Frauenpower in der Bio-Landwirtschaft

Einige unserer BIO AUSTRIA Biobäuerinnen haben wir zu Folgendem befragt:

  • Wie bist du Biobäuerin geworden?
  • Was begeistert dich täglich aufs Neue in deinem Beruf als Biobäuerin?
  • Was möchtest du an Menschen weitergeben die nicht in der Biolandwirtschaft tätig sind?
  • Wie geht es dir mit den vielen Aufgaben auf einem Biohof – wo holst du dir neue Energie?
  • Wie siehst du die Rolle der Frauen auf den Bauernhöfen?
  • Was wünscht du dir für die Zukunft?
  • Biorezept von Biobäuerin

Petra Poxleitner-Blasl, BIO AUSTRIA Bäuerin in OÖ

Liebe Petra, du bewirtschaftest gemeinsam mit deinem Sohn einen Bio-Hof in Molln. Wie bist du Biobäuerin geworden?

© Biohof Paltenmühle

Mein Weg zur Bäuerin war von Kindheit an vorgezeichnet. Ich besuchte eine „Hauswirtschaftsschule“ und schloss 1988 meine Ausbildung als Meisterin der ländlichen Hauswirtschaft ab. 1992 übernahm ich gemeinsam mit meinem Ex-Mann den Hof meiner Eltern. 13ha Grünland, ein 1989 gebauter Laufstall für 12 Milchkühe, ein kleines Wasserkraftwerk und eine kleine gewerbliche Schwarzbrotbäckerei gehörten dazu. Wir stellten sofort auf biologische Wirtschaftsweise um. 1995 begannen wir mit der Mast von Bio-Hühnern, damals für einen Babynahrungserzeuger und starteten nebenbei mit der Direktvermarktung unserer Wildhendl. 2001 beendeten wir das Schwarzbrot backen.  Im Jahr 2020 wurde meine Ehe geschieden und ich übergab 3 Monate später den Hof an meinen ältesten Sohn Benjamin. Ich bin stolz auf den Zusammenhalt der vier Kinder (35,32,29,23 Jahre), die mit Freude zu Hause mithelfen, wenn Not an Frau oder Mann besteht. Bis zu meiner Pensionierung in einigen Jahren arbeite ich mit. Verantwortlich und zuständig bin ich für 23 Milchkühe, 25 Mutterschafe, Ponys, Esel. Um die Ausbildung unserer- bei der Arbeit mit dem Vieh unverzichtbaren- Border-Collies kümmere ich mich auch. Benjamin ist verantwortlich für die Wildhendl von der Aufzucht bis zum Kunden, die meiste Büroarbeit und für die Außenarbeit auf 30 ha Wiesen. Diese Aufteilung der Verantwortung bewährt sich sehr gut, geteilte Last = halbe Last.

Was begeistert dich täglich aufs Neue in deinem Beruf als Biobäuerin?

Das Arbeiten in und mit der Natur im Jahreskreislauf mit all seiner Abwechslung und Herausforderung liebe ich. Schwitzen auf den Wiesen beim Silieren oder Heuen, die Zufriedenheit zu spüren, wenn alles (vielleicht knapp vor dem Regen) unter Dach bzw. im Silo ist.

Große Freude macht mir die Betreuung der Tiere und die dadurch entstehenden Beziehungen zu ihnen. Bei der Geburt eines Kalbes zuzuschauen oder im Schafstall oder auf der Weide neugeborene Lämmer zu finden. Zu beobachten, wie der starke Lebenswille den Neugeborenen mit wackeligen Beinen das Suchen und Finden der Milchzitze ermöglicht, ist für mich nach so vielen Jahren immer noch ein Geschenk. Ebenso beeindruckt mich die Selbstständigkeit von Küken, die gleich nach der Ankunft im warmen Stall umhersausen und Futter und Wasser suchen.

Ich zeige gerne Menschen unseren Hof, erkläre ihnen die Tierhaltung und beantworte Fragen. Mich freut das spürbare Interesse an der Biolandwirtschaft und es ist mir ein Herzensanliegen, die Freude und auch die Herausforderungen der Biobäuerinnen und Biobauern (mit)zu teilen.

Die vielen positiven Rückmeldungen, die wir in der Direktvermarktung unserer Wildhendl erhalten bestätigen mir bzw. uns immer wieder, dass wir einen guten Weg gehen. Es ist schön zu sehen, dass sich wertschätzender Umgang mit den Tieren auf deren Leben und auch beim Schlachten auf die Qualität des Fleisches und den Geschmack auswirkt.  

© Biohof Paltenmühle

Was möchtest du den Menschen weitergeben?

Ich stelle mir öfter die Frage „Was und wieviel brauche ich für ein zufriedenes Leben?“

Meine persönliche Antwort auf diese Frage lautet: Bereichernde Beziehungen voller Wertschätzung und Ehrlichkeit. Der wichtigste Punkt ist Wertschätzung und Ehrlichkeit mir selbst gegenüber. Es ermöglicht mir, meine eigenen Grenzen zu erkennen und mich ernst zu nehmen. Mir Pausen zu erlauben, Grenzen zu ziehen, Nein zu sagen. Erst dann kann ich meiner Familie, meinem Freundeskreis, der Nachbarschaft, den Helferinnen, der Natur, den Tieren usw. wertschätzend begegnen.

