden. Am Betrieb Muss hat sich daher bewährt, dass bei der Anlieferung der Küken vier bis fünf Personen zum Verteilen der Küken anwesend sind. Die angelieferten Küken werden ohne Hektik abgeladen und ausgetragen. „Die Zeit um die Ankunftsphase nehmen wir uns, weil das ein wesentlicher Erfolg der Aufzucht ist“, so Josef mit einem Blick auf den Stallcomputer. Zu Beginn wird zweimal täglich das Futter auf das Papier aufgetragen, damit werden die Küken zum Fressen animiert. Schon mit dem ersten Schluck Wasser trinken die Hühner beigemischte fermentierte Kräuterextrakte (FKE). Zum Aufbau einer schnellen und gesunden Mikroflora im Darm werden biotaugliche Bakterien über den Tierarzt sowie abwechselnd FKE eingesetzt.

Viktoria Muss hat im Frühjahr die BIO AUSTRIA-Ausbildung zur Geflügelpraktikerin besucht und viel gelernt. So sollen beispielsweise im Außenscharraum noch Luzernekörbe als Beschäftigungsmaterial befestigt werden. Weiters werden im Auslauf zusätzlich Bäume gepflanzt, damit die Hühner die Weide auch bestmöglich nutzen.
Mit dem Ausbau der Direktvermarktung steht ein weiteres Projejkt an. Zudem wird im Herbst der Rindermaststall umgebaut, um den Betrieb noch besser für die Zukunft abzusichern.

In den Vollerwerb

Familie Röbl aus Rainbach im Mühlkreis bewirtschaftet einen gemischten Betrieb mit 40 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche, jeweils zur Hälfte Acker und Grünland sowie 22 Hektar Wald. Im Jahr 2006 wurde auf Bio umgestellt, 2010 ein Bio-Legehennenstall für 6000 Hennen errichtet.

Andrea und Richard Röbl bewirtschaften mit großer Leidenschaft ihren Betrieb seit der Hofübernahme im Vollerwerb. Im Jahr 1992 wurde ein Tretmiststall für 25 Milchkühe gebaut. Auch damals hat er sich viele Betriebe angesehen, an zahlreichen Exkursionen teilgenommen und auch den Blick über den Tellerrand gewagt. Richard hat schon damals über Geflügel im kleinen Stil für Direktvermarktung nachgedacht. Sohn Dietmar ist in den letzten Jahren mehr und mehr in das Betriebsgeschehen eingestiegen. „Melken kann ich mir in Zukunft nicht vorstellen,“ war schon vor Jahren vom Hofnachfolger die Aussage. Die Röbls haben es sich nicht leicht gemacht mit der Entscheidung das Melken aufzugeben. Ganze zwei Jahre wurde gemolken und täglich wurden die Eier abgenommen. „Wir haben in dieser Zeit sehr viel gearbeitet“, schildert Andrea, „es war schon eine Erleichterung, dass wir nicht mehr melken mussten“. Heute wird der Rinderstall für 13 Mutterkühe und die Bio-Jungrinderproduktion genutzt.

Kompakte Halle

Vor der Bauphase wurde Kontakt mit der Firma Eiermacher GmbH in Kremsmünster aufgenommen und es wurden mehrere Bio-Legehennenhalter besucht sowie ein Stallkonzept und eine Kalkulation erstellt. Erbaut wurde der Stall in einem knappen halben Jahr, im Hofverbund und doch 100 Meter davon entfernt.

„Gelernt habe ich viel vom Erfahrungsaustausch“, erläutert Richard. Gerade in der Planungsphase gab es in der Bio-Legehennenhaltung viele Veränderungen und Weiterentwicklungen. Die Halle wurde inklusive Montage zu einem Fixpreis an eine oberösterreichische Firma vergeben. Die Betonarbeiten und den Unterbau wickelte eine regionale Baufirma ab. Die Geflügeltechnik kam von der Firma Gurtner aus dem Innviertel.
Der Stall ist in der Mitte geteilt, so ist Platz für zwei 3000er-Einheiten. Eine Besonderheit ist der Sortier- und Eingangsbereich. Dieser wurde kompakt und zweckmäßig ausgeführt, was Baukosten sparte.
Zum Entmisten werden der Eierpacker und Drucker zur Seite geschoben und das Eierförderband hochgefahren. Somit kann mit dem Hoflader einfach und auch während sich die Hennen im Stall aufhalten, entmistet werden. Die Eier werden ein- bis zweimal täglich abgenommen, gekennzeichnet und zur Auslieferung und Abholung (ein- bis zweimal wöchentlich durch den Vertragspartner) kühl und dunkel zwischengelagert.

Stallkonzept und Weide

Die Volierenhaltung hat sich bei neuen Bio-Stallungen etabliert. In der Voliere werden mehrere Ebenen mit unterschiedlichen Funktionsbereichen wie Futter, Wasser, Legenester sowie Sitzstangen von den Tieren genutzt. Die Hennen können über Aufstiege oder fliegend die verschiedenen Ebenen erreichen. Im Legenest werden gereinigte Dinkelspelzen eingestreut. Die Entmistung in der Voliere erfolgt über Kotbänder, so wird durch häufiges Entmisten ein besseres Stallklima sichergestellt.
Im Außenscharraum werden ein Sandbad und Beschäftigungsmaterial angeboten. Von Beginn an wurde die Auslaufgestaltung mit Bäumen und technischen Elementen umgesetzt. Die Bäume stehen etwa 20 Meter vom Außenscharraum entfernt. Mobile, technische Elemente ergänzen das Weidekonzept. Aus heutiger Sicht würde Richard den Abstand der Bäume vom Stall um etwa 10 Meter erweitern. Als Überbrückung sollten technische Elemente dienen.

Vermarktung

Die Eier werden über die Firma Eiermacher GmbH vermarktet, etwa 10 Prozent über regionale Geschäfte und direkt ab Hof abgesetzt.
Der kürzlich neugestaltete Verkaufsraum steht den Kunden 24 Stunden zur Verfügung. „Den Schritt mit den Legehennen haben wir nicht bereut“, betont Andrea. Die flexiblen Arbeitszeiten ermöglichen mehr Freiraum für persönliche Bedürfnisse, was auch die nächste Generation schätzt.

Autor:
Ing. Andreas Hager, BIO AUSTRIA Oberösterreich

Betriebsdaten:

Josef und Viktoria Muss, Neukirchen, Oberösterreich
23 ha Grünland, 4 ha Wald
4800 Masthühner, 40 Mastrinder

Andrea und Richard Röbl, Rainbach, Oberösterreich
20 ha Grünland, 20 ha Ackerfläche, 22 ha Wald
6000 Legehennen, 13 Mutterkühe, Produktion von Jungrindern