Mehr Bio: Bauern sind bereit, jetzt müssen Konsumenten nachziehen

Bio Austria NÖ und Wien Obmann Otto Gasselich äußert sich zu „Am Schauplatz“-Dokumentation, für die auch Bio Austria Bauern in Niederösterreich und Wien befragt wurden
Zu wenig Geld bleibt gerade den kleineren Biobetrieben am Ende des Tages – so etwa lässt sich stark verkürzt der „Am Schauplatz“-Beitrag zusammenfassen, der letzten Donnerstag unter dem Titel „Das Bio-Dilemma“ auf ORF 2 ausgestrahlt wurde. Die höhere Wirtschaftlichkeit von Großbetrieben und der Preisdruck durch den Lebensmitteleinzelhandel würden so manchem kleinen Biobauern das Leben schwer machen und so gar nicht dem romantischen Bild der Bio-Landwirtschaft entsprechen.
Je mehr Bio, desto besser
Auf einen Konkurrenzkampf zwischen kleinen und großen Betrieben will sich der Obmann des Bioverbandes Bio Austria Niederösterreich und Wien aber nicht einlassen: „Jeder Hektar, der biologisch bewirtschaftet wird, ist ein Erfolg. Er bedeutet gute Bodenqualität, sauberes Wasser und höchstes Tierwohl. Je mehr Bio, desto besser. Egal, wie groß der Betrieb ist.“
Der Lebensmitteleinzelhandel bringe auch Vorteile für die Biobranche: „Billigere Bio-Produkte im Supermarkt bedeuten nicht automatisch einen geringeren Preis für den Bio-Produzenten. Durch den Aufkauf, Transport und Weiterkauf in großen Mengen kann der Lebensmitteleinzelhandel für das einzelne Produkt viel niedrigere Preise verlangen, als das einem einzelnen Bauern jemals möglich wäre, wenn er all diese Tätigkeiten für seine kleinen Mengen selber erledigen müsste“.
Wachstumspotentiale im Bio-Bereich
Das Problem, das in Wahrheit eine durchaus positive Entwicklung sei, liege an der Marktsituation. „Wir befinden uns in der glücklichen Lage, dass der Bio-Sektor beständig wächst. Von 2012 bis 2017 ist die Bio-Fläche in der EU um 25 Prozent gewachsen. In Österreich ist die Bio-Fläche alleine von 2017 auf 2018 um knapp 17.000 Hektar gewachsen. Bio hat es vom Nischenprodukt in die Mitte der Gesellschaft geschafft. Für Produzenten ist das nicht immer einfach, denn dadurch herrscht ein viel stärkerer Konkurrenzdruck“, so Gasselich.
Es gäbe jedoch durchaus noch Luft nach oben. Den 25% biologisch bewirtschafteter Fläche in Österreich stehen lediglich 10% verkaufter Bioprodukte im österreichischen LEH gegenüber. „Im Lebensmitteleinzelhandel, in der Gastronomie, aber auch in der Gemeinschaftsverpflegung haben wir noch große Wachstumspotentiale im Bio-Bereich“, sagt Otto Gasselich. Durch ein biologischeres Konsumverhalten würde auch der Preisdruck für die Biobauern wieder nachlassen: „Unsere Bauern sind bereit, die Bevölkerung durch eine nachhaltige, enkeltaugliche Wirtschaftsweise zu versorgen. Nun müssen die Konsumenten diese Lebensmittel vermehrt nachfragen und abholen.“