Wenn ich von Zeit zu Zeit inne halte und diese Frage beantworte, wird mir bewusst, wie schnell ich im „Hamsterrad“ laufe. Es gibt immer viel zu tun, ich arbeite gerne und schon geht’s dahin… Nach dieser Erkenntnis kann ich aussteigen, durchatmen und plötzlich brauche ich nicht mehr viel…

Daher möchte ich meine positive Erfahrung teilen. Mein Leben hat sich seither verändert. Ich bin überzeugt, dass es für alle Menschen hilfreich ist bzw. wäre, sich dieser Frage zu stellen und nach der eigenen Antwort zu suchen. Es wird eine ganz andere Antwort sein als bei mir. Das Gefühl, sich selber ernst zu nehmen und zu entscheiden und mal aus dem Rad auszusteigen, wird hoffentlich gleich zufriedenstellend sein.

Wie geht es dir mit den vielen Aufgaben auf einem Biohof – wo holst du dir neue Energie?

Da Biolandwirtschaft für mich ein Herzensanliegen ist, darf ich sozusagen meinen Traumberuf  leben. Natürlich gibt es Arbeitsspitzen, die mich körperlich an meine Grenzen bringen. Dazwischen gibt es wieder Phasen zum Durchatmen, zum Erholen. Unseren Betrieb haben wir so strukturiert, dass dies möglich ist. Ich bin dankbar für die Freiheit als Bäuerin eines  viehhaltenden Betriebes, unkompliziert und einfach Urlaubswochen, einen Kuraufenthalt oder ein freies Wochenende genießen zu können.

Mein täglicher Spaziergang mit unseren drei Hunden ist Zeit für mich. Mein Hobby ist Kutschen fahren mit meinen beiden Shetlandponys und meinen beiden Eseln. Das mache ich mindestens einmal pro Woche, dabei kann ich gut abschalten und ich ertappe mich immer wieder mit einem breiten Grinsen auf dem Kutschbock.

Falls es meine Kraft hergibt und ich mir erlaube Zeit zu haben, gehe ich auf einen unserer umliegenden Berge. Direkt von der Haustür weg, manchmal allein mit den Hunden oder mit einer Freundin. Das ist eine Auszeit für mich, beim Gehen und nicht bei der Arbeit zu schwitzen, die Aussicht zu genießen und über den alltäglichen Dingen zu stehen.

Karten spielen mit Freundinnen oder mit der Familie gehören auch zu meinen kleinen Freuden des Alltags.

© Biohof Paltenmühle

Wie siehst du die Rolle der Frauen auf den Bauernhöfen?

Bio-Bäuerin zu sein ist ein wunderschöner Beruf, vorausgesetzt frau macht diese Arbeiten gerne. Er ist abwechslungsreich, verändert sich mit den Jahreszeiten, oft sind Tiere zu betreuen, der Arbeitsplatz ist zu Hause, die Kinder sind in der Nähe…

Und er ist herausfordernd, weil oft viele Erwartungen erfüllt werden sollen. Den Haushalt führen, am Hof fleißig mitarbeiten, wenn möglich einen Garten für die Selbstversorgung, vielleicht gibt es Eltern oder Schwiegereltern die Unterstützung und Pflege brauchen usw.

Für Frauen, die auf Bauernhöfe einheiraten, ist es oft schwierig. Der Wunsch bei der Familie am Hof ist groß, dass alles so weitergeht, wie es immer war. Jede Änderung verunsichert.

In vielen Familien wird nicht offen über die Ängste und die eigenen  Bedürfnisse geredet, mit Schweigen ändert sich aber leider nichts.

Zum Glück gibt es Veränderungen. Die jungen Frauen werden selbstsicherer und nehmen nicht mehr alles als gegeben hin. Es ist höchste Zeit, neue Modelle des Zusammenlebens auf den Höfen zu entwickeln. Nicht jede Frau muss als Bäuerin am Hof mithelfen. Betriebe können umstrukturiert werden, damit die Arbeit zu bewältigen ist.

Der allerwichtigste Punkt ist für mich das offene Gespräch und die gegenseitige Wertschätzung zwischen den Familienmitgliedern, die auf einem Hof leben.

Von der jungen Generation Dankbarkeit und Anerkennung für die „Alten“, für die Arbeit, die sie am Hof geleistet haben.

Umgekehrt Dankbarkeit für die „Jungen“, dass sie den Betrieb weiterführen und Vertrauen, dass es gut werden wird, auch wenn sich manches oder vieles verändert.

Was wünscht du dir für die Zukunft?

Ich wünsche mir, dass die Kriege mit diesen sinnlosen Morden und Zerstörungen aufhören. Dass wir Menschen in den sogenannten reichen Ländern Verantwortung für den Zustand der Erde übernehmen. Dass wir die Angst vor notwendigen Veränderungen bei unserem Lebensstil ablegen, gemeinsam die Ärmel aufkrempeln, zusammenhelfen, auf allerlei Luxus verzichten, uns gegenseitig unterstützen und wertschätzend miteinander umgehen.  

