Stallbau für kleine Betriebe

© Promegger
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Es muss nicht immer ein Neubau sein. Familie Höllbacher aus Puch hat ihren Stall für zwölf Milchkühe geschickt umgebaut und erweitert.
Betrachtet man die Ställe, die in Fachzeitschriften oder von Stallbaufirmen präsentiert werden, so zeigt sich ein klares Bild:
Die moderne Kuh braucht eine große Halle, bedeckt von einem Dach, das von riesigen Leimbindern getragen wird. Das Innere muss aus betonierten Mauern und Aufstallungen, möglichst aus Stahlrohren, bestehen, viel Technik inklusive, alles automatisiert und digitalisiert –automatische Entmistung, Fütterungs-, Melk- und Spaltenroboter. Dazu kommen Entlüftungsanlagen, entsprechende Lichttechnik und Transponderstationen.

Nicht um jeden Preis

So gut diese modernen Errungenschaften auch sein mögen, der Bau und die Anschaffung kosten sehr viel Geld. Für Betriebe mit großen Tierzahlen ist dies weniger ein Problem, aber was ist mit den kleinen Betrieben mit fünf, zehn oder auch zwanzig Stück Vieh? Auch auf diesen Betrieben werden oftmals Ställe gebaut, die den obigen Anforderungen entsprechen. Die Standplatzkosten sind dementsprechend groß, 30.000 Euro und mehr pro Kuh sind keine Seltenheit. Argumentiert wird oft: „Das muss heutzutage so sein!“ Ist das wirklich so? Ist die Kuh um so viel anspruchsvoller geworden? Schauen wir uns die Sache doch noch mal genauer an.
Die grundlegenden Anforderungen an einen artgerechten Bio-Rinderstall sind recht schnell aufgezählt:
– Ausreichend Platz zur Bewegung
– Geschützte und gemütliche Ruheflächen
– Tränken und Fressplätze
– Frische Luft und ausreichend Licht

Einfach gelöst

In modernen Ställen werden diese Anforderungen oftmals bestens erfüllt. Aber gibt es auch einfachere, günstigere Möglichkeiten, die diesen Anforderungen gerecht werden?

Michaela und Walter Höllbacher aus Puch haben so eine Variante für ihren Milchviehbetrieb gefunden. Sie haben im Jahr 2010 ihren Stall umgebaut und erweitert. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden ihre Tiere in Anbindhaltung auf Kurzständen gehalten. Mittlerweile wurde ein großer befestigter Auslauf an das bestehende Stallgebäude angebaut. Unter der Auslauffläche befindet sich eine neu errichtete Güllegrube. Wetterseitig wurde eine Reihe mit zwölf Außenliegeboxen in Holzbauweise errichtet. Um hier Schutz vor Zugluft zu gewährleisten, wurde dieses Gebäude verhältnismäßig hoch gebaut. Dadurch ergab sich die Möglichkeit, den entstehenden Raum als Strohlager zu nützen. Auch werden die Liegeboxen von dieser Strohbühne aus direkt eingestreut. Komplettiert wird der große Auslauf durch eine Bürste, eine Tränke und eine Heuraufe. Entmistet wird die ganze Fläche mithilfe eines Rasenmäher-Traktors durch eine Öffnung direkt in die Güllegrube. Dies geschieht in unregelmäßigen Intervallen, abhängig von Verschmutzungsgrad und Witterung.

Gemolken werden die Tiere mit der bestehenden Rohrmelkanlage zweimal am Tag auf den Kurzständen im alten Stall. Hier erhalten die Kühe auch ihr Kraftfutter zum „Hereinlocken“, während des Melkens wird Gras, im Winter der zweite und dritte Schnitt zugefüttert. Nach dem Melken werden die Tiere wieder in den Auslauf getrieben, wo sie sowohl den Tag als auch die Nacht verbringen.

Auslauf als offener Stall

Die Vorteile dieses Auslaufes sind:
– Er ist groß genug, damit sich alle Tiere darauf verteilen können.
– Für jede Kuh steht eine witterungsgeschützte und bequeme Liegebox zur Verfügung.
– Ausreichend Fressplätze an der Futterraufe sowie eine Tränke sind vorhanden.
– Frischluft und Sonnenlicht steht jederzeit zur Verfügung.

Dieser entsprechend gut ausgestattete beziehungsweise möblierte Auslauf erfüllt alle grundlegenden Anforderungen für einen biotauglichen und artgerechten Rinderstall. Man könnte auch sagen, dieser Auslauf ist ein sehr offener Laufstall.
Der Stall ist auch für die kalte Jahreszeit geeignet. „Die Rinder kommen mit der Kälte sehr gut zurecht, sie genießen sichtlich die Witterung wie Schneefall oder Regen. Gesundheitliche Probleme oder Leistungseinbußen sind nicht vorhanden“, erklärt Walter Höllbacher.
Falls das Wetter wirklich schlecht ist, bleibt der Anbindestall als Reserve. So waren die Kühe während der außergewöhnlich starken Schneefälle im Jänner 2019 zwei Wochen vorübergehend im alten Stall untergebracht.

Flexibel bleiben

Der Zubau für zwölf Kühe kostete etwa 56.000 Euro, was Standplatzkosten von 4600 Euro pro Kuh entspricht. Etwa die Hälfte der Kosten entfiel auf den Bau der Güllegrube, diese musste aufwändig in den Felsen im Untergrund gesprengt werden. Außerdem wurde eine neue Remise an den Stall angebaut.

Michaela und Walter schätzen auch die Flexibilität ihres neuen Stalles. So sind etwaige zukünftige Anforderungen von Handel und Konsumenten leichter umzusetzen. Auch baulich bestehen Entwicklungsmöglichkeiten. So könnte im alten Stall etwa ein moderner Melkstand Platz finden oder der Auslauf durch eine weitere Liegeboxenreihe ergänzt werden.

Autor:

Franz Promegger, BIO AUSTRIA Salzburg

Betriebsdaten:

Michaela und Walter Höllbacher, Puch, Szbg

8 ha Grünland
7 Milchkühe der Rasse Fleckvieh
110 Legehühner
Bio-Milchproduktion für Molkerei
Nebenerwerbsbetrieb

Franz Promegger, BIO AUSTRIA-Berater, Salzburg meint:

„Die Kuh braucht keine teuren Ställe. Solange ihre Bedürfnisse erfüllt werden, ist sie auch mit billigen Lösungen glücklich. Das obige Beispiel zeigt, dass einfaches und reduziertes Bauen nicht schlecht sein muss, im Gegenteil. Große, technikstrotzende Stallbauten, so schön sie auch sind, müssen schlussendlich auch bezahlt werden. Als Berater sind wir auch gefordert, gerade für unsere kleinen Bio-Bergbauernbetriebe wirtschaftlich vertretbare Lösungen zu finden.“