Weide: Lösung gesucht und gefunden

© Klein

Hinterm Stall liegen die Weiden, mitten durch fährt der Zug. Trotz einiger Herausforderungen verbringen die Kühe den Sommer auf der Weide.

Weidehaltung ist am Bio-Betrieb der Familie Klein in Alt-Weitra sprichwörtlich gesagt „koa gmahde Wiesn“. Für die 17 Milchkühe und das Jungvieh stehen rein theoretisch zwar Weiden zur Verfügung, jedoch sind sie nicht täglich erreichbar. Die Fläche von 35 Hektar ist auf 81 Feldstücke verteilt. Die größte als Weide nutzbare Fläche hat ein Ausmaß von 1,2 Hektar. Einige Flächen, die sich als Jungviehweide eignen würden, sind vier Kilometer vom Hof entfernt.

Weide überlegt planen

Hinterm Milchviehstall stehen nur 0,15 Hektar weidefähige Fläche zur Verfügung. Ein Acker wurde als zusätzliche Weidefläche für die Milchkühe vorbereitet. Dazu wurde in die Hafer-/Erbsenkultur eine Weidemischung mit Klee als Untersaat eingesät. Im Juni wurde der Bestand gemäht. Danach sollten die Kühe auf die Ackerweide und die Kalbinnen stundenweise auf der stallnahen Fläche weiden. So weit, so gut!

Damit die Kühe die Ackerweide erreichen, müssen sie über einen öffentlichen Bahnübergang. Andreas Klein braucht von den niederösterreichischen Landesbahnen eine Genehmigung für die Nutzung des Bahnüberganges. „Ohne Genehmigung dürfen wir immer nur eine Kuh mit dem Halfter über die Gleise führen“, erzählt Andreas Klein von den Hürden, die es noch zu meistern gilt, bis alles wie geplant läuft.

Sobald die Kühe auf der Ackerweide sind, sollen die Kalbinnen stundenweise auf der stallnahen Fläche weiden. Noch ist es nicht soweit. Derzeit grasen noch die Milchkühe auf der, den Kalbinnen zugedachten, Fläche. Bei der heurigen Bio-Kontrolle wurde deshalb eine kostenpflichtige Nachkontrolle vergeben. Die hofnahe Fläche wurde für die, laut Weidevorgabe zu weidenden Tieranzahl, als zu klein eingestuft. Der Acker hinter den Bahngleisen war zwar bereits eingesät, der Bestand war aber zum Zeitpunkt der Kontrolle noch nicht beweidbar beziehungsweise gab es noch keine Genehmigung zum Queren der Bahngleise.

Jungvieh im Auge behalten

Eine Weidehaltung der Kalbinnen auf hoffernen Flächen kommt für Andreas Klein nicht in Frage. Er möchte seine Jungtiere in der Nähe haben. „Mir ist der tägliche Kontakt zu meinen Kalbinnen wichtig. Sie sind die zukünftigen Milchkühe und dürfen daher nicht scheu sein. Außerdem sind in unserer Gegend Wölfe unterwegs. Die Kalbinnen von einem bekannten Bauern aus einem Nachbarort wurden so erschreckt, dass sie ausgebrochen sind.“ Auch einen Transport der Tiere auf die Flächen kann Andreas sich nicht vorstellen. Der Grund dafür war ein Unfall mit den Tieren, der in einem dreiwöchigen Krankenhausaufenthalt endete.

Erfahrungen gesammelt

Der erste Weideaustrieb war für alle ein aufregender Tag. Zuerst wurden die Milchkühe im Auslauf an den Weidezaun gewöhnt. Danach ging es hinaus auf die Weide. Eine Kuh ist trotz der Übung im Auslauf gleich durch den Zaun gegangen. Die Tiere wurden wieder zurückgetrieben, der Zaun repariert und dann gab es den zweiten Versuch. Nach zwei Stunden haben sich die Gemüter beruhigt und alle Kühe begannen zu grasen. „In der ersten Woche sind wir jeden Tag am unteren Ende der Weide gestanden und haben aufgepasst, dass keine Kuh ausbricht“, sagt Andreas Klein. Gleich hinter der Weide führt nämlich eine stark befahrene Bundesstraße vorbei.

Trotz aller Anfangsschwierigkeiten ist man am Bio-Hof Klein zuversichtlich. Schritt für Schritt will Andreas Klein alle Tiere auf die Weide geben. Rückblickend rät er allen Neueinsteigern in die Weidehaltung: „Jeder muss für sich selbst entscheiden, ob die Weide für ihn passt. Ich finde, es ist wichtig, dass man positiv an die Sache herangeht und es schlussendlich gerne macht. Wenn etwas nicht gleich gelingt, sollte man nicht verzweifeln. Manchmal braucht man einen langen Atem.“

Tipp:
Viele Informationen zum Thema Weide finden Sie auf unserer Website staging.BIO AUSTRIA.at oder kontaktieren Sie bei Fragen auch unsere Berater in den BIO AUSTRIALandesverbänden.

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