Petra Poxleitner-Blasl bewirtschaftet gemeinsam mit Sohn Benjamin den Biohof Paltenmühle in Molln. Sie sind Gewinner des Bio Award von BIO AUSTRA OÖ 2022. Petra war außerdem lange Jahre im Vorstand von BIO AUSTRIA OÖ tätig.

Benjamin Kirchweger & Petra Poxleitner-Blasl
Biohof Paltenmühle
Ramsau 34
4591 Molln
www.biohof-paltenmuehle.at

Biorezept von Biobäuerin Petra Poxleitner-Blasl


Magdalena Steinbauer, BIO AUSTRIA Bäuerin in OÖ

Liebe Magdalena, du hast gemeinsam mit deinem Mann einen stillgelegten Bauernhof wieder zum Blühen gebracht – was hat dich dazu bewogen?

Ich bin auf dem Bauernhof groß geworden, meine Eltern hatten bis vor einigen Jahren einen konventionellen Schweinezuchtbetrieb.

Für die Schweinezucht konnte ich mich jedoch nie so wirklich begeistern, obwohl meine Eltern sie bereits sehr im Sinne des Tierwohles mit Strohhaltung aufgebaut hatten. Aus gesundheitlichen Gründen gaben sie dann jedoch vor 8 Jahren die Schweinezucht auf. Damals kannte ich meinen Mann noch nicht und war beruflich als Leiterin der Ergotherapie in einem Rehazentrum tätig.

Kurze Zeit später lernte ich meinen Mann kennen, er war beruflich als Garten- und Landschaftsplaner tätig. Uns beide verband von Anfang an die Liebe und Hingabe zu den Pflanzen.

So beschlossen wir 2015 den Mathiasnhof wieder aufblühen zu lassen und legten den Schwerpunkt auf den Anbau von Heil-, Gewürz- und Wildkräutern.

2016 wurde unser Sohn geboren und ich konnte mich in meiner Karenzzeit voll und ganz der Landwirtschaft widmen. Mittlerweile haben wir 3 Kinder (Rosalie 1,5 Jahre, Florentina 4 Jahre und Jonathan 6 Jahre).

Unsere Kräuterflächen haben wir auf 2,5 ha ausgebaut, wir bewirtschaften mittlerweile 10 ha, davon auch Urgetreide, Ölfrüchte und Eiweißfrüchte.

Zurzeit läuft auch unsere Baustelle auf die Fertigstellung zu, 2019 haben wir begonnen den alten Schweinestall umzubauen in Verarbeitungsräume, einen neuen Hofladen, Lagerräume, einen Seminarraum und im Obergeschoss 10 Betten für Urlaub am Bio-Kräuterhof sowie einen Kräuter-Wellnessraum.

Was begeistert dich täglich aufs Neue in deinem Beruf als Biobäuerin?

Mich begeistert in meiner Arbeit als Biobäuerin die Vielfältigkeit meiner Tätigkeiten- von Büroarbeiten über Marketing, handwerkliches, der Umgang und Kontakt mit Menschen, die Arbeit mit der Natur und den Pflanzen- einfach unglaublich welche Bandbreite unser Beruf bietet- wenn auch verbunden mit viel Arbeit.

Wie geht es dir mit den vielen Aufgaben auf eurem Biohof – was tust du für dich selbst?

Das, was ich tue mache ich mit Leidenschaft und Liebe. Oft werde ich gefragt wie ich das alles schaffe. Im Nachhinein denke ich mir oft- gute Frage wie ich das geschafft habe!? Aber wie heißt es so schön: Was man gern tut macht man gut. Ich liebe das Arbeiten am Hof, die vielfältigen Tätigkeiten und vor allem auch die Möglichkeit meine Familie immer um mich zu haben und trotzdem der Arbeit nachgehen zu können.

Es sind vor allem im Sommer die Tage oft viel zu kurz um alle Tätigkeiten unterzubringen. Die Momente in denen wieder neue Produkte entstehen, aber auch das Feedback der Kunden geben ganz viel Kraft und Motivation. Trotzdem nehmen wir uns immer wieder ganz bewusst Zeit für uns, für die Familie. Einmal im Jahr verbringen wir ein Wochenende Urlaub auf dem Bauernhof, reflektieren unser Jahr und genießen die gemeinsame Zeit. Daheim ist es schwierig sich eine Auszeit zu nehmen, steht doch die Arbeit täglich vor der Tür 😉

Wie siehst du die Rolle der Frauen auf den Bauernhöfen?

Ich finde es sehr wichtig, dass die Rolle der Frauen auf den Höfen nicht in den Hintergrund tritt. Immer öfter werden die Betriebe im Nebenerwerb geführt, die Mütter müssen arbeiten gehen, schaukeln Kinder und Betrieb so nebenbei, damit die Pensionsvorsorge und das Einkommen gesichert sind. Oft erlebt man auch dass beide arbeiten gehen „müssen“ damit der finanzielle Rahmen stimmt.

