Stoffwechselstörungen beim Schaf

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Trotz ausgewogener Fütterung kann es bei Schafen zu Stoffwechselstörungen kommen. Insbesondere in Zeiten von höherer Leistung.

Wiederkäuer benötigen bei jedem Futterwechsel Zeit, um sich an die neue Ration zu gewöhnen. Dies gilt auch für Grundfutterkomponenten wie zum Beispiel Gras. Daher sollte bei Weidehaltung stets darauf geachtet werden, dass die Tiere einen entsprechenden Ausgleich in der Ration erhalten, um Leistungseinbrüche zu verhindern. Bei Planung der Futterration ist darauf zu achten, diese dem Bedarf des Tieres anzupassen, damit es zu keinen Stoffwechselstörungen kommt.

Rationen anpassen

Zu starke Gewichtsschwankungen sind zu vermeiden. Zu hoher Gewichtsverlust nach der Geburt führt zu extremer Leberbelastung – eine Fettleber entsteht. Dies kann bis zum Leberversagen führen. Jeder Umstand, der Wiederkäuer am Fressen hindert, führt unweigerlich zu Energiemangel beziehungsweise zum Krankheitsbild der Ketose. Bei Schafen tritt diese Form der Stoffwechselstörung bereits während der Hochträchtigkeit auf, man spricht von der Trächtigkeitstoxikose. Diese Erkrankung ist unter anderem fütterungsbedingt – zu mastige Fütterung und Übergewicht in der Frühträchtigkeit –, tritt vor allem bei Mehrlingsträchtigkeiten auf und zeigt sich in einem gestörten Insulinstoffwechsel, ähnlich wie beim Schwangerschaftsdiabetes.

Zu viele Kohlenhydrate

Pansenübersäuerung hingegen kann auftreten, wenn die Tiere während des Tages auf der Weide sind und keinen Zugang zum Stall haben oder wo auf der Weide keine Kraftfutterzuteilung möglich ist und die Tiere somit meist nur zweimal täglich eine zu große Menge Kraftfutter erhalten. Über einen längeren Zeitraum ist keine Beeinträchtigung zu bemerken, bis plötzlich mehrere Tiere ohne Vorwarnung verenden. Meist steht am Ende die Diagnose „Breiniere“ oder „Clostridieninfektion“. Leider wird dabei oft das ursächliche Problem – die Pansenazidose – übersehen.

Pansenazidose wird durch die Gabe einer zu großen Menge an Kohlehydraten in der Ration hervorgerufen. Diese können von den Pansenmikroben nicht mehr in vollem Umfang abgepuffert werden. Laktobazillen übernehmen deren Aufgabe, produzieren aber aus den Kohlehydraten keine flüchtigen Fettsäuren, sondern Milchsäure, die die Pansenschleimhaut nachhaltig schädigt und in weiterer Folge zu einer stoffwechselbedingten Übersäuerung und Organversagen führt.

In Betrieben, die hohe Mengen an Kraftfutter zuteilen, sollten die Einzelgaben daher auf möglichst viele Portionen aufgeteilt werden. Wird dies nicht beachtet und gibt man eine größere Menge an Kohlenhydraten auf einmal, entsteht im schlimmsten Fall eine akute Pansenübersäuerung, die innerhalb von wenigen Stunden zum Tod führen kann. Meist tritt aber die sogenannte subklinische Pansenazidose auf, die nur schwer erkennbar ist, weil die Tiere keine auffälligen Symptome zeigen und gesund wirken. Der Pansen ist aber in seiner Verdauungsleistung bereits gestört.

Anzeichen und Verlauf

In Milchleistungskontrollbetrieben kann ein niedriger Fett-Eiweiß-Quotient (< 1) Hinweise auf ein Azidosegeschehen in der Herde geben. Bei der leichten Form kommt es nur kurzzeitig zu Appetitmangel, um bei der nächsten Mahlzeit wieder scheinbar gesund Futter aufzunehmen. Manchmal zeigen die Tiere steifen Gang nach der Kraftfuttervorlage, nach einigen Stunden kehrt wieder Normalität ein. In der Herde treten immer wieder Lahmheiten auf, hin und wieder sind heiße Klauen zu erkennen, auch Euterprobleme sind häufiger vorhanden. Fallweise auftretendem Durchfall wird oft Parasitenbefall zugrunde gelegt.

Bei der schweren Verlaufsform, der akuten Pansenazidose, verweigern die Schafe die Nahrungsaufnahme, auch Wasser wird verweigert. Die Tiere zeigen Flankenzittern und werden apathisch. Zähneknirschen aufgrund der starken Schmerzen im Pansen und Bauchraum ist zu erkennen. Der Puls beginnt zu rasen, die Körpertemperatur bleibt aber fast immer im Normbereich. Der Bauch ist gespannt und die Tiere zeigen Schmerzen, wenn man den Pansen abtasten möchte. Das Maul riecht sauer und meistens zeigen die Tiere auch wässrig-schaumigen Durchfall, Harn wird nur wenig bis gar nicht abgesetzt. Die Augen sinken tief in die Augenhöhlen ein. Bereits wenige Stunden nach Krankheitsbeginn liegen die Tiere fest, fallen schließlich ins Koma und verenden unter Schmerzen.

Liegen die Tiere bereits fest, besteht nur noch eine geringe Chance auf Heilung, die Tiere benötigen Infusionen oder eine Intensivtherapie, die meist unwirtschaftlich ist. Daher muss bereits früher eingegriffen und das Futtermanagement dahingehend verbessert werden, dass bei intensiver Fütterung die Kraftfuttergaben auf möglichst viele Einzelportionen aufgeteilt werden. Langfristig ist darauf zu achten, dass die Ration wiederkäuergerecht gestaltet wird. Das heißt ausreichend Rohfaser mit kaubarem Anteil (strukturierte Rohfaser) anbieten, auf eine ausgewogene Eiweißversorgung achten und die Tiere mit ausreichend Energie der Leistung entsprechend versorgen.

Dipl.Tzt. Gabriele Deinhofer, LK Salzburg