Wenn der Regen ausbleibt

© Jugovits

Eines gleich vorweg: Es gibt kein Rezept, um sich an veränderte Umweltbedingungen anzupassen. Wie mehrere Praktiker zeigen, braucht es neben der Experimentierfreude eine Kombination aus verschiedenen Maßnahmen.

Dieser Winter war der mildeste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, das Frühjahr extrem trocken und für den Sommer sind Dürreperioden in Ost-Österreich prognostiziert. Wasser ist das zentrale Thema in der Landwirtschaft, weil es einerseits zur knappen Ressource wird und andererseits Intensiv-Niederschlagsereignisse mit starker Bodenerosion zu erwarten sind. Im Rahmen des laufenden StartClim Projektes „wassereffizienter Ackerbau“ wurden Bio-Ackerbauern befragt, welche wassersparenden Maßnahmen sie in der Praxis einsetzen.

Josef Jugovits, Burgenland

Streifensaat Strip Till Josef Jugovits aus Schachendorf hat für sich als wassersparende, konservierende Bodenbearbeitung die Streifensaat Strip Till perfektioniert. Anfangs auf der Suche nach einer Anbaumethode für Kürbis, die im Frühjahr genug Wärme in den Boden lässt, hat er das Verfahren mittlerweile auch auf Sonnenblume, Mais, Soja etc. sehr erfolgreich ausgeweitet. Dabei werden im Frühjahr in den Resten der Begrünung cirka 20 cm breite und 25 cm tiefe Streifen gelockert, in die das Saatkorn abgelegt wird. Zwischen den Streifen bleibt eine Fläche von etwa 40 cm unbearbeitet bestehen. Die Kombination von gelockertem und festem Boden bewirkt, dass das Tiefen-Wurzelwachstum stark angeregt wird. Für diese Wirtschaftsweise braucht es einen guten Bodenzustand und eine darauf ausgerichtete Fruchtfolge.

Vielfältige Begrünungen Die Begrünungen haben abgesehen von den zahlreichen bekannten Wirkungen noch eine weitere wichtige Funktion für ihn. Sie bieten die Entscheidungsbasis für die Auswahl der Hauptkultur! Der Gedanke dahinter ist, dass sich aus einer vielfältigen Saatgutmischung jene Pflanzen hervortun, für die die gegebenen Standortbedingungen gerade am besten passen. Die höhere Investition in das Saatgut kommt durch die erfolgreiche Hauptkultur jedenfalls mehrfach zurück.
Auch im Projekt MinNC der ARGE Begrünung hat sich gezeigt, dass sich vielfältige Begrünungsmischungen mit trockentoleranten Komponenten, zum Beispiel Sudangras, sehr bewährt haben. Der Begrünungsanbau soll grundsätzlich so früh als möglich stattfinden, damit viel Biomasse gebildet wird. Bei geringer Bodenfeuchte oder wenn eine Hitzewelle bevorsteht, ist es besser, mit dem Begrünungsanbau zuzuwarten, bis die oberen 15 cm des Bodens durchfeuchtet sind.

Trockenperioden im Sommer Bei längeren Trockenperioden im Sommer baut Josef Jugovits keine Begrünung an, sondern verteilt nur das gehäckselte Stroh mit dem Strohstriegel. Die erste Bodenbearbeitung findet erst dann statt, wenn 20 bis 25 mm Niederschlag gefallen sind. Die unbearbeitete Fläche kann so über die noch bestehende Kapillarität das Wasser gut aufnehmen, und das ist wichtig, denn Ziel ist, jeden mm Niederschlag aufzunehmen und zu speichern. In Zukunft, wenn Trockenperioden noch häufiger und länger werden und weniger Begrünungs-Biomasse zur Verfügung steht, will er Kompost noch viel gezielter als Mulch zum Bodenschutz einsetzen. Bei Starkniederschlägen kann so der Aufprall der Wassertropfen abgebremst werden und über die organische (Mulch)schicht langsam in den Boden einsickern. Wenn Böden nicht mehr in der Lage sind, Wasser aufzunehmen, kommt es zu Oberflächenabfluss. Besonders bei Feldern mit Hangneigung, kann dann zusätzlich Wasser von höher gelegenen Flächen abfließen und starke Erosionsschäden anrichten. Hier reichen dann schon kleinste nicht von Vegetation bedeckte Flächen, um tiefe Rinnen entstehen zu lassen.