Ich finde es traurig, dass man manchmal ein schlechtes Gewissen hat- auch mir ging es zu Beginn so- weil man „nur mehr“ als Bäuerin versichert ist. Das höre ich oft auch als Argument, weshalb man den Grundberuf aufgibt, wenn man doch einen sicheren Job hatte.

Sicher ist immer eine kleine Unsicherheit auch dabei- trotzdem bin ich der Überzeugung, dass alles was man gern und mit Liebe macht der richtige Weg ist. Ich bin froh, dass ich mit meinem Mann gemeinsam diesen Weg gewählt habe und vor allem, dass wir beide an einem Strang ziehen und dieselben Ziele verfolgen.

Die Rolle der Frauen auf den Biohöfen ist eine unglaublich wichtige und ich hoffe, dass sich in Zukunft viele Frauen dazu entschließen, ihren Weg in der Landwirtschaft zu gehen.

Was wünscht du dir für die Zukunft?

Ich wünsche mir von ganzem Herzen, dass sich die biologische Landwirtschaft im Sinne einer enkeltauglichen Zukunft etabliert.

Ich wünsche mir eine vielfältige Landwirtschaft, Bäuerinnen und Bauern die ihre Arbeit aus Leidenschaft verfolgen können, denen Unterstützung, Respekt und motivierende Worte entgegengebracht werden.

Und vor allem wünsche ich mir, dass wir gemeinsam unsere Zukunft gestalten- so wie es so schön heißt: Sei du selbst die Veränderung die du dir wünscht für diese Welt.

Magdalena Steinbauer lebt mit ihrem Mann Thomas und den 3 Kindern in der Nähe von Ottnang, sie bewirtschaften die Biokräuterei Mathiasnhof, sind Teilnehmer am Programm „Schau zum Biobauernhof“ und Gewinner des OÖ Agrarpreis 2022 in der Kategorie „Einkommen“.

Biokräuterei Mathiasnhof
Mansing 1a
4901 Ottnang
www.mathiasnhof.at

Biorezept von Biobäuerin Magdalena Steinbauer


Gertraud Gröbl, BIO AUSTRIA Bäuerin in OÖ

Liebe Gerti, du lebst und arbeitest im wunderschönen Ennstal und hast mit deiner Familie 2021 den Bio Award in OÖ gewonnen – wie bist du Biobäuerin geworden?

Wo die Liebe hinfällt…Das spannende im Leben ist, sich darauf einzulassen, was es mit einem vorhat!

Biohof Kochlöffl

Aufgewachsen bin ich auf einem Milchviehbetrieb in Weyer mit sehr positiver Erinnerung daran. Ich bin gelernte Einzelhandelskauffrau, Floristin, Dekorateurin, habe den hauswirtschaftlichen Facharbeiter und 2019 die Ausbildung zum Edelbrand-Sommelier absolviert. Nun vereinen sich all meine erlernten Berufszweige zu einem „großen Ganzen“ in meinem sehr lebendigen Beruf als Biobäuerin der mich mit großer Freude erfüllt.

Gemeinsam mit meinen Mann Harald und unseren wunderbaren Söhnen Florian (9 Jahre) und Christoph (7 Jahre) sind wir die letzten 10 Jahre ständig gewachsen- vieles wurde erweitert, ausgebaut und umstrukturiert und mehrere Standbeide sind daraus entstanden.

Unser Biohof umfasst 10 ha Grünland und 30 ha Wald. Davon sind rund 2 ha Streuobstwiesen mit 300 verschiedenen Obstbäumen. Unser Obst veredeln wir vorwiegend in unserer Destillerie und zu Most. Beweidet werden unsere Streuobstflächen mit unseren geländegängigen, gutmütigen Tiroler Bergschafen und ihren Lämmern. Ein weiteres Standbein sind unsere Bio-Wildhendl, die noch voll und ganz die Natur genießen dürfen. Jährlich werden davon über 1000 Stück Ab Hof vermarktet. In unseren „Schnapskeller“ bieten wir über 20 Sorten verschiedenster Edelbrände und Liköre an – hier kommt kein Genießer zu kurz.

Was begeistert dich täglich aufs Neue in deinem Beruf als Biobäuerin?

Begeistert bin ich vor allem von der Vielfalt auf unseren Biohof. Kein Tag gleicht dem anderen und die Arbeitsaufgaben wechseln ständig mit dem Jahreskreis nach dem Motto: „Alles zu seiner Zeit“.

Selbst Entscheidungen treffen zu dürfen und mein eigener Chef zu sein bietet extreme Flexibilität, die ich nach vielen Berufsjahren sehr schätze. Ich möchte ständig beste Qualität erzeugen und immer wieder Neues ausprobieren um unseren Kunden die Vielfalt der Natur näherzubringen und heimischen Früchten und Kräutern damit wieder mehr Wertschätzung zu geben.

Ich liebe es meine Kinder im Arbeitsalltag einbinden zu können, sie mitzunehmen und ihnen vieles über die Natur und unseren Biohof zu zeigen. Denn die Jugend ist unsere Zukunft und es liegt in unseren Händen sie dafür zu begeistern.

Was möchtest du an Menschen weitergeben die nicht in der Biolandwirtschaft tätig sind?

