Wenn die Kartoffel am Feld bleibt

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Es gibt immer weniger langanhaltende Dauerfröste. Daher sollten wenige Knollen am Feld verbleiben, da sie Probleme in den Folgekulturen verursachen.

Die Kartoffel ist beim Legen und bei der Pflege eine empfindliche Kultur. Wenn sie jedoch nach der Ernte im Boden bleibt, ist sie hartnäckig. Sie kann sich über mehrere Jahre weitervermehren und führt zu Problemen bei nachfolgenden Kulturen.

Durchwuchskartoffeln konkurrieren um Wasser, Licht, Luft, Nährstoffe und führen zu mehr Aufwand bei den Pflegemaßnahmen. Bakterien, Viren, Nematoden, Pilze und Schädlinge wie der Kartoffelkäfer nutzen die Kartoffel als Wirtspflanze und vermehren sich weiter. Durchwuchskartoffeln sind daher eine Quelle für Kartoffelkrankheiten und Schädlinge. Sie können die Vorteile einer gut abgestimmten Fruchtfolge schnell zunichte machen. Im schlimmsten Fall kann es zu einer Vermischung der Sorten mit der nächsten Kartoffelkultur kommen.

Man kann jedoch einiges tun, damit es nicht soweit kommt. Nachfolgend werden ein paar wichtige Maßnahmen beschrieben.

Fruchtfolge planen

Die Fruchtfolge sollte auf die Kartoffeln abgestimmt sein. Als Nachfrucht eignen sich langstrohige Winterungen wie Roggen, Dinkel und Weizen aufgrund des Vegetationsvorsprungs besonders gut. Bei Hackkulturen werden die auflaufenden Kartoffelpflanzen zwar geschädigt, sie bleiben jedoch in den Reihen stehen. Hier hilft nur aufwendige Handarbeit.

Auch ist auf die Düngermenge zu achten. Sie stärkt auch die Kartoffeln beispielsweise in einer Getreidekultur. Sie wachsen schnell weiter, wenn zu üppiges Getreide „lagert“.

Rodeverluste minimieren

  • Die Rodetiefe so wählen, dass möglichst alle Knollen aufgenommen werden. Der Boden muss hierfür vor dem Legen im Frühjahr schon gut gelockert werden, damit tief genug gerodet werden kann. Um das zu prüfen, wird feine Sieberde zwischen Rodeschar und Reifen der Erntemaschine durchgegraben und auf eventuelle Restknollen untersucht.
  • Der Abstand der Siebketten sollte so eingestellt werden, dass möglichst wenige Knollen durchfallen. Lang-ovale Sorten fallen schneller durch als runde Sorten.
  • Bei einigen Stärkekartoffelsorten bleiben Knollen am Kraut hängen und werden über das Krautband nach außen befördert. Hier hilft eine stärkere Einstellung der Rückhaltekämme.
  • Bei den Abtrennwalzen der Igelbänder kann der Abstand verstellt werden. Er sollte so gewählt werden, dass nur wenige Knollen auf das Feld zurückfallen.
  • Aussortierte Knollen am Verlesetisch nicht einfach wieder aufs Feld fallen lassen. Angepasste Steinsammelbunker haben sich bewährt, alles abzutransportieren, was nicht auf das Feld gehört. Diese Knollen können am Hof noch als Futter- oder Stärkekartoffeln verwertet werden. Es gibt auch Kartoffelquetschen. Das sind zwei gegeneinander laufende Reifen, die die Kartoffeln zerquetschen. Mit Messern werden sie zusätzlich geschnitten, bevor sie zurück auf das Feld fallen. Ansonsten sollten die Abfallknollen zumindest unmittelbar vor dem Rad der Erntemaschine auf den Boden fallen, damit diese durch das Überfahren geschädigt werden.

Bodenbearbeitung

Eine flache Bodenbearbeitung, welche die Kartoffeln nicht in tiefere Bodenschichten vergräbt, ist zu bevorzugen. Je flacher gearbeitet wird, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Knollen erfrieren. 

Ein Frostgrubbern mischt Knollen aus der Tiefe in höhere Schichten, sodass auch diese dem Frost ausgesetzt sind. Beim Grubbern bei Frost schlagen die kalten Knollen an die Grubberschare, was dazu führt, dass sie beschädigt werden und leichter verfaulen. Des Weiteren dringt kalte Luft leicht in den Boden ein, was dem Erfrieren der Kartoffeln in tieferen Schichten hilft. Mehrbalkige, gefederte Grubber mit ihren vibrierenden Zinken sind hier von Vorteil. 

Auch Scheibenegge und Bodenfräse arbeiten seicht und haben zusätzlich einen zerkleinernden Effekt auf die Knollen. 

Hilfreicher Frost

Die Winter werden immer milder, langanhaltende tiefe Bodenfröste sind seltener. Auch der Bewuchs auf begrünten Flächen isoliert den Boden, Frost dringt weniger tief ein. Kartoffelknollen sterben bei etwa 50 Froststunden (Dauerfrost) ab -2°C ab. Manchmal friert nur ein Teil einer Knolle ab und der nicht erfrorene Teil treibt aus. Es gibt auch Sorten, die erst ab -4°C abfrieren. 

Für die Vermeidung von Durchwuchskartoffeln sind mehrere Maßnahmen zu berücksichtigen. Dazu zählen vor allem die Fruchtfolge, die Ernte und die Bodenbearbeitung. 

Autor: Franz Haslinger, BIO AUSTRIA Bundesverband

Quellen: Rolf Peters anlässlich eines Vortrags bei den BIO AUSTRIA Kartoffeltagen 2021; Yvonne Katemann, „Einfluss der Bodenbearbeitungstechnik auf das Auftreten von Durchwuchskartoffeln“, Masterarbeit 2020