Von wilden Ecken und hohlen Räumen

© BIO AUSTRIA OÖ
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Neben dem klassischen „englischen Rasen“ und akkurat angelegten Blumenrabatten gibt es auch den erfreulichen Trend zu mehr Natur im Garten und auf dem Hof. Auch mit kleinen Maßnahmen lässt sich viel bewirken.
Ein gepflegtes, ansprechendes Haus- und Hofumfeld ist wie eine Visitenkarte. Wer etwas für die Natur rund um Haus und Hof tun will, dem stehen eine Vielzahl an Bäumen, Sträuchern und Blumen zur Verfügung.
Für viele heimische Tierarten, vor allem für unsere Singvögel sind Gärten wichtige Zufluchtsorte, wenn sie entsprechend gestaltet und genutzt werden. Gartenbesitzer sollten ihren Garten daher naturnah und reich strukturiert gestalten. Ein Nebeneinander an heimischen Wildgehölzen, Wildblumen, einem „wilden Eck“, in dem Wildkräuter auch Samen ausbilden können, einem Reisig- oder Komposthaufen und einer Trockensteinmauer garantiert einen reich gedeckten Tisch für verschiedenste Tierarten und damit auch für Vögel. Und auch auf eine Wasserstelle sollte nicht vergessen werden. Als geschützte Brutplätze für Freibrüter sind dichte, dornige Hecken ideal. Für Höhlenbrüter lässt man am besten alte, höhlenreiche Bäume stehen. Wo diese nicht zur Verfügung stehen, kann man mit Nisthilfen nachhelfen.

Sträucher auswählen

In gut sortierten Baumschulen und Gärtnereien werden an die 80 verschiedene heimische Straucharten angeboten, mittlerweile auch in Bio-Qualität. Den besten Lebensraum bieten frei wachsende Gehölze, die allenfalls im Abstand von mehreren Jahren geschnitten werden. In kleineren Gärten können viele Wildsträucher auch als Schnitthecke gezogen werden. Dafür sind langsam wachsende, kleinblättrige Arten gut geeignet wie zum Beispiel Feldahorn, Hainbuche oder Heckenkirsche. Bei beengten Verhältnissen können Hecken durch Kletterpflanzen wie Waldrebe, Hopfen, Weinrebe oder Efeu ersetzt oder mit diesen kombiniert werden. Damit werden Zäune und kahle Wände begrünt und aus Sicht des Naturschutzes aufgewertet.
Nachfolgend eine kleine Auswahl an Sträuchern, die von Vögeln besonders geschätzt werden:

Kornelkirsche Noch vor der Blattentwicklung zeigen sich auf den nackten Zweigen kleine Büschel gelber Blütchen, die zur ersten Nahrung von Bienen und Wildbienen zählen. Die Früchte reifen etwa im August, sie werden gern von Vögeln verzehrt.

Schlehe Schlehe bildet dichte, dornige Hecken, die als Brutplatz sehr beliebt sind. Im Herbst und Winter dienen die schwarz-blauen Früchte als gern angenommene Nahrung Vorsicht: Sie neigt zum Wuchern über Wurzelausläufer.

Wildrosen Bei uns kommen etwa 30 Wildrosenarten vor, die häufigste Art ist die Hundsrose. Typisch für alle Arten sind die stacheligen Ranken und die einfachen Blüten, die sich im Herbst zu roten Hagebutten entwickeln, die lange am Strauch hängen. Sie werden besonders gerne von Amseln und Drosseln gefressen.

Mehr als eine Mauer

Neben den Lesesteinmauern in der Kulturlandschaft spielen auch Trockensteinmauern im Garten und Hofumfeld eine bedeutende ökologische Rolle. Sie sehen nicht nur schön aus, sie können auch als Grundstücksgrenze, zur Absicherung von Böschungen oder als Stütze von Wegen und Terrassen dienen.
Eine Besonderheit der Trockenmauer besteht darin, dass sie ohne starres Fundament und ohne Mörtel aufgebaut wird. Die Stabilität wird nur durch die Reibung der aufeinander liegenden Steine erzielt. Je enger die Fugen, desto haltbarer ist die Mauer. Hohlräume im Innern, sowie Spalten und Ritzen als Zugänge sind durchaus erwünscht. Damit fördert man die Besiedlung mit verschiedenen Tierarten, wie Wiesel, Blindschleiche, Eidechsen, Kröten, Mäuse, Hummeln oder Wildbienen.

Die vegetative Besiedlung der Mauer kann man auch der Natur überlassen, die meisten Menschen möchten jedoch möglichst schnell blühende Blumen und andere optisch reizvolle Pflanzen an oder auf ihrer Mauer haben. Dann ist es besser, die Mauer selber zu bepflanzen. Die Spalten müssen hierzu mit Erde gefüllt werden. Hier nur eine kleine Auswahl an besonders hübschen, überwiegend heimischen Pflanzen, die sich für sonnige Mauern eignen: Karthäusernelke, Heidenelke, Hungerblümchen, Feldthymian, Steinbrech, Zimbelkraut.

Haus für Fledermaus

Mangelt es an natürlichen Unterkünften, können im Garten Flach- und Höhlenkästen für die Fledermäuse angebracht werden. Für Spaltenbewohner wie die Zwerg- und Rauhautfledermaus werden Flachkästen an Gebäuden oder grobborkigen Baumstämmen montiert. Befindet sich ein Versteck in der Nähe einer Terrasse, empfiehlt es sich, ein Holzbrett zum Auffangen der Ausscheidungen unter der Kolonie zu montieren. Der Kot eignet sich hervorragend als Dünger für Balkonblumen.

Autorin:
Waltraud Müller, BIO AUSTRIA Oberösterreich