Unser großes Privileg ist, dass wir durch die Vermarktung Ab Hof direkt mit unseren Kunden im Gespräch sein können. Es ist wichtig dem bäuerlichen Handwerk wieder mehr Wertschätzung zu geben und vor allem unsere eigene Einstellung und Begeisterung dazu weiterzugeben. Wenn man etwas gerne macht, geht es auch leicht von der Hand und diese „Lebensfreude“ spüren auch unsere Kunden. Wir sollten wieder mehr auf unser Bauchgefühl horchen: „Weniger ist oft mehr“ – aber dafür eine ganz bewusste Entscheidung treffen. Sei es bei der Lebensmittelauswahl, bei der Ressourcenverwendung oder auch im eigenen Lebensstil.

Wie siehst du die Rolle der Frauen auf den Bauernhöfen?

Diese Rolle wird oft unterschätzt. Als Frau am Hof und wie in meinem Fall als Schwiegertocher hält man viele Fäden der gesamten Familiendynamik in der Hand. Man ist Spiegelbild und Bindeglied zwischen Ehemann, Kindern und Schwiegereltern. Dazu benötigt man viel Fingerspitzengefühl, Respekt und Toleranz jedem einzeln gegenüber. Wenn man das so wie in unseren Fall gut schafft das Alt und Jung zusammenhalten und alle an einem Strang ziehen, ist ein Mehrgenerationenhof eine enorme Bereicherung und Lebensqualität.

Bei all den vielfältigen Aufgaben: Wo holst du dir neue Kraft?

Unser Biohof wird im Nebenerwerb geführt, das fordert uns zeitlich sehr und bedeutet vor allem für meinen Mann neben „dem Arbeiten gehen“ eine zusätzliche Einsatzbereitschaft und Arbeitsintensität.

Die größte Kunst ist sicherlich den Spagat zwischen Arbeits- und Familienleben zu schaffen und zeitlich zu trennen. Darum ist uns der Sonntag extrem wichtig – das ist unser Familientag an dem wir bewusst Zeit miteinander verbringen.

Da wir betrieblich immer noch in einer Aufbauphase stecken bleibt kaum Zeit für mich übrig. Für mich ist eine heiße Badewanne meist wie ein Kurzurlaub. Die Stunden die verbleiben, verbringe ich bewusst Zeit mit meinen Kindern. Jetzt im Sommer machen wir einige Tagesausflüge und nach Weihnachten haben wir wirklich 14 Tage „geschlossen“ und genießen die Winterzeit miteinander sehr. Im Sommer ist unser wunderschöner großer Garten mit einem Pool eine Auszeit für die ganze Familie. Rund um die Feuerschale sitzen und Stockbrot grillen, mit Freunde auf der Terrasse ein Glas trinken und im Sommer fast täglich im Garten unser Mittagessen genießen – das sind die kleinen Dinge im Alltag auf die wir Wert legen und die uns stärken.

Was wünscht du dir für die Zukunft?

Ich wünsche mir eine Zukunft wo wir wieder mehr mit der Natur und nicht von der Natur leben. Ich vertraue darauf das wir wieder mehr auf unser Herz im Umgang miteinander hören. Ich hoffe auf mehr Eigenverantwortung von jedem einzelnen, bewusst mit unseren Ressourcen und unseren hochwertigen Lebensmitteln umzugehen. Darum möchte ich diesen Spruch erwähnen: „Wir sind nicht nur die Erben unserer Eltern, sondern auch die Pächter unserer Kinder!“

Ich bin überzeugt, dass wir Biobäuerinnen und Biobauern eine sehr wertvolle Arbeit leisten, Werte leben, die Artenvielfalt und die Biodiversität fördern und lebendige, hochwertige Bioprodukte erzeugen und das mit großer Freude und Wertschätzung gegenüber unserer Natur.

Gertraud Gröbl lebt mit ihrem Mann Harald und den Söhnen Florian und Christoph am Biohof Kochlöffl. Der Hofname „Kochlöffl“ leitet sich von der Zeit der Holzköhlerei von Wort „Kohl Öfl“ ab und steht für Tradition und Naturverbundenheit.

Der Hof wird seit 2000 biologisch bewirtschaftet, Familie Gröbl war 2021 Gewinner des Bio Award Sieger in Oberösterreich.

© BIO AUSTRIA

BIO KOCHLÖFFL
Au 4
3335 Weyer
www.kochloeffl.at

Biorezepte von Biobäuerin Gertraud Gröbl


Christa Seyr, BIO AUSTRIA Bäuerin in OÖ

Liebe Christa, du hast mit deiner Familie auf eurem Bauernhof viel Neues geschaffen – erzähl uns bitte von der bunten Vielfalt an deinem Arbeitsplatz.

