Wer arbeitet im Biogarten?

© Ivo Vögel

Nicht nur der Gärtner! In einem gesunden Boden werkeln jeden Tag und jede Nacht um ein Vielfaches mehr Lebewesen herum, als die Erde Menschen bevölkert.

Fleißige Bodenlebewesen

All diese Lebewesen, Würmer, Algen, Pilze, Bakterien und Insekten arbeiten beständig daran die fruchtbare Erde aufzubauen von der alle Menschen auf der Welt leben. Es dauert Jahrtausende bis durch den Abbau von Gestein, Humus geworden ist. Erneuert und mit Nährstoffen angereichert wird dieser Humus dann durch die dauernde Umsetzung von organischen Materialien wie Pflanzenabfällen, Laub, tierischen Ausscheidungen und toten Lebewesen. Dieser natürliche Kreislauf, wo aus toter Substanz wieder die Grundlage alles Lebendigen hergestellt wird, ist das Vorbild für den biologischen Gartenbau. Es gilt, nichts in den Kreislauf des Naturgartens einzubringen, was nicht auch verarbeitet und umgewandelt werden kann beziehungsweise die Lebewesen in ihrer Gesundheit beeinträchtigt.

Organisch statt künstlich


Anders als beim Einsatz von Kunstdünger, wo die Pflanze direkt mit Nährstoffen „gefüttert“ wird, geht es beim Biogartenbau um die Fütterung der Bodenlebewesen durch Kompost, kompostierten Mist oder die Auflage einer geeigneten Mulchdecke. Während beim Einsatz von Kunstdünger kein Humus entsteht, da die Nährstoffe im Wasser gelöst werden, die Pflanzen einen Teil direkt aufnehmen, der Rest ausgeschwemmt wird und ins Grund- und Oberflächenwasser gelangt, dient die organische Substanz dem Aufbau der Humusschicht und der Stabilisierung des Bodengefüges. Die Nährstoffe für die Pflanze werden von den Bodenlebewesen aufbereitet, sind im Boden gebunden und werden so langsam von den Pflanzen aufgenommen. Es findet keine Ausschwemmung statt und es gibt auch kein plötzliches Überangebot an Nährstoffen, das die Pflanzen zu übermäßigem Wachstum antreibt. Zu schnelles Wachstum beim Menschen, kommt meist mit gesundheitlichen Problemen einher und ähnlich ist dies auch auf Pflanzen umzusetzen. Sie klagen zwar nicht lautstark, doch sind sie anfälliger für Krankheiten und Schädlinge, welches den Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln nach sich zieht.

Nützlingspflege statt Spritzmittel


Nach Ansicht der Natur gibt es keine Schädlinge, denn jedes Lebewesen dient einem Zweck in der Erhaltung des ökologischen Gleichgewichts. Nun ist der Biogarten zwar den Vorgängen in der Natur nachempfunden, aber trotzdem ein von Menschenhand geschaffener „künstlicher“ Lebensraum. Durch die Gestaltung des Gartens und die Planung des Anbaus kann sich auch im Garten ein „natürliches“ Gleichgewicht einstellen, wo Läuse, Schnecken und gefräßige Insekten von ihren natürlichen Feinden in Schach gehalten werden. Auf Seiten der Gestaltung sind Naturgartenelemente wie Hecken aus heimischen Sträuchern, wilde Ecken mit Brennnesseln und ein „gemischter“ Rasen mit Blumen und Kräutern zu nennen, bei der Anbauplanung im Gemüsegarten spielen Fruchtfolge, Mischkultur und Bodenpflege (Anbau von Gründüngungspflanzen) eine entscheidende Rolle. Durch Stärkung der Pflanzen mittels Teespritzungen, gießen mit Komposttee und Brennnesseljauche und dem Einsatz von Steinmehl wird die Anfälligkeit für Krankheiten minimiert. Wer mehr wissen möchte, dem sei „Das große Biogarten-Buch“ von Andrea Heistinger wärmstens empfohlen. Das über 610 Seiten starke Buch wurde mehrfach ausgezeichnet und umfasst alle wichtigen Prinzipien der biologischen Gartenwirtschaft.

Alle pflegenden und vorbeugenden Maßnahmen tragen zu Gesundheit und Gleichgewicht im Garten bei, und das überträgt sich auf uns Menschen. Schließlich baut unser Leben und Wohlbefinden auf der Funktion des Bodens und des natürlichen Kreislaufes auf. Ein äußerst relevantes Detail in unserer heutigen Welt ist der Klimaschutz durch Humusaufbau: In der Humusschicht wird CO2 gespeichert, welches dann nicht mehr zur Klimaerwärmung beiträgt.