Martina und Andreas Sarg, Niederösterreich

Erosionen verringern Martina und Andreas Sarg aus Walpersbach im südlichen Niederösterreich kombinieren folgende Maßnahmen, um ihre Felder mit Hangneigung vor Wassererosion zu schützen. Der Anbau erfolgt quer zum Hang und als Mulchsaat, was den Bodenabtrag durch Wasser bis um ein Drittel verringert.
Die beim Maisanbau durch häufigeres Befahren beim Blindstriegeln und Hacken verdichteten Fahrspuren werden beim Hacken mit der Fronthacke im Heckbereich mit einem umgebautem Kultivator 6 bis 8 cm tief aufgebrochen, sodass das Wasser wieder ungehindert in den Boden einsickern kann und nicht oberflächlich abfließt. Beim letzten Hackdurchgang wird als Untersaat Winterwicke in den Mais (im 8 bis 10 Blattstadium) eingestreut, was das Erosionsrisiko weiter vermindert.

Alfred Grand, Niederösterreich

Seichte Bodenbearbeitung Alfred Grand aus Absdorf im Bezirk Tulln arbeitet schon seit 25 Jahren pfluglos, mit Minimalbodenbearbeitung. Die sehr seichte Bodenbearbeitung auf nur 3 bis 4 cm verhindert, dass der Boden tiefer austrocknet. Gleichzeitig werden die Regenwürmer kaum gestört und die Kapillarwirkung bleibt bis dorthin weitestgehend erhalten. Gearbeitet wird seit einiger Zeit auch mit leichterem Gerät, um Bodenverdichtung zu vermeiden. Auf Begrünungen hat er bis jetzt auch bei Trockenheit nicht verzichtet und damit keine schlechten Erfahrungen gemacht, im Gegenteil.

Mehrnutzungshecken Da auf seinem Standort besonders der Südostwind heiße Temperaturen und Trockenheit bringt, die zu Notreife im Getreide führen können oder die Narben beim Mais vertrocknen lassen, hat er auf seinen eigenen Flächen vor vier Jahren im Rahmen eines Projektes „Mehrnutzungshecken“ gepflanzt, die den Wind bremsen und die Verdunstungsraten verringern. Hecken vermindern die Windgeschwindigkeit in der Landschaft und schützen damit die angrenzenden Ackerflächen vor Winderosion und Austrocknung. Bei optimaler Anlage einer Hecke kann der Wind um bis zu 60 % gegenüber der Windgeschwindigkeit auf freiem Feld abgeschwächt werden. Durch die Verringerung der Windgeschwindigkeit nehmen die unproduktive Verdunstung des Bodens und der Wasserverlust der Pflanzen durch Transpiration ab und es erhöht sich die Bodenfeuchte. Mehrnutzungshecken enthalten zusätzlich zu den üblichen Heckenpflanzen auch vermehrt (Wild-)obst, Nussbäume und -sträucher, Färberpflanzen, Edelhölzer oder auch raschwachsende Gehölze oder Gräser, die zur Energieerzeugung genutzt werden können und bieten durch ihre Multifunktionalität Zusatznutzen und Wertschöpfung über die normale Funktion von Windschutzhecken hinaus

Philipp Tröstner, Burgenland

Reduzierte Bodenbearbeitung Philipp Tröstner aus Neudorf hat als Hauptmaßnahme für eine wassersparende Wirtschaftsweise auf eine reduzierte Bodenbearbeitung umgestellt. Die schwierigen Boden- und Wasserverhältnisse der Parndorfer Platte mit Schotterbänken und -zungen mit sehr geringer Feldkapazität erfordern Einiges an landwirtschaftlichem Geschick.