© Seyrhof

Mit meinen zwei Schwestern bin ich auf unserem Bauernhof in Gutau im wunderschönen Mühlviertel aufgewachsen. Im Hauptschulalter stellte sich bald heraus, dass ich den besten Zugang zu den Tieren und zur Natur hatte und somit den Hof übernehmen soll. Ich besuchte die landwirtschaftliche Fachschule und danach habe ich den landwirtschaftlichen Facharbeiter sowie die Meisterprüfung gemacht. Nach der Hofübergabe mit 25 Jahren stellten wir auf biologische Landwirtschaft um, da mein Mann und ich nur in der Bio-Landwirtschaft Sinn sahen. Derzeit bewirtschaften wir 33ha. Wir haben 22 Milchkühe mit Nachzucht, einen Sprungstier, Schafe, Ziegen, Legehühner und Schweine. Wir bauen außerdem Futtergetreide, Speiseroggen, Dinkel, Gemüse und Obst an. Ich bin auch Kräuterpädagogin sowie Schule am Bauernhof und Schau zum Biobauernhof-Anbieterin. Vor ca. 10 Jahren haben wir einen Teil von unserem Vierkanthof in einen Seminarhof mit Gastgewerbe umgebaut. Wir nehmen verschiedene Gruppen auf Voranmeldung an z.B. Seminare, Geburtstagsfeiern oder andere Familienfeiern. Gerne biete ich auch Brotbackkurse oder Kräuterwanderungen an. Seit letzten Mai haben wir auch einen SB- Hofladen den wir weiter ausbauen möchten.

Du betätigst dich als Biobäuerin in einem sehr breiten Feld – was begeistert dich daran und was möchtest du weitergeben?

Mich begeistert einfach zu wissen, ich mache das Richtige! Ich habe einen wertvollen, sinnvollen und zukunftsfähigen Beruf! Das Arbeiten in und mit der Natur, mit den Tieren und den Pflanzen schenkt mir Kraft.

Ich finde, wenn man an die Zukunft denkt, kann man gar nicht mehr anders als eine biologische, nachhaltige Landwirtschaft zu führen, den ich möchte meinen Kindern und dann einmal meinen Enkelkindern sagen können: Wir haben damals bewusst darauf geschaut die Natur bestmöglich zu erhalten und die Artenvielfalt zu fördern.

Und wie schaust du bei den vielfältigen Aufgaben auf dich selbst?

Wenn man das macht, was man gerne tut ist man am richtigen Ort, dann wird die Arbeit nicht zur Last. Ich finde bei unserem Betrieb die Abwechslung am Schönsten – vom Stall über den Garten bis zur Küche!

Sicher gehört eine Auszeit auch dazu. Meine Hobbys: Wandern, Radfahren, Yoga, Lesen, Handarbeiten….

© Seyrhof

Was wünscht du dir für die Zukunft?

Ich wünsche mir, dass wir Bauern uns wieder bewusst werden, welche wichtige Arbeit wir leisten und dass wir nicht austauschbar sind. Wir müssen unsere Natur wieder mehr schätzen, auf unsere Produkte können wir stolz sein! Außerdem denke ich mir manchmal, wie schön haben es unsere vier Kinder die so unbeschwert und mit so viel Freiheit auf dem Bauernhof aufwachsen dürfen und dabei so viel lernen. Es wäre schön, wenn in Zukunft wieder sehr viele Kinder das erleben dürften.

Christa Seyr lebt am Seyrhof in Gutau mit ihrem Mann Thomas und ihren vier Kindern.

Seyrhof
Schöferhof 14
4293 Gutau

www.seyrhof.at

Bio-Rezepte von Biobäuerin Christa Seyr


Patrizia Schneebauer, BIO AUSTRIA Bäuerin in OÖ und Mitglied des Vorstandes von BIO AUSTRIA

Liebe Patrizia, du warst bis vor Kurzem SAP-Key Userin in einer Exportabteilung – und bist jetzt Vollzeit- Biobäuerin am schönen Attersee. Erzähl uns bitte von deinem neuen Arbeitsfeld.

© Schneebauer

Vor beinahe acht Jahren habe ich meinen Mann kennengelernt und habe mich von seiner Leidenschaft als Bio-Bauer sofort anstecken lassen. Mit einem Crashkurs mit dem Titel „Plötzlich Bäuerin“ und einigen anderen Kursen und Zertifikatslehrgänge am LFI habe ich mich auf meine neuen Aufgaben vorbereitet und bilde ich mich laufend weiter, da ich quasi eine „Newcomerin“ war in der Bio-Landwirtschaft. Mein Mann und ich bewirtschaften gemeinsam unseren Hof, den wir letztes Jahr von den Schwiegereltern übernommen haben. Wir haben 12 Mutterkühe und einen Zuchtstier und vermarkten unser Bio-Jungrindfleisch direkt ab Hof. Außerdem haben wir noch einige Kleintiere, die vor allem unsere kleinen Gäste bewundern. Schon bald starten wir mit unserem neuen mobilen Hühnerstall und unseren Legehennen auf die Wiese.

Unser größtes Standbein am Biobetrieb ist die Vermietung von Ferienwohnungen im Zuge von Urlaub am Bauernhof mit den Spezialisierungen „Baby- und Kinderhof“ sowie „Urlaub am Bio- Bauernhof“. Mein Mann und ich teilen uns unsere Aufgaben in diesen beiden Betriebszweigen. Er kümmert sich um die Stallarbeit und die Tiere und ich koordiniere die Ferienwohnungen. Die Direktvermarktung machen wir miteinander. Außerdem sorge ich für Ordnung und Struktur am Betrieb und bin Mutter von unseren beiden Kindern (Laura, 3 Jahre und Alexander, 1 Jahr).

