Wunderwelt Waldrand

© Klaus Ranger
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Viele Tiere und Pflanzen finden in Waldrändern einen geeigneten Lebensraum, wenn diese unregelmäßig und locker strukturiert sind.

Als Waldrand wird der Übergangsbereich zwischen Offenlandbiotopen und Wald bezeichnet. Locker, strukturreich und stufig aufgebaute Waldränder sind wertvolle Saumbiotope, die sich aufgrund kleinräumig unterschiedlicher Feuchte-, Temperatur- und Lichtverhältnisse durch große Artenvielfalt auszeichnen und damit einen geeigneten Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten darstellen.

Drei Zonen

Waldränder bestehen idealerweise aus drei unregelmäßig ineinander übergehenden Zonen mit Kräutern (Krautsaum), Sträuchern (Strauchgürtel) und Bäumen (Waldmantel). Je nach Ausrichtung und Standort ergibt sich dadurch eine große Zahl typischer Waldrandausprägungen. Die meisten Waldränder wurden vom Menschen geschaffen. Sie bilden mit Hecken und Feldgehölzen ein komplexes Biotopverbundsystem, das für die Biodiversität von großer Bedeutung ist. Außerdem erfüllen Waldränder wichtige Funktionen als Erosions-, Wind-, Gewässer-, Sicht- und Immissionsschutz.

Für das Wild bietet der Waldrand einen ganzjährigen Ruhe- und Deckungsraum, ein gutes Äsungsangebot sowie Brut- und Setzmöglichkeiten. Diverse Vogel-, Insekten- und Kleinsäugerarten nutzen den Waldrand ebenfalls als Lebensraum und Nahrungsquelle. Im Waldrand kommen auch viele Pflanzen vor, die weder auf Kulturland noch im Wald auftreten. Um den ökologischen Wert des Waldrandes zu erhalten, muss dieser entsprechend gepflegt und erhalten werden. Hier besteht jedenfalls noch Potenzial.
Im Waldrand grenzen nicht nur verschiedene Bewirtschaftungsformen aneinander, häufig ändern sich auch die Eigentumsverhältnisse. Als „multifunktionaler“ Standort dient der Waldrand einer Reihe von Nutzergruppen (Waldbesitzerinnen und -besitzern, Landwirtinnen und Landwirten, Jägerinnen und Jägern, Imkerinnen und Imkern, Naturschützerinnen und Naturschützern, Erholungssuchenden etc.) – dies kann natürlich zu Konflikten führen.

Multifunktionsstreifen

Ein gelungenes Beispiel, wie Biodiversität im Wald gefördert werden kann, findet sich im Waldviertel. Das Benediktinerstift Altenburg, 2017 mit dem Naturschutzpreis des Landes Niederösterreich ausgezeichnet und Preisträger des Staatspreises für beispielhafte Waldwirtschaft 2018, hat im Rahmen seiner Waldrandgestaltung bisher rund 35 ha ca.cirka 40 ha sogenannte „Multifunktionsstreifen“ oder „Biodiversitätsflächen“ entlang von Forstwegen angelegt. Diese Grünstreifen dienen nicht nur als Holzlager-, Ausweich- und Manipulationsplatz, sondern aufgrund der eingesäten Blühpflanzen aus biologischen Saatgutbeständen auch als Wildäsungsfläche und Bienenweide. Mittels Stockfräse und Ansäen werden laufend neue Multifunktionsstreifen geschaffen. Nach der Blüte werden die Streifen gemulcht oder gemäht. Auch unerwartete positive Effekte der Maßnahmen sind zu beobachten. Durch das vermehrte Lichtangebot hat die natürliche Baumverjüngung in den angrenzenden Waldbeständen zugenommen.

Autor:
DI Christian Fraissl, Umweltdachverband