Verschiedene Kulturen und Mulchsaat Um das Risiko von Ernteausfällen zu minimieren, baut er 10 bis 16 verschiedene Kulturen an. Der Anbau erfolgt im Mulchsaatverfahren. Eine von ihm im Sommer durchgeführte Temperaturmessung zeigte bei einem offen liegenden Boden 74°C und im Vergleich unter Strohmulch 45°C! Bei so hohen Temperaturen wird in beiden Fällen nicht angebaut, dennoch unterstreicht es eindrücklich die Bedeutung einer guten Bodenbedeckung. Ein laufender Versuch mit einem Sommerwicke-Sandhafer Gemenge im Verhältnis 3:1 zeigt bis jetzt eine gute Entwicklung. Der Sandhafer ist eine trockentolerante Kulturpflanze und bewirkt eine gute Durchwurzelung des Bodens. Er bildet viel Biomasse und zeigt eine gute Unkrautunterdrückung, in dem Fall dient er auch als Stützfrucht.

Karl Riedl, Niederösterreich

Reduzierte Bodenbearbeitung Karl Riedl aus Göllersdorf nennt als für ihn wichtigste wassersparende Maßnahme das Reduzieren der Bodenbearbeitung – das heißt, so wenig und so seicht wie möglich. In diesem Jahr hat er auch weniger Frühjahrskulturen und nur eine Hackkultur, die Kartoffel, angebaut. Vor dem Legen der Kartoffel erfolgte eine Bodenbearbeitung. Auf eine weitere Bearbeitung hat er heuer aufgrund der Trockenheit bewusst verzichtet. Beim Auffräsen der Dämme wurde die Fräse auf eine möglichst geringe Drehzahl eingestellt, um die Bodenstruktur zu schonen. Das heißt, der Boden wird nicht fein zerschlagen und bietet zusätzlich Erosionsschutz. Dadurch wird es möglich, Wasser zu sparen und die Beikraut- und Distelregulierung trotzdem durchzuführen. Nach abfrostenden Begrünungen hat er noch keinen Wassermangel bei den Folgekulturen im Frühjahr beobachtet.

Auswahl der Kulturen

Eine grundlegende Anpassungsstrategie stellt auch die richtige Auswahl der Kulturen dar. Winterungen statt Sommerungen anzubauen, zum Beispiel Wintergetreide statt Sommergetreide oder Wintererbse statt Sommererbse. Diese nutzen die feuchten, kühlen Wintermonate für das (Wurzel)wachstum, sodass die Wurzeln schon in größerer Tiefe sind, wenn es trocken wird.
Bei der Wahl der Kulturarten könnte man auf solche mit geringerem Wasserbedarf ausweichen. So benötigt zum Beispiel Sorghum weniger Wasser als Mais, Platterbse weniger als Körnererbse und Esparsette weniger als Luzerne. Eine andere Möglichkeit ist es, Sorten mit geringerem Wasserbedarf anzubauen, zum Beispiel Grannenweizen statt Kolbenweizen.
Josef Jugovits wagt auch den Blick in den Südosten Europas. Hier gibt es bereits Kulturen und Sorten, die an Trockenheit und Hitze angepasst sind. So konnte er eine Soja-Sorte finden, die hier bei Trockenheit gute Erträge bringt.

Veränderungen finden statt. Für die bestehenden und kommenden Herausforderungen braucht es Experimentierfreude, um sich an neue Bedingungen bestmöglich anpassen zu können. Ein Rezept in dem Sinn kann es nicht geben. Erforderlich ist jedenfalls die Kombination mehrerer Maßnahmen, um erfolgreich zu sein.

Autoren: Mag. Ivoneta Diethart und DI Elisabeth Neuner, Bio Forschung Austria