Was begeistert dich täglich aufs Neue in deinem Beruf als Biobäuerin?

Die Natur vor der Haustür und die Liebe zur Natur, die mir der Hof jeden Tag aufs Neue zeigt ist unbezahlbares Glück und tut meiner Seele richtig gut. Eines der schönsten Momente ist früh morgens, wenn ich zum Gästehaus gehe, den Sonnenaufgang vor meinen Augen habe, Vogerl zwitschern höre und die frische Morgenluft tief einatmen kann. Das ist für mich ein erfrischender Start in den Tag und freut mich täglich aufs Neue. Spannend ist auch die tägliche Abwechslung als Biobäuerin: vom Tiere füttern, Ferienwohnungen reinigen, Gäste begrüßen bis hin zu Buchhaltung erledigen und Angebote erstellen. Und Zwischendurch darf ich dann auch mal mit dem Traktor Siloballen von A nach B fahren – das macht mich dann auch noch stolz wenn es mir richtig gut gelingt – vor allem deshalb weil ich eine Quereinsteigerin bin!

© Schneebauer

Was möchtest du an Menschen weitergeben, die nicht in der Biolandwirtschaft tätig sind?

Wir versuchen unseren Kunden und Gästen die Bio-Landwirtschaft und die Natur auf unserem Hof näher zu bringen. Wir bieten ihnen durch unsere Transparenz und Offenheit einen Einblick ins Hofleben und lassen sie aktiv daran teilnehmen wenn sie möchten. Es ist mir ein Anliegen, dass wir unser Bewusstsein für unsere Ressourcen wieder stärken und wieder mehr an Bodenständigkeit gewinnen. Wir versuchen bei uns am Biohof nachhaltig und ressourcenschonend zu leben und zeigen dies unseren Kunden und Gästen mit unserem täglichen Tun. Mein bzw. unser Ziel ist es, als Vorbild voranzugehen.

© Schneebauer

Wie geht es dir mit deinen vielen Aufgaben auf dem Biohof – was tust du für dich selbst?

Meine Auszeiten gönne ich mir zurzeit mit den Kindern in der Sandkiste oder auf der Schaukel! Auch für Spaziergänge und kleine Wanderungen nehme ich mir Zwischendurch die Zeit. Wenn nicht gerade zusätzliche Faktoren, wie derzeit die Baustelle für unseren Hofladen und die Planung für unsere kirchliche Hochzeit anstehen, die neben dem Betrieb meine Aufmerksamkeit brauchen, dann gehe ich gerne Wandern in den Bergen, Radfahren oder schwinge mit meinem Mann das Tanzbein und wir genießen danach ein ausgiebiges Abendessen.

Was wünscht du dir für die Zukunft?

Ein großes Anliegen ist für mich die Menschen über „Bio“ und vor allem über „BIO AUSTRIA“ aufzuklären und die Wertschätzung für die Produkte der Bio-Bäuerinnen und Bio-Bauern zu erhöhen. Ich denke, dass bereits der Großteil der Menschen in unserem schönen Land es liebt und sehr zu schätzen weiß, wenn sie ihre Lebensmittel direkt bei unseren Bäuerinnen und Bauern erwerben können. Dennoch habe ich oftmals den Eindruck, dass der zusätzliche Euro für ein neues Smartphone oder ein neues Outfit leichter ausgegeben wird, als für die Bio-Milch oder das Bio-Ei. Hier sehe ich noch ein großes Potential zur Aufklärung und das ist mein Wunsch hier in den nächsten Jahren mitwirken zu können.

Biohof Weslhof
Abtsdorf 33
4864 Attersee am Attersee

Bio-Rezepte von Biobäuerin Patrizia Schneebauer


Barbara Riegler, BIO AUSTRIA Bäuerin in OÖ und Obmann Stellvertreterin von BIO AUSTRIA OÖ im Interview

© Riegler

Liebe Barbara, du bist seit 2006 Biobäuerin in Bad Kreuzen, erzähl uns bitte von dem schönen Platz an dem du lebst und arbeitest.

Als ich mit 27 Jahren mit meinem Mann den Hof übernommen habe hatte ich fertig studiert (Produkt und Projektmanagement im Lebensmittelbereich“ an der FH Wiener Neustadt, Wieselburg) und 2 kleine Kinder. Wir mussten den Hof erst nach unseren Bedürfnissen umstrukturieren. Wir bewirtschaften 35ha Biolandwirtschaft mit ca. 45 Rindern in Mutterkuhhaltung, haben 4 Zuchtsauen, einige Partien Wildmasthendl den Sommer über, Schafe und Legehühner. Auch Getreide, Obst und Gemüse bauen wir an. Vor einigen Jahren haben wir als zusätzliches Standbein einen Hofladen eröffnet. Mir ist die Arbeit mit KonsumentInnen besonders wichtig – ich bin Kräuterpädagogin und Seminarbäuerin und bei Schule am Bauernhof und bei „Schau zum Biobauernhof“ dabei, außerdem biete ich Workshops an.   

© Riegler

Die Vielfalt scheint dir ein wichtiges Thema zu sein, das macht auch viel Arbeit -was motiviert und begeistert dich dafür?

Natürlich schafft die Vielfalt auch eine gewisse Unabhängigkeit von Marktschwankungen, unser Betrieb steht auf mehreren Einkommensstandbeinen. Das fordert mich und unsere Familie natürlich sehr. Ich habe die Möglichkeit mit den KundInnen direkt in Kontakt zu kommen – das ist schon auch ein kleines „Kraftwerk“ wo ich sehe das gute handwerkliche Bio-Qualität wertgeschätzt und auch finanziell abgegolten wird. Wenn ich mit der Familie – in der Zwischenzeit sind es vier Kinder – am Tisch sitze bei eigenem Gemüse, Eiern, Fleisch und selbstgebackenem Brot sind wir alle stolz darauf welche Fülle es bei uns am Biohof gibt, was wir alles selbst herstellen und genießen können. Bei unseren Produkten steckt halt ein bisschen mehr Liebe drin.

© Riegler

Gibt es auch „Auszeiten“ nur für dich, wie tankst du auf?

Man kann sehr effizient sein und viel leisten, wenn man genug Pausen dazwischen hat. Vor allem um Beziehungen fit zu halten. Qualitätszeit mit meinem Mann ist mir sehr wichtig, weil wenn der Austausch nicht mehr passt und jeder nur für sich alleine dahinwerkelt, dann macht es ja keinen Spaß mehr. Auch den Kindern, Nachbarn, Freunden muss man sich ausreichend widmen, das ist auch wichtig um sich zu reflektieren.

Wir versuchen bei uns am Betrieb den Winter bewusst extensiv zu gestalten, auch kaum Direktvermarktungstage einzuplanen. Zwischen Allerheiligen und Lichtmeß muss frau sich ja auch mal sortieren können. Wir fahren mehrmals pro Jahr ein paar Tage weg. Schifahren in den Semesterferien, ein paar Tage mit den Kindern im Sommer, 2 Tage in den Herbstferien und mit meinem Mann fahre ich vor Weihnachten statt shoppen ein paar Tage in die Therme.

Und für mich ganz wichtig: WOLLE! Wolle entspannt! Die Wolle meine Schafe wasche ich selbst, lasse sie kardieren und bin dann den ganzen Winter beim Spinnen – auch mit anderen Frauen!

© Riegler

Was möchtest du als Biobäuerin über deine Tätigkeit an die Menschen weitergeben?

Ich habe gerne mit Menschen zu tun, das ist eine meiner Stärken die ich am Biohof auch sehr gut einbringen kann. Mir ist es wichtig, dass alle Besucher eine gute Zeit auf unserem Biohof haben, wir gemeinsam Kräuter suchen und verarbeiten, kochen, basteln, über die Zusammenhänge in der Landwirtschaft reden – uns aber auch auf der persönlichen Ebene begegnen. Gerade bei den Kräutern möchte ich altes Wissen bewahren und weitergeben. Ich möchte auch das Bewusstsein fördern wie entscheidend eine möglichst intakte Natur ohne künstliche Spritz- und Düngemittel für unsere Gesundheit und die Vielfalt des Lebens ist. Nicht nur die Biobäuerinnen und Biobauern können hier einen Beitrag leisten, sondern jeder einzelne Mensch.

Wie siehst du die Rolle der Frauen auf den Biohöfen – auch in der Zukunft?

Ich sehe doch eine große Veränderung auf den Höfen, da viele Frauen vor und nach dem Kinder kriegen außerhalb der Landwirtschaft arbeiten. Wegen den Versicherungszeiten, wegen dem doch immer noch geringen landwirtschaftlichen Einkommen und um sich eine angemessene Pension zu finanzieren.

Ich sehe das einerseits mit einem freudigen Auge, weil ich es super finde, dass Frauen heutzutage selbst entscheiden können, wie sie ihr Leben gestalten möchten – ich sehe aber auch, dass sie den Höfen fehlen: Die Gemüseäcker werden weniger, die Kinder leben weniger daheim mit, weil mehr Ausser-Haus-Betreuung notwendig wird, die Einkommensstandbeine auf den Höfen und damit die Weiterentwicklung wird nicht ausreichend forciert, weil ja das Geld woanders herkommt – das sehe ich eher mit einem weinenden Auge.

Meine Wunschzukunft wären Betriebe, wo sich Paare gemeinsam für einen Betriebszweig entscheiden, das auch miteinander lebendig und freudvoll ausfüllen, ausreichend Einkommen damit erwirtschaften und diese Freude am Hof und dieser sinnstiftenden Tätigkeit auch an ihre Kinder weitergeben können. Dieses Geschenk, selbstständig eine wertvolle Arbeit am eigenen Betrieb machen zu können, ohne jeden Tag stundenlang in die Arbeit fahren zu müssen, ohne sich in schicke Kleidung zu werfen und ohne einem Chef Rechenschaft schuldig zu sein: Hoch lebe der Bäuerinnen und Bauernstand!

Biohof Starzhofer
Mitterdörfl 6
4362 Mitterdörfl

Bio-Rezepte von Biobäuerin Barbara Riegler